Teil 6: Sumeya E., 14 Jahre - Young Circle

Teil 6: Sumeya E., 14 Jahre

Story Lo & Leduc

Teil 6: Sumeya E., 14 Jahre

Hier kannst du dir die Geschichte auch anhören: Die elektrische Pfeffermühle zuckte zusammen. „Also“, fuhr sie nach kurzem Zögern fort, „wenn es stimmt, dass wir sprechenden Pfeffermühlen, sofern wir in einer solchen Fernsehsendung landen würden, den Leuten ihre Zukunft voraussagen müssten, ist die Sache ja ganz einfach!“ Riri runzelte die Stirn, und auch Herr Lethe […]

Hier kannst du dir die Geschichte auch anhören:

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Die Fortsetzung der Story geschrieben von Sumeya

Die elektrische Pfeffermühle zuckte zusammen. „Also“, fuhr sie nach kurzem Zögern fort, „wenn es stimmt, dass wir sprechenden Pfeffermühlen, sofern wir in einer solchen Fernsehsendung landen würden, den Leuten ihre Zukunft voraussagen müssten, ist die Sache ja ganz einfach!“


Riri runzelte die Stirn, und auch Herr Lethe und Viktor wechselten einen fragenden Blick. Worauf wollte die elektrische Pfeffermühle nur hinaus?
„Halloo!? Wie wäre es, wenn ihr euer Gehirn zur Abwechslung einmal benutzen würdet?“, rief die Pfeffermühle. „Wir wissen ja, was diese Möchtegern-Wahrsager von mir und meiner sprechenden Freundin wollen! Warum machen wir uns das nicht zu Nutze?“, sprudelte es aus ihr heraus. „Klar, die Leute sind leichtgläubig, aber sie sind auch misstrauisch! Um es ihnen als glaubhaft zu verkaufen, müssten wir unsere Sache im Fernsehen schon gut machen. Nur: Wer sagt, dass wir das tun werden?“
Riris Miene hellte sich auf. „Ich glaube ich weiss, auf was du hinauswillst! Papa! Herr Lethe! Das ist es!“, rief sie strahlend.


Herr Lethe kratzte sich am Kopf. Nicht genug, dass Pfeffermühlen neuerdings sprachen oder dass Hunde seinen Laden ausraubten; nein, jetzt sollte er auch noch diesen Plan verstehen! Auch Viktor schien noch nicht begriffen zu haben.
„Wir müssen die vermeintliche Kraft der Wahrsagerei gegen unsere ,Zauberer‘ verwenden!“, überlegte Riri laut, jetzt nun wieder nachdenklich. „Aber eines musst du mir erklären. Wie soll uns das unsere mechanische Pfeffermühle wiederbringen?“, sagte sie zu der elektrischen Mühle gewandt.
„Aaalso! Ich werde euch jetzt einmal eine schauspielerische Darbietung von meinem Plan, äähm … darbieten!“
Die Mühle holte tief Luft, dann begann sie in geschwollenem Ton zu prophezeien.
„Du bist einsam, das sehe ich! Aber deine Geduld wird reiche Früchte tragen! Du wirst schon bald deine grosse Liebe finden. Deine grosse Liebe finden. Deine grosse Liebe find… findindchhrchkz!“
Daraufhin folgte eine dramatische Pause.

„Alles klar? Das war eine Fehlfunktion des versteckten Mikrofons, das die Zuschauer glauben lassen sollte, eine einfache Pfeffermühle könnte sprechen. Tss, so etwas aber auch, wer glaubt schon an lebende Gegenstände!“ Die elektrische Pfeffermühle hüpfte aufgeregt rasselnd auf und ab. „Die Zuschauer werden das also für einen Schwindel halten. Die Pfeffermühle ist folglich nicht mehr zu gebrauchen. Da tretet ihr ins Spiel. Ihr sucht die Wahrsagerin oder den Wahrsager auf …“
„… und dann kaufen wir die Mühle für wenig Geld zurück! Du bist genial!“, jauchzte Riri.
„Ich weiss nicht …“, meinte Herr Lethe zweifelnd, dem nun auch ein Licht aufgegangen war. „Und überhaupt: Wie sagen wir das deiner Kumpanin? Womöglich ist Herr Anton schon auf dem Weg, um sie zu verscherbeln!“
„Nun ja“, sagte die moderne Version. „Da gibt es nur einen Weg. Ihr müsst mich versehentlich vor Antons Augen fallenlassen. Dann werde ich eben auch ein Fernsehstar.“
„Red keinen Quatsch!“, schaltete sich nun Viktor ein, der lange Zeit geschwiegen hatte. „Ausserdem gewittert es draussen. Nicht dass du noch nass wirst!“


„Wenn schon, denke ich, müssten wir dich an ihn verkaufen. Dass wir gemerkt hätten, wie gerne er dich will, und ihm deshalb ein Angebot unterbreiten wollen, könnten wir als Vorwand benutzen“, sagte
Riri, ihr Talent als superglaubhafte Ausredenerfinderin nutzend.
„Könnte klappen“, meinte Viktor, und auch Lethe und die elektrische Pfeffermühle waren einverstanden.
Gesagt, getan. Schon waren sie unterwegs zu Antons Haus. Riri kreuzte die Finger und hoffte, dass er nicht vorhatte, seine Schätze noch heute loszuwerden. Auf dem Weg gingen sie den ganzen Plan noch einmal gründlich von vorne bis hinten durch. Die Pfeffermühle war sorgsam in der Innentasche von Riris Jacke verstaut, damit sie auch ja nicht nass wurde.
An Antons Haus angekommen, fischte Riri die Mühle vorsichtig heraus. Plötzlich war es ganz still. „Jetzt liegt es an dir“, flüsterte Riri mit gebrochener Stimme. „Wir müssen uns noch erkundigen, wann die nächste Wahrsagesendung ansteht. Sie könnte morgen oder auch erst in drei Wochen stattfinden. Du musst unbedingt die mechanische Pfeffermühle in unseren Plan einweihen. Ich hoffe, euer Auftritt funktioniert! Versalz … ich meine, verpfeffere dem seltsamen Anton seine Suppe!“
Und tapfer drückte sie Antons Klingel.


Dieser öffnete die Tür und empfing sie nicht halb so freundlich wie beim letzten Mal. Ausserdem wurden sie – Riri schon zum zweiten Mal an diesem Tag -, von Antons Knurr-Klinkendrück-Räuberhund angeknurrt.
„Was wollt ihr?“, grummelte sein Besitzer ärgerlich.
Riri holte tief Luft. „Wir wollen Ihnen ein Angebot machen“, begann sie. „Wir denken, dass Sie dieses Ding sicher interessieren dürfte.“ Sie hielt Anton die elektrische Pfeffermühle unter die Nase.
„Das ist doch … das ist doch die Höhe!“, brüllte Anton. Auf seinen Wangen hatten sich rote Flecken gebildet. „Ich soll dieses Ding kaufen? Nachdem du mir es heute gestohlen hast?“, tobte er.
„Sie vergessen da eine Kleinigkeit“, sagte Riri ruhig. „Sie haben ebenfalls etwas von uns, oder besser gesagt, von Herrn Lethe gestohlen.“
Anton, immer noch puterrot, holte laut Luft, sagte aber nichts. Natürlich musste er die Mühle haben, nur war ihm der Vorschlag des Mädchens noch nicht ganz geheuer.

„Warum wollt ihr die Pfeffermühle an mich verkaufen, wo ihr sie doch vor nicht allzu langer Zeit unbedingt wiederhaben musstet?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen. „Euch dürfte eine gewisse Sache doch sicherlich nicht entgangen sein.“
„Nein diese Sache ist uns durchaus bekannt“, meldete sich nun Herr Lethe. „Deshalb und weil ich das Geld brauche, verlange ich auch einen angemessenen Preis dafür.“ Herr Lethe wusste, dass er nur glaubwürdig erschien, wenn er jetzt eine hohe Summe bot. „300 und nicht weniger“, sagte er bestimmt.

300 Franken! Anton überlegte. Das Gesicht des Brockenstubenbesitzers verriet ihm, dass er es ernst meinte. „Gut …“, knurrte er und zog einige Scheine aus der Hosentasche. „Aber das Ding soll etwas sagen. Nicht dass ihr mir noch eine gewöhnliche elektrische Pfeffermühle andrehen wollt!“
„Du hast ihn gehört“, sagte Riri zu der Mühle. „Sag irgendwas!“
Doch die Pfeffermühle blieb stumm.
„Bitte!“, rief Riri. „Das ist jetzt kein guter Moment für schlechte Scherze!“
Kein Laut drang aus der kleinen Maschine, die sonst so schwatzhaft war. Ob etwa …?

Riri erblasste. Ein wichtiges Detail hatten sie alle vergessen! Die Mühle lief mit Batterien. Und die waren vermutlich leer!
Sie schaute hoch in Antons Gesicht, das gar nicht freundlich aussah …

Verfasst von Sumeya E., aus Zürich, 14 Jahre