Ganz in die Musik vertieft laufe ich die dunkle Strasse entlang, die direkt nachhause führt. Ich nehme nichts um mich wahr und singe leise in meinen Schal hinein. Da ich immer Kopfhörer trage, hatte ich nicht einmal Mützen zu Hause. Doch an diesem Tag hätte ich besser eine Mütze gehabt. Dann hätte ich vielleicht die beiden Männer bemerkt die mir schon seit längerem folgten. Ich nahm sie erst wahr als der einem mir eine schwere, starke Hand auf die Schulter legt. Ich schreie vor Schreck laut auf und versuche über meine Schulter zu schauen. Doch er drückt mich so stark in Richtung Boden dass ich mich vor Schmerz winde. Plötzlich liegt eine zweite Hand mit einem kalten, nassen Tuch auf meinem Mund. Danach wurde alles schwarz. Das letzte was ich mitbekam war das sie mich packten und irgendwo hin schleiften.
Als ich irgendwann später die Augen aufschlug, sitze ich auf kaltem Boden um mich herum alles stockdunkel. Ich sehe nicht einmal meine eigene Hand vor Augen. Plötzlich schwingt gegenüber von mir eine Tür auf und gleissendes Licht blendet mich. «Ah Dornröschen ist erwacht» sagt eine raue Männerstimme, als ein grosser schatten im Licht auftauchte. Leises Lachen ertönt hinter ihm. «Ruhe» sagt er laut aber bestimmt. Vor Schreck bei dem lauten Geräusch zucke ich unmerklich zusammen. «Also Prinzessin. Hör mal gut zu den ich werde es dir nur einmal erklären» sagt der Schatten in einem ruhigen Ton, fast so als würde er mit einem Kleinkind reden. «Du bist meine Geisel und du sprichst nur wenn ich dir es erlaube. Du bleibst hier drin und bist still. Wenn dein Vater bezahlt kannst du gehen» dies sagt er so ruhig und klar auf das ich nur nicken kann. Ich schaue erneut in sein Gesicht, kann aber immer noch kaum etwas erkennen, da all das Licht zu hell hinter ihm hervor scheint. «Gut» sagt er mit einem süffisanten Lächeln in der Stimme. Dann schlägt er die Tür zu. Erneut zucke ich zusammen. Erst als es wieder ein paar Minuten dunkel und still war dachte ich über meine Situation nach. Also es war offensichtlich das ich entführt wurde und als Geisel gehalten wurde. Er sagte etwas davon das wen mein Vater bezahlen würde das ich gehen könnte. Aber mein Vater ist weder bekannt noch irgendwie reich. Und er hat mich ’’Prinzessin’’ genannt. Hält der mich für eine Prinzessin oder so? Mein erster Gedanke ist das ich das einfach nur richtig stellen musste, dann würden sie mich sicher gehen lassen. Doch wie sollte ich das beweisen, wo sie doch so fest davon überzeugt waren das ich die Richtige bin. Auf einmal kommt mir die Idee das ich ja vielleicht irgend eine relevante Information in meinem Handy haben könnte die diese Gestalten überzeugen könnte. Ich taste jede meine Tasche ab doch ich kann mein Handy nirgends finden. Dasselbe mit meinen Schlüsseln und allem anderen das ich bei mir hatte. «Shit!» murmle ich in die Dunkelheit. Natürlich haben sie mir alles abgenommen.
Zögernd stehe ich auf und fahre mit der Hand der Wand entlang. Als ich einmal komplett durch den Raum gelaufen bin, habe ich etwa eine Einschätzung wie gross dieser ist. Erneut bei der Tür angelangt klopfe ich erst leise dann immer lauter und wütender an. Als ich einen Schlüssel klacken höre springe ich sicherheitshalber ein paar schritte zurück. «Prinzessin, ich habe doch gesagt das du still sein sollst.» höre ich die wütende, unbekannte Männerstimme durch den hellen Türspalt. «I-ch habe nur eine kl-eine Fr-age» sage ich mit zitternder Stimme. «Für wen haltet ihr mich?» frage ich in Richtung Tür. «Was hast du gesagt, Prinzessin? Für wen wir dich halten?» fragte die Stimme höhnisch. «Ach willst du dieses doch so einfache Spiel auf die harte Tour? Hast du zu wenig Action?» der Hohn ging in ein irres, leises Lachen über. «Ich glaube ihr verwechselt mich. Weder bin ich irgend eine Prinzessin noch ist meine Familie Wohlhabend» erschrocken schliesse ich den Mund. Das waren hoffentlich nicht zu viel Worte auf einmal. «Du willst mir also sagen das du nicht Catherine bist?» die Stimme wirkt kein bisschen verunsichert sondern nur belustigt. «Nein ich bin nicht Catherine. Ich heisse Miya» meine Stimme wechselt mitten im Satz wieder in ein Flüstern. »Soso ’’Miya’’, wen du nicht Catherine bist, wieso haben wir dich dann Tage lang beobachtet und unseren Plan über dich ausgetüftelt? Wir haben etwa zwei Monate lang investiert, bevor wir dich geschnappt haben» die Stimme nahm langsam einen ungeduldigen Ton an. «Und nun sollen wir dir einfach glauben das wir per Zufall doch nicht Catherine erwischt haben sondern dich. Du weißt das du unglaubwürdig klingst?» die Stimme wird immer wütender und aggressiver aber sie nicht eine Nuance lauter. «Ja das denke ich. Ich denke auch das wen ihr diese Catherine wirklich erwischt hättet, dass es längst in den Nachrichten wäre da sie ja anscheinend eine eher bekannte Person sein muss» ich werde immer zuversichtlicher das ich die Gestalt überzeugen kann. «Hmm… wenn du recht hast dann werden wir dich aber leider nicht am leben lassen können. Wer weiss wem du unser kleines Geheimnis dann ausplaudern würdest»
Der Schrecken durchzieht mich wie eine eiskalte Welle. Mein Atem stockt.
«Ich komme in fünf Minuten wieder. Wenn ich nicht, dann haben wir hier Catherine und du bleibst am Leben bis wir das Geld haben. Wenn ich aber wieder komme dann weißt du was das bedeutet»
Mit dieser Drohung wird die Tür wieder ins Schloss geworfen. Der Raum erscheint mir jetzt noch viel kälter und bedrängender, als noch vor wenigen Minuten. Diese eine Drohung hat mir all meinen Mut genommen, noch lebend aus dieser Situation zu kommen. Er wird wieder kommen und dann werde ich sterben einsam und allein. In irgendeinem kalten Keller weit weg von meiner Familie. Ich bin zu jung zum Sterben. Ich muss ihn nur irgendwie davon überzeugen mich nicht zu töten. Ich werde auch nie jemanden von diesen Stunden in diesem Raum erzählen. Ich versuche, um mich zu beruhigen, die Sekunden zu zählen, bis er wieder kommt.
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