"Gefangene Ängste" – eine Geschichte von Celine Alessia Huber - Young Circle

«Gefangene Ängste» – eine Geschichte von Celine Alessia Huber

Member Stories 2023

«Gefangene Ängste» – eine Geschichte von Celine Alessia Huber

Andere Frauen liebten Liebesfilme, ich aber war da ganz anders. Arina kämpft mit ihrem Unverständnis für romantische Liebe, während sie sich von der Vergangenheit eingeholt sieht. Die unerwartete Nachricht ihrer alten Beziehung mit den Worten «Können wir uns treffen?» wirft sie in ein emotionales Chaos, das sie an ihre Grenzen bringt. Wird sie die Kontrolle über ihr Leben behalten oder von den Dämonen der Vergangenheit überwältigt werden?

Andere Frauen liebten Liebesfilme, unter anderem auch meine kleine Schwester. Ich hingegen konnte nur angewidert zuschauen wie Leonardo Di Caprio, aka. Jack Dawson, seiner geliebten Rose Dewitt Bukater die Zunge in den Hals schob. Wir Menschen waren wirklich komische Wesen. Vor allem wenn es um das Thema Liebe ging. Ich meine, welcher Vollidiot hatte beschlossen das Küssen romantisch war? Küssen war allgemein ein Rätsel für sich. „Hände wurden erfunden, um zu arbeiten Arina“, hatte Papa immer gesagt. Und Münder? Definitiv nicht um andere Münder zu „liebkosten“ und das ganze Gesabber auch noch als Zeichen der Zuneigung zu deuten! Das ganze klang unbeschreiblich bitter, was ich ganz allein einem Typen zuzuschreiben hatte. Mit kritischem Blick auf den Fernseher, verschränkte ich die Arme vor der Brust. Meine Güte der Film dauerte auch noch so lange. Ich probierte mich auf den Film zu konzentrieren, doch es gelang mir nicht lange. Gelangweilt liess ich meinen Blick im Wohnzimmer umherschweifen. Blaues Licht erhellte das Zimmer, was dem Ganzen ein gewisses Kino Feeling brachte. Neben mir auf der rechten Seite sass meine Schwester Emma, auf der rechten meine Mutter, welche beiden Tränen in den Augen hatten. Am liebsten hätte ich bei ihrem Anblick laut aufgelacht.

Das grüne Kissen stach unangenehm in meinen Rücken, weshalb ich mich unruhig auf dem abgewetzten Sofa bewegte, bis mir meine neue Position angenehm vorkam. «Pscht!», wurde ich sofort von Emma zurechtgewiesen. Verteidigend hob ich die Arme und meinte augenverdrehend: «Ist ja gut Emmilein.» Wenn Blicke töten könnten, wäre ich auf jeden Fall Tod, denn sie verabscheute den Spitznamen Emmilein. Meine kleine Schwester konzentrierte sich wieder auf den Film und ich betrachtete abwesend meine Socken. Sie waren dunkelblau mit gelben Gummientchen drauf. Ich liebte sie mit Herz und Seele und da ich wusste das Emmi sogar ein wenig eifersüchtig auf die Socken war, liebte ich sie noch ein Stückchen mehr.

Ein «Bling» von meinem Handy liess uns alle drei in der Realität aufschrecken. Meine Mutter fasste sich erschrocken an die Brust, während Emmi mich erneut böse anfunkelte. «Das ist genug Arina», schnaubend sprang sie auf und stapfte auf mich zu. Ihr Arm war gefährlich in der Luft, woraufhin ich quickend meine Arme vor den Körper hielt. Mitten in der Bewegung hielt sie inne. «Der Dreckskerl, sorry ich…egal!», stotterte sie und setzte sich wieder neben mich aufs Sofa. «Was?…», begann ich doch die restlichen Wörter blieben mir im Hals stecken. Schlagartig griff ich nach meinem Handy und las die 4 Wörter immer und immer wieder. Können wir uns treffen?

Mein ganzer Mageninhalt drehte sich um 45 Grad. Ich wollte ihn nicht sehen. Nicht weil ich noch was von ihm wollte, sondern weil ich Angst hatte das die leere zurückkam. Ich wollte meine Selbstwerte nicht unter seine stellen und ich wollte auch nicht an einer Selbstmitleidskrise sterben. Ich wollte wissen was bei ihm lief und gleichzeitig hoffte ich, dass es nie zu einem Gespräch kam. Ich wollte ihn sehen, nur um festzustellen, dass er wie es erzählt wurde, die Haare meinem Geschmack angepasst hatte und jetzt einen Mittelscheitel trug. Andererseits wollte ich sein verflucht hässliches Gesicht nie mehr betrachten müssen. Wenn er krumm schaute, würden mein bester Freund und mein grosser Bruder und dessen bester Freund ihn verprügeln. Ich wusste, dass es nett gemeint war, doch begab ich mich dann nicht auf sein Niveau? Ob auf sein Niveau «hoch» oder auf sein Niveau «runter» war Ansichtssache. Stand ich nicht für Weiblichkeit? Warum liess ich mir dann eine «Schlägertruppe» zusammensuchen, welche mich beschützen sollte?! Ich war doch keine billige Pupe, die gerettet werden musste. Ich atmete tief durch und versuchte ruhig zu bleiben. «Lass dich nicht so von ihm kontrollieren Arina!», sprach ich mir selbst Mut zu. Es half alles nicht. Schnell stand ich auf und murmelte was von WC, wobei ich nicht mehr genau mitbekam, was ich von mir gab. Mein Handy lag stark umfasst in meinen zitternden Händen.

Manchmal kam es mir vor wie ein Fluch! Als wäre mein Körper von irgendeiner Hexe verzaubert worden oder ein Dämon hätte Besitz von mir genommen. Meistens versuchte ich es mit Musik zu beruhigen, oder ich presste meine Hände auf einen Tisch oder so, um das Zittern zu stoppen. Oft nützte es was, aber dann gab es auch die Tage an denen man machen konnte was man wollte, doch das Zittern hörte nicht auf. Wenn alles nicht mehr half, musste das Knochenknacksen hinhalten und wenn dies auch nicht funktionierte, konnte man eigentlich nur noch heulen gehen, irgendwen umarmen oder etwas kaputtschlagen. Es machte mich fertig! Es hielt mich in der Nacht wach und ließ meine Nerven tagsüber außer Kontrolle laufen. Mein Körper fühlte sich schwer an. Meine Güte war das anstrengend. Mein Hirn schrie von wegen es sei ihm zu viel. Es war, als würde ein lautes, rotes Licht im Gehirn ertönen. So ein Achtunglicht, welches Panik schob, wenn es wieder passierte. Den in der letzten Zeit passierte es ziemlich oft das ich zitterte. Ich wollte schreien, weinend am Boden liegen und hoffen, dass der Dämon bald fertig war. Ein Schauer überkroch mein Rücken. Ich sah es, gleich würde ich auf den Boden kotzen. Was war nur los mit mir? Wieso schaltete sich mein Körper immer wieder auf diesen Selbstmord-modus um. Mir war so verdammt schlecht. Geh weg du verdammter Mist Dämon! Ich hatte dir nichts getan oder doch?

Nervös tippe ich auf dem Lavabo umher, während sich ein quälender Druck in meinem Magenbereich ausbreitete. Ich wollte hier weg! Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. Es war alles in Ordnung! DU HAST ALLES IM GRIFF! „Tipp auf den Tisch“, flüsterte die unendlich, nervende Stimme in meinem Kopf. Tipp, Tipp! LASS MICH IN RUHE VERDAMMT! Doch es wurde nicht besser. Galten solche Selbstzerstörungsversuche unter Panikattacken? Nicht oder!? Ich wusste es nicht! Ich wusste gar nichts, nebst dem Fakt, dass ich nichts unter Kontrolle hatte. Den Menschen waren komische Wesen, die sich durch die Liebe nur selbst zerstörten, anstatt sich wie ihn den Liebesfilmen zu heilen.

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