Hier kannst du dir die Geschichte auch anhören:
«Was müssen wir denn tun?», fragte Riri. Doch die Pfeffermühle antwortete nicht gleich. Riri wurde langsam ungeduldig: «Nun sag schon!» Was war denn so schwierig daran, ihre Worte zu verstehen? In der Stille hörte sie das Gewitter, das noch immer tobte. Da bekam Riri plötzlich einen schlimmen Gedanken: Was, wenn es bei dem Unwetter irgendeine Störung gab? Die Pfeffermühle war ja elektrisch! Sie schüttelte die Mühle so kräftig, dass man die Körner darin rasseln hören konnte.
„Ach, Riri, Geduld ist wohl keine deiner Stärken“, tönte es nun aus dem Inneren der Mühle. Riri war im ersten Augenblick erleichtert, dass die Pfeffermühle doch noch heil war. Aber schon im nächsten Moment glaubte sie, nicht richtig gehört zu haben: Wenn es schon einen Plan gab, diesen Anton aufzuhalten, warum konnte es die Pfeffermühle nicht einfach aussprechen? Doch jetzt schien die elektrische Pfeffermühle ihre Meinung geändert zu haben. «Also gut, wir gehen schrittweise vor. Als Erstes musst du nochmals zu Anton nach Hause.»
Für Riri war das nicht der beste Plan, besonders nicht bei diesem Wetter.
„Aber nicht alleine! Wer weiss, wie gefährlich Anton wirklich ist?!“, meldete sich nun auch Herr Lethe zu Wort.
Aber die Pfeffermühle liess diesen Einwand nicht gelten: «Doch, sie muss. Ausserdem müssen Sie hierbleiben und aufpassen, dass dieser Hund nicht noch anderes mitnimmt.»
Herr Lethe verschränkte seine Arme. «Na schön», brummte er. Wahrscheinlich wollte er einfach gern dabei sein und beim Plan der Pfeffermühle mitmachen, vermutete Riri. Doch jetzt konzentrierte sie sich lieber wieder auf das Wesentliche.
«A… Aber pass bitte auf dich auf!», stammelte Viktor, der sich langsam wieder fing.
«Ist gut.» Riri umarmte Viktor. Sie hatte das Gefühl dass er eine Umarmung gerade gut gebrauchen konnte. Als sie sich wieder voneinander lösten, spürte Riri, dass er sich etwas beruhigt hatte.
«Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber wir sollten langsam losgehen!», krächzte die Pfeffermühle.
«Soso. Und da sagst du mir noch, ich sei ungeduldig?» Riri spielte entsetzt. Doch gleich darauf prustete sie los. Bis Herr Lethe sie unterbrach: «Ich glaube, die Pfeffermühle hat recht. Immerhin wird es in einer Stunde schon dunkel!»
Riri hörte auf zu lachen. Für einen Moment fand sie ihr kindisches Verhalten peinlich, aber gleich darauf wusste sie wieder, was zu tun war. «Stimmt, wir haben eine Mission!», sagte sie bestimmt. Sie fand es toll, das Ganze als eine Mission zu betrachten. Und für diese Mission brauchte sie erst einmal eine Regenjacke. Da Riri gerade keine dabei hatte, bekam sie die von Herrn Lethe. In seiner Regenjacke fühlte Riri sich winzig. Aber das war ihr im Moment egal: Regenjacke war Regenjacke und das war auch gut so.
Langsam wurde Riri etwas aufgeregt. «Brauche ich sonst noch irgendwas?»
«Mich!» Fast hörte es sich so an als würde die elektrische Pfeffermühle schreien. Aber das lag wahrscheinlich am lauten Regen, der gegen die Fensterscheibe prasselte.
«Okay, dann kann es ja losgehen.» Riri war jetzt richtig aufgeregt. Herr Lethe hatte recht: Sie konnten Anton gar nicht richtig einschätzen! Aber hier ging es auch nicht nur um irgendwelche Pfeffermühlen, sondern um die Zukunft der sprechenden Pfeffermühlen und auch um die Menschen.
«Was stehst du denn so unschlüssig rum? Ich an deiner Stelle wäre längst losgerannt!» Natürlich musste die elektrische Pfeffermühle dazu auch noch etwas gesagt haben. Aber sie hatte nicht ganz unrecht, deswegen sprintete Riri jetzt los und stoppte erst wieder vor Antons Haustür. Jetzt oder nie, dachte Riri. Tief durchatmen, Augen zu und durch. Die Augen liess sie aber lieber offen, ansonsten stimmte es. Also klingelte sie.
Als hätte er auf Riri gewartet, öffnete Anton schon wenige Sekunden später die Tür. Er betrachtete das Mädchen etwas misstrauisch. Dann fragte er: «Was willst du denn schon wieder hier? Brauchst du noch ein Interview oder willst du mir noch etwas stehlen?» Riri war schockiert. Woher wusste er das? Und wenn er es schon vorher wusste, wieso hatte er nicht schon früher etwas gesagt?
Okay, Riri, versuchte sie sich selbst zu beruhigen, zeige ihm nicht, was du gerade wirklich fühlst, zeige ihm, dass du stark bist! «Ihr Hund hat uns auch etwas gestohlen, also können Sie mir nichts vorwerfen!» Riri war von ihrem eigenen Mut überrascht. «Ausserdem weiss ich, was Sie tun, und ich will wissen warum!» Sie schaute Anton erwartungsvoll an. Doch plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sich etwas in ihm veränderte. Irgendwie wirkte er auch etwas hilflos. Er bat sie, reinzukommen. Riri fühlte sich seltsam. Als würde sie Anton von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Er zeigte auf das alte Ledersofa. Riri war verwirrt, hatte aber keine Angst. Als sie sich setzten, hatte sie das Gefühl, in ihn hineinsehen zu können.
«Erzähl mir alles!», flüsterte sie. Da begann Anton zu weinen.
Verfasst von Laura S. aus St. Gallen, 12 Jahre