"Only me" – eine Geschichte von Sophie Blandeau - Young Circle

«Only me» – eine Geschichte von Sophie Blandeau

Member Stories 2022

«Only me» – eine Geschichte von Sophie Blandeau

Plötzlich fiel mir alles wieder ein. Wo ich war, wusste ich noch immer nicht. Ich war an einen Stuhl gefesselt. Mein Kopf pochte vor Schmerz und die Seile an meinem Handgelenk schnitten mich. Immer wieder schrie ich nach Hilfe, bis Schritte erklangen und eine männliche Stimme sagte…

Zitternd kauere ich auf der Matratze im Keller meines Entführers. Bis auf ein kleines Fenster, durch das der Mond spärlich in den Raum schien, gab es kein Licht. Es sah aus, wie in einer Gefängniszelle, mit Toilette auf der anderen Seite und einer unangenehmen Matratze, auf der ich sitze. Mittlerweile habe ich das Zeitgefühl verloren und weiß nicht, wie lange ich schon hier bin. Immer wieder muss ich an den Tag denken, als ich entführt wurde…

Dieser Tag war ein Freitag. Es hätte eigentlich der beste Freitagabend werden sollen, aber da kam mir meine Entführung in den Weg. Ich hatte mich so gefreut, da ich nach langer Zeit wieder einmal sturmfrei hatte.

Mein 22- jähriger großer Bruder, der überraschenderweise noch immer bei unseren Eltern wohnte, war für zwei Tage mit seinen Freunden in eine gemietete Berghütte gefahren. Am Sonntag, gut eine Woche vorher, sagten meine Eltern, dass sie auf eine siebentägige Geschäftsreise gehen.

Mit Netflix, Popcorn und meinen Lieblingspyjama – es war schwarz mit ganz vielen kleinen orangen Kürbissen darauf – hatte ich es mir gerade auf meinem Bett gemütlich gemacht und schaute die neue Staffel von Stranger Things, als von unten Geräusche erklangen. Zunächst dachte ich, dass es der Wind war, aber mit der Zeit bekam ich ein mulmiges Gefühl und überlegte, was es sonst sein könnte. Irgendwann packte mich der Gedanke, dass es Einbrecher sein könnten.  

„Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte ich mich mit Panik und stand lautlos vor meinem Bett auf. Langsam bewegte ich mich in Richtung meines Büros und nahm kurzerhand eine Schere in die Hand. Es polterte etwas unten in der Küche und mein Puls stieg.

Verdammt!! Was haben meine Eltern schon wieder zu Einbrecher gesagt?“

, versuchte ich mich zu erinnern. Natürlich wusste ich es wieder einmal nicht. Typisch für mich!! Mit leisen Schritten ging ich wieder auf mein Bett zu, um mein Handy zu nehmen. Plötzlich hörte ich Schritte auf der Treppe. Ich wurde immer panischer und wählte verzweifelt die Nummer der Polizei. Es piepste einmal und als eine Stimme aus dem Lautsprecher erklang, wurde mir etwas an meinen Kopf geschlagen und keine zwei Sekunden später war ich im Land der Träume.

Als ich wieder zu mir kam, waren zwei Fragen in meinem Kopf:

„Wo bin ich? Was ist passiert?“

Plötzlich fiel mir alles wieder ein. Wo ich war, wusste ich noch immer nicht. Ich war an einen Stuhl gefesselt. Mein Kopf pochte vor Schmerz und die Seile an meinem Handgelenk schnitten mich. Immer wieder schrie ich nach Hilfe, bis Schritte erklangen und eine männliche Stimme sagte:

„Süße, dich hört hier niemand“

„Nenn mich erstens nicht ‚Süße‘ und zweitens…“ begann ich langsam und zitterte leicht, aber nicht wegen der Kälte. „WO BIN ICH VERDAMMT NOCHMAL?“ zum Schluss schrie ich die Worte. Ich hoffte, dass meine Stimme selbstsicherer klang und nicht so verängstigt, wie ich mich fühlte.

„Süße, ich denke du wirst später noch erfahren weshalb du hier bist”, war die Antwort des Mannes. Mit diesen Worten öffnete sich die Tür und ein großer, muskulöser Mann, kam mit einem eisernen Blick auf mich zu.

Der Mann blieb zwei Meter vor mir stehen. 

„Wo bin ich?“, fragte ich leise.

„Hier und da“,  sagte er lässig.

Verärgert fragte ich:

„Darf ich wenigstens wissen, wie sie heißen?“

„Nein..“

Mit dieser Antwort drehte er sich um, ging aus der Tür und schloss sie ab. Dann hörte ich nur noch leiser werdende Schritte.

 „Was war denn das?“

 Fragte ich mich nach diesem seltsamen Besuch.

Ein wenig später, öffnete sich Tür nochmals und eine junge Frau kam rein und trug ein Tablett mit Essen in den Raum.

Die Frau stellte das Tablett auf den Boden neben der Matratze ab und kam auf mich zu.

Stumm löste sie meine Fesseln.

Ich rieb mir meine Handgelenke und mein Magen knurrte, als ich sah, was es zum Essen gab und ich seit weiss ich wie lange nichts mehr gegessen habe.

„Danke“ sagte ich zu der Frau und stürzte mich auf das Essen.

Sie nickte mir zu und ging aus dem Raum.

So lief das dreimal am Tag ab. Bis auf das Fesseln lösen, weil ich nicht mehr an diesen Stuhl gefesselt wurde.

…Das öffnen der Tür, reist mich aus meinen Gedanken. Die Frau kommt auf mich zu und zerrt mich bis zu einer Tür. Sie tretet ohne anzuklopfen ein und zieht mich unsanft mit.

Ich betrete einen wunderschönen Saal mit sehr vielen Gemälden..

Meine Augen erblicken meine Eltern gefesselt und geknebelt auf einem Bildschirm und natürlich der Mann im schwarzen Anzug.

Überrascht meine Eltern zu sehen und dazu in einem schlechten Zustand, keuche ich auf.

Der Mann kommt auf mich zu und packt mich grob am Arm.

„Du sagst mir sofort wo der Archäologische Schatz ist, denn du bist die einzige die es weiss, deshalb zeig mir den Standort. Du willst doch nicht, dass deinen Eltern was passiert oder?“

„Lass meine Eltern in Ruhe! Und nein ich werde es dir nicht geben“ entgegne ich und blicke in sein Gesicht, dass sich zu einer wütender Grimasse verzieht.

„Du scheinst wütend zu sein… Hast du ein Problem damit, dass nur ICH dir helfen kann und du von mir niemals die Antwort kriegen wirst?“ spreche ich weiter

„Du willst also, dass ich deine Eltern in Ruhe lasse? Gut, das geht nur wenn du mir hilfst. Sonst..“ er lässt den Satz unvollendet und ich kann mir sehr gut vorstellen, was er damit gemeint hat.

Plötzlich hört man laute Polizei Sirenen. 

„Scheisse“ flucht der Mann in schwarz und rennt aus dem Saal.

„Karma“ schreie ich ihm noch hinterher, aber ich glaube er hat es nicht gehört.

Die Polizei stürmt das Haus und befreit uns somit.

Der Mann in schwarz konnte gefasst und verhaftet werden. So muss ich keine Sorgen haben, dass ich in nächster Zeit nochmals entführt werde..

16 Tage nach der Entführung, sitze ich mit meiner Familie im Wohnzimmer auf der Couch.

Mir schwirren viele fragen im Kopf herum, aber ich denke, dass ich sie später beantworten lasse, dafür geniesse ich die wenige Zeit with my Family.

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