Meine Hände zittern. Wahrscheinlich stehe ich hier gerade vor der Lösung des Falles, an dem ich seit Monaten arbeite. Jetzt bin ich hier vor der Tür eines baufälligen Wohnblockes, in dem mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Serienmörder wohnt, der acht Frauenleben auf dem Gewissen hat.
Zögerlich hebe ich die Hand um den Klingelknopf, über dem Namensschild D. Vogelsanger zu drücken. Erneut überlege ich mir einen Rückzieher zu machen, doch dann schiebe ich alle Gedanken beiseite und drücke die Klingel. Das übliche Surren erklingt, ich stemme mich gegen die schwere Tür und klopfe kurz darauf entschlossen an der entsprechenden Wohnungstür. Zu meiner Überraschung ist diese nicht abgeschlossen. Ich warte ab, ob jemand öffnet, aber als das nicht geschieht, betrete ich den Eingangsbereich. Ich bin erstaunt über die Sauberkeit und Ordnung. Der Boden glänzt, es riecht nach Putzmittel und die Schuhe sind fein säuberlich aufgereiht. Ich laufe den Flur entlang und lande im Wohnzimmer, welches zur Hälfte von einem beigen Sofa ausgefüllt wird. Noch immer vernehme ich keine Geräusche. Durch das Fenster scheint die Sonne auf das kleine Beistelltischchen vor dem Sofa, worauf ein glitzernder Gegenstand liegt. Beim genaueren Betrachten stelle ich fest, dass es eine goldene Armbanduhr ist. Als ich sie in die Hand nehme, spüre ich, dass auf der Rückseite etwas eingraviert ist- Julia Stein. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, das ist der Name des ersten Opfers. Ich befinde mich tatsächlich in der Wohnung eines Serienmörders, der Gegenstände seiner Opfer als Trophäen sammelt. Während ich die Wohnung weiter durchsuche, finde ich die sieben weiteren Gegenstände mühelos.
Die Küche ist bestens ausgestattet, der neuste Dampfabzug, blitzblanke Herdplatten und daneben ein hölzerner Messerblock. Gerade will ich die Küche verlassen, da blieb mein Blick an diesem Messerblock hängen, daran baumelt doch etwas? Ich schaue genauer und erkenne eine Kette-meine Kette, welche ich schon länger vermisse. Was zur Hölle hat das zu bedeuten?
Immer noch unter Schock finde ich mich im Büro wieder. Dort herrscht Chaos, vielleicht ist das der Grund, weshalb mir das Zimmer seltsam vorkommt. Die unordentlichen Papierstapel, die verstreuten Büroklammern und die aufgeschlagenen Bücher passen so gar nicht zum Rest der Wohnung. Mir stechen Fotos und unleserliche Notizen, welche an der rechten Wand an einer Pinnwand befestigt sind, ins Auge.
Die Fotos zeigen vor allem Landschaften mit einigen Hinweisen auf deren Aufnahmeort wie zum Beispiel Strassenschilder, Bushaltestellen oder Geschäfte. Die Orte kommen mir alle bekannt vor. Ich beginne die Notizen zu entziffern, dabei stelle ich fest, dass es sich um die genauen Adressen der Opfer handelt. Doch etwas passt nicht, aber was? Ich lese weiter. Stopp! Warum sind es neun Fotos es gibt doch nur acht Opfer oder etwa nicht? Mein Blick wandert zum untersten Foto: es zeigt ein Strassenschild. Mein Herz schlägt schneller und mein Alarminstinkt ist geweckt als ich die genaue Adresse entziffere- Schillerstrasse 7. Mein Gehirn rast soll es etwa ein neuntes Opfer geben, das dort wohnt? Schillerstrasse 7- ein Einfamilienhaus- mein Haus.
Totenstille herrscht. Oder doch nicht? Ich höre, wie sich der Fernseher einschaltet.
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