Jon ging mit seiner Freundin Elly in das Café. Der Tag war ruhig und eine Wolkendecke war am Himmel und kleine Tautropfen fielen von den Blättern der Bäume. Es war kühl für diese Jahreszeit und ein feiner Nebel begann auf die Strasse zu kriechen. Langsam wurde Jon unruhig, sie haben sich vor fünf Minuten verabredet. Es sind gefährliche Zeiten. Doch bevor er ihr schreiben konnte, schritt sie durch die Tür. Auch heute war sie wunderschön. Elegant tanzte sie durch die Tür, ihre Augen blitzten zwischen Leuten hindurch, bis sie auf Jon ruhten. Ihre Schritte hallten durch das Café als Elly an Tischen vorbeizog und schlussendlich stehen blieb. Sie brachte ein schüchternes «Hi» raus. Es perfekt gewesen. Doch dann blickte Jon für einen Moment aus dem Fenster, um ein Eichhörnchen zu beobachten, doch als er es ihr zeigen wollte, war Elly verschwunden. Ihr Tee war immer da, aber sie war nirgendwo im Gebäude zu finden. Er musste nicht lange suchen und es machte sich Panik breit in Jons Kopf. Er hatte immer wieder gehört von Leuten, die verschwinden und es wurden immer mehr. Voller Angst rannte er zur Tür hinaus auf die leere Strasse. Jon war überrascht, wie leer das Café plötzlich war. Der Bebel wurde dichter. Er wusste nicht, wo er suchen soll. Es wurde unangenehm ruhig auf der Strasse, normalerweise sind immer irgendwelche Kinder im Park neben dem Café gewesen aber die Schaukeln wogen sich nur langsam im Wind. Es blieb ihm keine andere Wahl als die Polizei. Was, wenn etwas passiert ist?
Jon wusste den Weg zum Polizeirevier auswendig. Schon bald sah er das grosse Gebäude in den Himmel ragen. Im Eingangsbereich wurde er von einer lächelnden Frau begrüsst. Sie fragte nicht einmal sondern legte einfach ein Dokument hin. Er nahm es an und begann zu erklären, wie Elly verschwand. Die Polizistin stand neben ihm. Wann hatte sie aufgehört zu lächeln? Nun starrte sie nur aus dem Fenster, als ob sie irgendetwas im Nebel beobachten würde. Das Dokument vor ihm war ein Formular für vermisste Personen. Als er die Polizistin fragen wollte, wie sie wusste das jemand vermisst wird, war sie weg. An ihrer Stelle war nur ein Luftzug zu spüren. Panisch schrie Jon nach Hilfe aber nur die unangenehme Stille antwortete. Nach kurzem suchen war auch klar, dass dieses Gebäude leer war. Wo sind alle?
Jon lief die verlassene Strasse entlang. Er stoppte an der Kreuzung. Er konnte nicht in das Café, Jon hatte zu viel Angst davor, was er darin fände. In dem Moment entschied er die schönen und glücklichen Erinnerungen zu behalten. Lieber als was dort drin ist. So ging er wieder der Strasse entlang zurück. An der nächsten Kreuzung drehte er wieder um und machte sich wieder auf den weg zum Café, vielleicht ist noch jemand zu finden.
Ihn liess das Gefühl beobachtet zu werden nicht los. Er war allein, das dachte er jedenfalls. Der Nebel war zu dicht, um zu sehen was dahinter ist trotzdem fühlte es sich so an, als ob irgendwas dahinter war. Irgendetwas grosses… oder vielleicht auch ganz kleines. Auf jeden Fall beobachtete es Jon, es sah jede kleine Bewegung. Seine starrenden Augen gruben sich in seine Haut. Bald kam auch wieder die Kreuzung. Dahinter stand immer noch das Café. Es war noch genauso wie in den Erinnerungen. Erst nach genauem Hinschauen merkte Jon das etwas nicht stimmte. War es die Farbe, oder war der Baum immer so gross?
Wochen später löste sich der Nebel langsam und Jon begann immer wieder Schatten in seinem Blickfeld zu sehen. Wieder und wieder sah er die Kreuzung. Noch drehte er sich um irgendwann wird er sie überqueren können. Er war sich sicher, dass vor ihm eine Gestalt durchrannte aber als er versucht es zu sehen, verschwindet es wieder. Er wusste lang nicht, ob die Gestalten real waren, aber seine Augen würden ihm doch nicht solche tricks spielen. Hinter dem Nebel waren Augen und sie wurden grösser. Am Anfang war er sich nicht sicher was ihn beobachtet, aber nun weiss er es. Augen unglaublich viele Augen alle auf ihn gerichtet. Er wusste das. Still und abwertend starrten sie ihn an. Auch er versuchte hin und wieder zurückzuschauen aber der Blick der Augen durchdringt alles. Obwohl er sie nicht einmal sah, konnte Jon sie nicht länger als eine Sekunde anschauen.
Die Gestalten kommen näher und die Strasse wird länger. Die sehen langsam fast aus wie Personen. Sie Schatten versuchen sich nicht mehr zu verstecken. Sie stehen am Strassenrand, hinter Bäumen, neben Häusern und manchmal laufen sie neben ihm der Strasse entlang. Er kann nichts machen ausser weiter zu laufen und zu hoffen, dass er endlich von diesem Traum aufwacht. Der Nebel verschwindet langsam. Trotzdem sind die Augen noch da, versteckt hinter dem Grau. Sie werden immer da sein. Alle beobachtet ihn. Er kann nicht mehr hoch schauen die Blicke sind zu schlimm Wohin geht er eigentlich und wann hört die Strasse endlich auf. Hin und wieder blitzen Erinnerungen an ein Mädchen auf. Wer war sie? Er lief schon seit Tagen.
Der Nebel ist weg. Er kann die Augen noch spüren, riesig und unsichtbar beobachten sie ihn bei jedem Schritt. Seine Ohren tun schon fast weh von dem Singen der Schatten. Sie haben keinen Mund und geben keinen Laut von sich, aber er kann sie hören. Ihr Lied wird immer lauter. «lauf…lauf…lauf»
Die Strasse hört nicht mehr auf. Seit wann läuft er schon? Seit Tagen? Wochen? Es gibt kein zurück mehr. Er muss sich an die Regeln halten «Lauf»
Irgendwann wird er das Ende erreichen und er weiss, dass er frei sein wird von diesem Ort, was auch immer dort wartet. Vielleicht wartet auch sie auf ihn.
Das Lied ist wunderschön. Die Strasse endet, er kann die Kreuzung schon sehen. Irgendetwas war hinter dieser Kreuzung. Einst war es wichtig. Nun nichts mehr zu finden. Vielleicht wartet dort, weg von all den Augen, etwas Wunderschönes und vielleicht kann es seine Seele heilen. Er ist bereit, sich den Chor anzuschliessen.
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