"Hoffnung auf vier Pfoten" – Eine Geschichte von Zoe Kramer - Young Circle

«Hoffnung auf vier Pfoten» – Eine Geschichte von Zoe Kramer

Member Stories 2024

«Hoffnung auf vier Pfoten» – Eine Geschichte von Zoe Kramer

Annie und ihr Hund Malix geniessen einen friedlichen Spaziergang durch den Wald, als sie auf einen verängstigten, streunenden Welpen stossen. Ohne zu zögern, nimmt Annie das kleine Tier mit nach Hause, doch schon bald wird klar, dass der Welpe dringend Hilfe benötigt – ein Abenteuer beginnt, das alles verändern könnte.

Malix

„Sitz, sitz!“, seit einer geschlagenen halben Stunde standen wir nun schon in meinem neuen Garten. Vor mir stand Annie, deren rotbraune Locken ihr über die Schultern fielen. Ihre grünen Augen sahen mich streng und gleichzeitig liebevoll an. Sie wuschelte durch mein gelbgoldenes, langes Fell. Ich war ein Golden Retriever und wohnte noch nicht lange bei Familie Parker. Vorher hatte ich mit meinen fünf Geschwistern zusammen bei unserer Mutter gelebt haben. Dort durften wir den ganzen Tag machen was wir wollten. Doch auch bei Familie Parker gefällt es mir sehr gut. Na ja, ausser, dass ich viele neue Kommandos lernen musste. „Ach Malix, wir üben an einem anderen Tag weiter, heute streifen wir noch ein bisschen durch den Wald“, meinte Annie schulterzuckend zu mir. Dieses Schulterzucken machten Menschen häufig, doch ich verstand noch nicht ganz, weshalb sie es taten. Zustimmend bellte ich. Annie rief ihrer Mutter, die drinnen noch arbeitete, zu, dass wir noch eine Weile weg sein würden. Annies Mutter Eliane sah im Grunde genauso aus wie Annie. Nur das sie keine efeugrüne, sondern braune Augen hatte. Und natürlich war sie älter als Annie. Sie hatte letztens zu mir gesagt, dass sie schon 45 war. Annie hatte gestern ihren 13ten Geburtstag gefeiert. Im Garten hing eine grosse 13 und mehrere Happy-Birthday-Girlanden, die Eliane und Laurenz aufgehängt hatten. Laurenz war Annies Vater, er hatte eine sehr tiefe, angenehme Stimme. „Na komm schon, Malix“, mit der Leine in der Hand kam Annie auf mich zu. Wedelnd lief ich auf sie zu, obwohl ich die Leine echt albernd fand. Menschen hatten manchmal komische Ideen. Ich würde doch auch ohne Leine bei Annie bleiben. Also zumindest dann, wenn gerade kein Reh über den Waldweg lief. Aber wenn das passierte, musste man schon echt Glück haben. Ich und Annie machten uns auf den Weg zum Wald.

Annie

Ich liebte es, mit Malix durch den Wald zu streifen, die frische Luft der Bäume einzuatmen und dem Gesang der Vögel zu lauschen. Im Wald war es kühler, aber immer noch angenehm. Ich und Malix schlugen den Weg zum kleinen Bach ein. Nach ungefähr 15 Minuten waren wir dort auch schon angelangt. Der Bach war schmal genug, dass man mit einem grossem Satz auf die andere Seite springen konnte. Der Bach floss durch eine kleine Lichtung. Hohes Gras wuchs auf beiden Seiten des Bachs und dazwischen leuchteten Gänseblümchen. Ich setzte mich ins Gras und lies Malix von der Leine. Er sprang sofort zum Wasser zu und spielte damit. Ich lehnte mit dem Rücken an einen Baumstamm, der in der Mitte der Wiese lag. Er war leicht mit Moos bewachsen und musste schon länger dort liegen. Malix kam mit einem Stöckchen zu mir gerannt. „Na, willst du es?“, fragte ich bevor ich es weit weg warf. Malix kam kurze Zeit später mit dem Stöckchen zurück. Wieder warf ich es von mir und unermüdlich holte er es zurück. So ging das eine ganze Weile, bis er sich schliesslich hechelnd neben mich legte. Ich streichelte ihn, und eine ganze Weile blieben wir so liegen.

Malix

Plötzlich knackte es in den Büschen, gefolgt von einem leisen Wimmern. Annie und ich sprangen gleichzeitig auf. Wir mussten nachsehen, was da los war! Vorsichtig liefen wir auf den Busch  zu, aus dem das Knacken zu hören war. Es raschelte. „Was ist das?“, fragte Annie, sagte sie mehr zu sich als zu mir. Ich bellte. Wieder wimmerte es. Ich steckte meine Schnauze in den Busch. Ja eindeutig Hund! Aber ohne Menschenduft. Dieser Hund musste schon länger ohne einen Menschen gelebt haben, ansonsten wäre von meinem Besitzer noch etwas zu riechen. Ich bellte erneut, diesmal auffordernd. Es raschelte erneut. Plötzlich war eine schwarze Schnauze zu sehen, gefolgt vom Rest des Körpers. Es war noch ein ganz, ganz kleiner Welpe, mit kurzem, schwarzem Fell. Doch das Fell war verklebt und schmutzig. Er trug weder Halsband noch Hundemarke. Trotzdem sah der Kleine süss aus. „Na du“, Annie war in die Hocke gegangen und streckte dem kleinem Tier die Hand zu. Erst wich er zurück, doch dann traute er sich weiter vor. „Was ist denn mit dir Passiert?“, fragte sie, obwohl sie wusste, dass weder ich, noch der andere Welpe antworten konnte. Ganz vorsichtig hob Annie ihn hoch. Sie wandte sich zu mir und sagte mit ernster Stimme: „Komm, wir nehmen ihn mit nach Hause.“ Ich bellte und langsam machten wir uns auf den Weg zurück. – Annie hatte ganz vergessen mich an die Leine zu nehmen.

Annie

„Mama“, rief ich, als wir Zuhause ankamen. „Was ist“, meinte sie und kam aus der Küche in den Garten, indem ich, Malix und der Kleine auf sie warteten. Mama musterte den Welpen und fragte: „Wer ist denn das?“. „Also einen Namen hat er noch nicht, aber wir haben ihn im Wald gefunden, ohne Mutter und wir konnten ihn ja nicht dort lassen!“, begann ich zu erzählen. Mama seufzte. „Ich rufe mal den Tierschutz an, was wir tun können“, überlegte Mama. „Und was machen wir inzwischen mit ihm?“, fragte ich. „Vielleicht kannst du ihm noch etwas zu trinken geben und ihm eine Decke bringen, damit er sich einkuscheln kann.  Wir gingen beide ins Haus, ich um eine Decke und einen Napf zu holen, und Mama, um zu telefonieren.  Als wir wieder zurückkamen, erschrak ich. „Ohhhhh nein“, stöhnte Mama als sie sah was passiert war.

Malix hatte den Schwanz eingeklemmt und winselte. Und der Kleine… war gerade dabei, sich gründlich zu übergeben.  „Ich glaube, wir sollten zum Tierarzt gehen“, meinte ich. „Das denke ich auch“, seufzte Mama.

Ende

Hier geht es zu den weiteren Member Stories:

Bewertung