"Traum" – Eine Geschichte von Shona My - Young Circle

«Traum» – Eine Geschichte von Shona My

Member Stories 2024

«Traum» – Eine Geschichte von Shona My

Auf einer malerischen Klippe in Sizilien geniesst Mel einen bittersüssen Moment mit ihrem verstorbenen Liebsten, der nur in ihren Träumen lebendig wird. Während sie die schöne Erinnerung an seine Wärme und Liebe festhält, wird ihr bewusst, dass die Realität sie immer wieder zurücklässt in einer tiefen Traurigkeit, die sie nur für kurze Zeit vergessen kann.

Lächelnd schaue ich in die Sonne. Es ist wunderschön hier, auf der Klippe in Sizilien. Schon unzählige Stunden habe ich schon hier verbracht. Es tut gut, auf das Rauschen des Meeres zu hören und den weichen Sand unter meinen Füssen zu spüren. Plötzlich drückt eine grosse Hand meine Schulter. Erschrocken blicke ich hoch, entspanne mich aber sofort, als ich sein Gesicht erblicke. Ich sehe in diese grossen, haselnussbraunen und funkelnden Augen. Sein lockiges Haar steht in alle Richtungen. Wie süss er aussieht mit diesen wilden Locken und den Grübchen auf beiden seiner Wangen. Er strahlt so viel Wärme und Liebe aus. Langsam streicht er eine verlorene Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Du bist zu spät“ sage ich in einem verspielt empörten Ton. Er grinst über beide Ohren und erwidert: „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich habe dich vermisst Mel.“ Er geht neben mir in die Hocke und zieht mich in eine enge Umarmung. „Ich habe dich auch vermisst.“ Eine verirrte Träne löst sich von meinem rechten Auge. Schnell streicht er sie weg und küsst mich auf die Wange. „Wie geht es dir, meine Schöne?“ Mein Herz wird mir ganz warm, immer wenn er mich so nannte. Durch ihn habe ich gelernt, mich selbst zu lieben. Und noch vieles mehr. Zu träumen und das Leben zu geniessen, egal wie schwer es sein kann. „Naja, ich hatte schon bessere Tage. Aber jetzt geht es mir besser, jetzt wo du hier bei mir bist.“ Ein trauriges Lachen ertönt in meinen Ohren. „Du weisst das ich nicht bleiben kann Mel.“ Oh ja, das wusste ich sogar ganz genau. Doch ich will jetzt nicht daran denken. Alles, was ich will, ist diesen Moment voll auszukosten und jede Minute, jede einzelne Sekunde mit ihm zu verbringen. Ich erinnere mich an die wunderschönen Momente, die wir hier auf dieser Klippe verbracht haben. Schweigend sitzen wir da und blicken in die Ferne. Sein Atem streift mein Gesicht und ich spüre seinen regelmässigen Herzschlag. Ich lehne mich noch mehr gegen seine Brust, nur um diesen Klang besser zu hören. „Was tust du denn da?“ Meine Augen beginnen wieder zu tränen. „Ich bin einfach nur froh, dass du da bist.“ Nur noch wenige Minuten habe ich mit ihm. Langsam schliesse ich meine Augen. Und dann passiert es. Kein Herzschlag. Kein warmer Atem der über mein Gesicht weht. Keine warme Hand, die meine Schulter drückt. Keine Stimme, die mein Herz schneller schlagen lässt. Denn sein Herz hat schon vor langer Zeit aufgehört zu schlagen. Ich öffne meine Augen und lasse den Blick über mein Schlafzimmer gleiten. Mein Kopfkissen war völlig von meinen Tränen durchnässt und eine tiefe Leere bleibt in mir zurück. Er ist nicht mehr hier bei mir. Aber das macht nichts. Nächste Nacht werde ich ihn wieder sehen.

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