Selten war es der Fall, dass unser Schiff auf stillem Wasser segelte. Dies lag an mehreren Aspekten, der schwerwiegendsten davon war, dass man Piraten auf den kontrollierten Handelsrouten nicht willkommen hiess. So kamen es, dass wir mit unserem unverkennbaren Schiff, dem hölzernen Einhorn durch Gewässer steuerten, welche die normale Gesellschaft als Himmelfahrtskommando abstempelte. Nicht so unser Kapitän, es machte ihr Freude, durch die Sturmverseuchten Gewässern und tödlichen Klippen zu steuern. Während der Rest der Crew sich zu diesen Zeiten am liebsten in Ecken verkroch, um irgendeine höhere Macht anzuflehen, stand sie am Steuer und brüllte lachen Kommandos über Deck. Meistens beinhalteten diese, dass wir weitere Segel spannen sollten, um im Sturmwind schneller voranzukommen, aber ich schweife ab. Heute war wie gesagt keiner dieser Nächte, nirgends eine Wolke in Sicht, nur der klare Sternenhimmel und es sollte gefälligst auch so bleiben. Denn heute war Sternenfall, die längste und wohlgemerkt kälteste Nacht des Jahres. Kälteste nur weil unser Kapitän uns unbedingt in die Eisbergverseuchtesten Gewässer gefahren hat, die es gibt, allerdings war es kaum mehr spürbar und die Schönheit, die uns erwartete, war alles wert. Allerdings gab es noch etwas, dass ich klären musste, bevor die Sterne zu regnen begannen. Ich steuerte durch die versammelte Crew, welche alle in Pelz gehüllt auf dem Deck standen. Ich schnappte mir zwei Becher voller Punsch, schnupperte daran, um sicher zu gehen, dass darin kein Rum war und machte mich auf den Weg zu unserer Galionsfigur, dem berühmten Einhorn. Wie erwartet stand er dort, tief in seinen Schal eingemummelt und starrt in die Leere. Ich trat neben Ihn und halte Ihm den warmen Becher entgegen. «Solltest du nicht schon mit dem Beiboot davonrudern und dein neues, ehrenhaftes Leben anfangen?» «Solltest du nicht mit Jacks in selbem Besagten Beiboot sitzen und nicht an mich denken?» Er nahm mir der Punsch ab und schaute mich mit verheulten Augen an. «Wieso willst du gehen? Wir habe hier alles was wir uns erträumt haben.» Ich seufzte tief bevor ich antwortete: «Träume ändern sich, wir haben dieses Gespräch schon geführt.» «Ja sicher dass haben wir, und jedes einzelne Mal sind wir auf die gleichen zwei Endaussagen gekommen, du willst mich verlassen und ich will dass du bleibst.»
Er trinkt ein tiefen Schluck aus seinem Becher, genau deshalb habe ich vorhin geschaut, ob er Rum beinhaltet, ich weiss von seinen ehemaligen Problemen mit Alkohol, genauso wie er von meinen weiss. «Ich bin nicht für immer fort, ich arbeite mich hoch und komme zu euch zurück, wenn ich ein wirklicher Nutze für die Crew habe und nicht eine Gefahr für euch darstelle.» Er murmelte etwas das verdächtig nach Bullshit klang und ich sehe die Tränen in seinen Augen. Ich schlinge meine Arme um Ihn und drücke Ihn fest an mich. Er erwiderte die Umarmung und die Lüge welche über meine Lippen kam brannte umso mehr. «Ich verlass dich nicht, niemals.» «Versprochen?» Nun kamen mir auch fast die Tränen. «Versprochen.» Mir ging die Zeit aus ich drückte Ihm ein Kuss auf die Stirn und liess Ihn los. Ich blicke Ihm das letzte Mal in die Augen und zwinge mir ein Lächeln auf. «Ich hole uns Kekse, bevor der Rest sie entdeckt.» Seine Augen werden weit und er wispert: «Chocolate Chips?» Ich musste mir das Lachen nicht abringen welches aus mir herausprudelte, was es noch schmerzhafter machte. «Klar doch, und sie sind noch frisch aus dem Ofen, bin gleich wieder da.» Ich drehe mich um und will in der Menge verschwinden, doch er ruft mir nach: «Warte!» Ich erstarre am ganzen Körper und drehe mich zu Ihm um. «Er grinst mich breit an, sodass ich seine Grübchen im Sternenlicht sehen kann. «Kannst du mir eine Decke mitnehmen? Es ist arschkalt.» Mir ist zum heulen zumute doch ich grinse zurück und rufe: «Aye aye Kapitän» Ich lief nun schneller durch die Menge. Ich will gerade die Stufe unter Deck nehmen, als ich in eine der Nischen gezogen werde. «Kriege ich auch noch einen Kuss zum Abschied, Kapitän?» Ich schaue in Ihre Schwarzumrandeten Augen, es war als würde ich in ein Spiegelbild meines ältere Ichs starren, jedes Mal wenn ich sie sehe. «Kapitän, ich…» «Du bist spät dran, beeil dich oder du kommst mitten in den Schauer.» «Ich weiss, ich musste mich noch verabschieden.» Sie schaute mich mit einer Mischung aus Belustigung und Mitleid an, bevor sie sich vorneigte und mich küsste. Ich hob die Hand an ihre Wange und schluchze in den Kuss bevor ich mich löse. Sie steckt mir etwas in die Tasche. «Wenn du genug vom allem hast, wirst du mich damit finde und nun geh!» Sie stoss mich die Treppe hinunter und ich taumle blindlings zum Hinterausgang. Das Hölzerne Einhorn hatte seine eigenen Regeln von Architektur, weshalb man von unter Deck in die Beiboote einsteigen konnte. Jacks stand im Schatten und hielt mir den Reisemantel bereit. Ich zog in an und umarmte ihn rasch. «Pass gut auf ihn auf, ja?» «Natürlich, stress dich der Schauer beginnt in wenigen Minuten.» Ich drücke Ihn nochmals und steige in das kleine Ruderboot ein. Er stösst mich raus aus der Halterung und ich nehme die beiden Ruder in die Hand. «Danke dir, ich komme zurück.» Er stösst ein lautes Lachen aus. «Natürlich kommst du das.» Ich nicke zum Abschied und ziehe an den Riemen. Es dauert nicht lange bis ich das Hölzerne Einhorn hinter mir gelassen habe und den Schrei höre. Er schrie mein Name, er hallte über die leere See hinweg in die eiskalte Nacht. Und dann fielen die Sterne. Zu tausend schienen Sie über den Himmel auf uns runter zu regnen. Dieser Anblick war Zuviel für mich, ich brach in unkontrollierbares Schluchzen aus und klammerte mich an den Rudern fest. Etwas fiel klirrend aus meiner Tasche in den Bauch des Boots und ich tastete blind danach. Es war ihr Amulett, dass was sie mir gegeben hat um, sie wiederzufinden. Ich hob es an meinen Mund und flüsterte: «Ich komme zurück.» Ich schloss die Augen, als die Sterne um mich herum auf dem Wasser aufkamen.
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