„Ach, Riri, weisst du, ich langweile mich täglich mehr. Wenn du mich nicht gerade besuchst, finde ich keinen Gefallen mehr daran, noch länger in dieser düsteren, alten Wohnung zu sein. Der kaputte Mixer, die drei gestreiften Porzellanlöffel und das verstaubte Puppenhaus; tagein, tagaus derselbe Anblick, und Herr Lethe verbringt seine Zeit auch nur damit, in seinem zerfetzten Ledersessel zu sitzen und seine Fingerhutsammlung zu bestaunen.“
„Das kann ich verstehen, aber worauf möchtest du hinaus?“, fragte Riri.
„Ich will, dass du mich kaufst und wir gemeinsam ganz viele Abenteuer erleben“, antwortete die Pfeffermühle.
Damit hatte Riri nicht gerechnet. Sie begann auf und ab zu laufen und machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann sagte sie bestimmt: «Das ist keine gute Idee. Ich glaube, so wie es jetzt ist, sollte es bleiben. Nimm es mir nicht übel.“
Die Pfeffermühle schluchzte leise vor sich hin, während Riri sich von ihr verabschiedete und ihr versicherte, dass sie bald wieder vorbeikommen würde.
In den nächsten Tagen hatte Riri ein sehr schlechtes Gewissen, weil sie die Pfeffermühle so gekränkt hatte. Aus diesem Grund beschloss sie, schon am folgenden Tag «das alte Haus von Brocki-Tocki» aufzusuchen, um mit der Pfeffermühle zu sprechen. Doch was für ein Schreck, als die Pfeffermühle am nächsten Tag nicht mehr auffindbar war. Es konnte doch nicht sein, dass jemand ausgerechnet diese eine Pfeffermühle haben wollte! Riri hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch und hoffte insgeheim, dass sich ihr Verdacht nicht bestätigte. Aus lauter Angst vor der Antwort traute sie sich auch nicht, Herrn Lethe zu fragen, was mit der Pfeffermühle geschehen ist. Wortlos verliess sie den Laden und machte sich auf den Nachhauseweg. Sie machte sich grosse Vorwürfe. Ob die neuen Besitzer die Mühle auch benutzen würden? Denn dann hätten sie Riris Geheimnis herausgefunden, und das wollte sie auf keinen Fall.
Zu Hause huschte Riri auf direktem Weg in ihr Zimmer. Sie hatte jetzt keine Lust auf Gesellschaft. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben und die Gedanken schweifen lassen. Kurze Zeit später war das Nachtessen bereit, und Viktor holte sie ins Esszimmer. „Ich habe eine Überraschung für dich“, sagte er mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Riri war gar nicht in Stimmung dafür, dennoch fragte sie höflich: „Na, was denn?“
Ihr Vater bewegte sich mit geheimnisvollem Blick zum Vorratsschrank und öffnete ihn langsam. „Ich habe dich schon einige Male gesehen, wie du die Pfeffermühle bei Herrn Lethe bewundert hast“, begann er.
Riri wurde hellhörig. Konnte es wirklich sein? „Und aus diesem Grund habe ich sie dir gekauft.“
Riri konnte kaum glauben, was sie gehört hatte. Sie war überglücklich, dass sie ihr Geheimnis doch nicht verloren hatte. Das Nachtessen kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Sie wollte endlich mit der Pfeffermühle sprechen.
Später, als ihre Familie im Bett lag, schlich sie in die Küche und holte die Mühle in ihr Zimmer. Vorsichtig drehte sie daran und wartete darauf, dass sie damit begann, sich über die Dunkelheit im Vorratsschrank zu beschweren. Nichts passierte. Riri versuchte, etwas schneller zu drehen, doch die Mühle erwachte nicht zum Leben. Enttäuscht und mit vielen Fragezeichen im Kopf ging sie schliesslich schlafen.
Am nächsten Tag beim Frühstück tat sie so, als ob sie die Pfeffermühle ganz genau betrachten würde, und dann sagte sie plötzlich: „Papa, das ist nicht die Mühle von Herrn Lethe! Die hatte nämlich ein kleines sternförmiges Zeichen eingeritzt.“
Viktor setzte sich und schaute beschämt auf den Fussboden. „Du hast recht“, sagte er leise. „Ich wollte dir doch unbedingt eine Freude machen, aber der alte Lethe wollte mir die Mühle unter keinen Umständen verkaufen. Deshalb habe ich ein fast identisches Modell aufgetrieben.“
Riri war sehr traurig, aber gleichzeitig auch gerührt. Sie wusste, dass Viktor es nur gut gemeint hat.
Verwirrt und erschöpft, machte sich Riri nun ernsthafte Sorgen um „ihre“ Pfeffermühle. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Herr Lethe wusste, dass es sich um ein ganz aussergewöhnliches Küchengerät handelte und vielleicht noch mehr wusste als sie. Riri wollte Klarheit! Mit zittrigen Fingern wählte sie die Nummer der Brockenstube und wartete auf das erste Klingeln.
Verfasst von Eliane aus Hitzkirch, 15 Jahre