"Glück in Paris" - eine Geschichte von Alicia Kempf - Young Circle

«Glück in Paris» – eine Geschichte von Alicia Kempf

Member Stories 2020

«Glück in Paris» – eine Geschichte von Alicia Kempf

1984 in Paris.

Gedanken verloren schaue ich aus dem Fenster des Cafes. Regen prallt gegen die Scheiben und die Strasse ist nur leicht belebt. Die Leute rennen um dem Regen zu fliehen und möglichst trocken zu bleiben.

Ich frage mich immer und immer wieder ob der Schmerz je nachlassen wird? Ob meine Gedanken irgendwann still stehen werden? Kann ich irgendwann vergessen was passiert ist? Ich sitze an einem kleinen Tisch in einem kleinen Café, mit meinem jetzt schon lägst kalten Cappuccino und blättere Gedanken verloren in einer Modezeitschrift rum. So hatte ich mir es nie vorgestellt. Ich wollte schon als kleines Kind nach Paris, ich wollte mit meinem Freund in die Stadt der Liebe. In den Gassen spazieren gehen, völlig verzaubert rumalbern, den Eifelturm, die Notre-Dame und das Quartier Latin besuchen. Ich war meinem Traum auch schon zum Greifen nah, doch es kahm alles anders.

Vor ein paar Monaten am 14 Januar hatte mein Freund mir einen Heiratsantrag gemacht, mit Tränen in den Augen und völlig euphorisch habe ich genickt, da ich kein Wort rausbrach. Wir hatten alles geplant die Location, die Gästeliste, ich hatte auch schon das perfekte Brautkleid, dass ein Traum jeder Frau wäre. Doch eine Woche vor der Hochzeit wachte ich alleine in dem Bett auf und nur ein Brief lag neben mir. Er hatte sich alles anders überlegt, ist abgehauen mit einem Brief in dem eine schrecklich vormulierte Entschuldigung drin stand und sein völlig überraschender Entschluss mich zu verlassen, erklärt wurde. Ich verbrannte den Brief im Kamin und  verbrachte die ganze Woche im Bett. Ich war der grossen Überzeugung, dass wir füreinander bestimmt waren, doch er brach mir aus dem Nichts das Herz. Nach einer Woche lang völler Tränen und Eis kahm ich zum Entschluss mich alleine auf die Hochzeitsreise zu machen. Da ich von meinem ehemaligen zukünfitgen Ehemann nichts mehr gehört habe und er auf meine Sprachnachrichten im betrunkenen Zustand nichts erwidert hat, denke ich hat er nichts dagegen. Kurz bevor ich mich versehen habe stand ich also in Paris.

Zwei Tage sind nun schon vergangen und es geht mir immer noch nicht besser. Ich hatte noch nicht viel von der Stadt gesehen. Als ich ankam ging ich direkt ins Hotel und schlief sehr lange. In dem erholten Zustand fand ich dieses kleine Café, indem ich eigentlich meine ganze Zeit verbracht habe. ,, Désolé ?» Erschrocken und völlig verwirrt blicke ich hoch. Zwei blaue Augen mustern mich mit einem bemitleidenden Blick. ,,Kann ich ihnen helfen? Sie sehen sehr traurig aus und sitzen hier schon sehr lange.» Sagte er mit einem französischen Akzent. ,,Ja, das Leben hat mir mal wieder Steine in den Weg gelegt. Nun wen sie kein Einfluss auf mein Schicksal haben muss ich sie leider enttäuschen, dann können sie mir nicht helfen» Er lächelte freundlich und kleine Grübchen bildeten sich auf seinen Wangen. ,, Ich habe leider keine Macht über das Schicksal, doch diese unfassbar leckeren Macarons in der Vitrine, werden Ihr Leben schon ganz anders aussehen lassen.» Nicht sehr begeistert warf ich einen Blick zu der Vitrine und Wasser lief mir im Mund zusammen. Sie sehen unglaublich Köstlich aus.  ,,Ich spendiere sie Ihnen auch, aber wenn sie die Macarons nie probiert haben, entgeht Ihnen etwas.» Er lief zu der Vitrine sagte etwas zu dem Kellner, das ich durch die Entfernung und die Gespräche der Gäste, die ich jetzt erst bemerkte, nicht verstand. Nun kam der mysteriöse Mann zu mir zurück und setzte sich unaufgefordert an meinen Tisch. Ich schaute etwas verblüfft, doch er strahle mich mit einem bezaubernden Lächeln an, was sich auch auf mich überträgt. Anscheinend hat es uns beiden die Sprache verschlagen, da wir beide einfach nur da sitzen. Ich versuche ihn unauffällig zu Mustern da ich die peinliche stille überbrücken möchte. Seine braunen Locken fallen ihm ins Gesicht und seine blauen Augen strahlen. Er trägt ein lässig grünes Hemd mit einer Jeans und braunen Schuhen. Er lacht und mir wird klar er hat bemerkt wie ich ihn inspiziert habe. Meine Wangen werden rot und  daraufhin lacht er nur noch mehr. Unsere Blicke treffen sich und ich schaue in seine tief blauen Augen. Es ist als würde man ins Meer schauen, als könnte man sich darin verlieren. Der Kellner stellt einen grossen Teller voller Macarons auf den Tisch, worüber ich sehr froh bin, denn es bricht die peinliche Stille. Auf dem grossen Porzellan Teller liegen in allen möglich verschiedenen Farben kleine Macarons. Ich kann mich nicht entscheiden. Der mysteriöse Mann nimmt sich ein grünes und lächelt mich an. Ich möchte auf seltsame Weise mehr über ihn erfahren, er wirkt so geheimnisvoll auf mich. ,,Wie heissen sie eigentlich?» fragte er mich als hätte er meine Gedanken gelesen. ,,Ich heisse Elisabeth aber alle nennen mich Elly. Und Sie?» Er schluckte den letzten Bissen des Macarons runter und antwortete: ,, Ich heisse Jan und sagen sie bitte du zu mir, sonst komme ich mir alt vor.» Ich muss lachen und greife zu einem rosa Macaron. Ich beise rein, meine Geschmacksknospen explodieren, die Welt fühlt sich gerade so sorglos und fröhlich an. Abgelenkt von dieser Geschmacksexplosion in meinem Mund versuche ich ihm zu antworten. ,,Kommen sie von hier, oder kommst du von hier?» ,,Nein, Nein ich bin nur auf Besuch hier, doch überlege mir länger zu bleiben. Ich war schon immer sehr fasziniert von der Stadt, die Stimmung hier ist einfach sehr idyllisch und harmonisch, ich kann hier nicht wieder weg. Ich kam hier hin um weg zu kommen aus Brooklyn um ein neues Leben zu beginnen, wie ein Feigling weg zu rennen von all den Sorgen. Ich wollte nicht lange bleiben nur um nachzudenken, doch schon ab dem ersten Moment war ich begeistert von der Stadt und kann nicht mehr weg.» Ich konnte jedes einzelne Wort das er sagte nachvollziehen und völlig verstehen, weil es mir nicht anders ging. ,,Was hat sie hier her geführt?» Obwohl schon einige Zeit vergangen ist bin ich noch nicht bereit darüber zu reden. ,,Sorgen, Probleme und der Reiz der diese Stadt einfach hat.» Er nickt mir zustimmend zu und nimmt das nächste Macaron. Wieder herscht Stille, jedoch nicht diese peinliche Stille, sondern diese angenehme Und schwerelose Stille. Jan springt plötzlich auf und greift nach meinem Arm. Er zieht mich hoch und ich kann mir gerade noch mein Handy und ein haselnussfarbener Macaron schnappen, bevor er mich auch schon aus dem Café gezogen hat. Regen prasselt auf meine Wangen und ich spüre wie die angenehme Kälte meine Haut kühlt. Ich fühle mich frei und fange an mich zu drehen. Jan beobachtet mich mit einem breiten Lächeln, dass sofort ein seltsames Kribbeln in mir auslöst. Ich greife ohne nachzudenken nach seinen Händen und wir drehen uns zusammen. Ich fühle mich seit langer Zeit wieder völlig glücklich und schwerelos. Erklären kann ich mir den Grund jedoch auch nicht. Ich schaue in Jans lächelndes Gesicht, daraufhin er euphorisch in die Luft springt und laut jubelt. Ich lache laut und springe wild herum. Mir scheinen die Leute, die mit einem seltsamen Blick an uns vorbei gehen, völlig egal. Wie die Vergangenheit oder auch die Zukunft, dass einzige was zählt ist die Gegenwart.

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