"Elfenhasen" - Eine Geschichte von Emma Bögelsack - Young Circle

«Elfenhasen» – Eine Geschichte von Emma Bögelsack

Member Stories 2023

«Elfenhasen» – Eine Geschichte von Emma Bögelsack

In einem von Menschen gemiedenen Wald, der von einer Krankheit heimgesucht wird, beobachtet Nura, eine Spionin zwischen Menschen und Waldwesen, zwei Elfenhasen namens Mara und Luna. Als diese bedroht werden, versucht Nura zu helfen, aber Luna wird gefangen genommen. Nun stehen Mara und Luna einer gefährlichen Prüfung gegenüber, und Nura ist entschlossen, ihnen beizustehen.

In einem Wald, der es Menschen verbietet, ihn zu betreten, wütet eine Krankheit. Den Bewohnern ist unklar wieso, aber ich weiss es, denn ich bin die Spionin bei den Menschen. Ich heisse Nura und ich weiss alles, sehe jeden Schritt, den sie tun. Sie vergiften nämlich Bäume und Wasser. Ich bin kein Mensch, aber auch kein Bewohner vom Wald, ich bin eine Kreuzung aus beidem. Nie wollte mich jemand, ich habe alleine gelebt, vertraue nur mir selbst und habe angefangen, alles um mich herum zu beobachten. Vor allem habe ich sie beobachtet und das sehe und höre ich gerade aus meinem Versteck:

Das Wasser sieht giftig grün aus, als Mara und Luna sich über die Regentonne beugen. Oh nein, erst die Bäume und jetzt das Wasser! „Was sollen wir denn jetzt machen?“, fragt Mara. „Irgendwer muss doch etwas tun können!“, sagt Luna. Bevor du weiterliest, muss ich (Nura) dir noch etwas zu den beiden erzählen: Mara und Luna sind sogenannte Elfenhasen. Sie leben in dem Dorf Sinya Arda, einem der letzten Elfenhasendörfer, in dem auch alle Elemente vorhanden sind. Was es mit den Elementen und den geheimnisvollen Erwachsenen auf sich hat, wissen sie noch nicht. Sinya Arda ist deshalb eines der letzten Dörfer. Alle anderen Dörfer im Wald existieren nicht mehr, weil der Wald von den Menschen vergiftet wird. Am Anfang waren es nur die Bäume im fernen Norden, die mit jeder Nacht und jedem Tag verzweifelter um ihr Leben kämpften, doch mittlerweile breitet sich die Krankheit im ganzen Wald aus: kranke Pflanzen und grünes Wasser. Ich weiss zwar wieso, aber ich bin noch nicht bereit ihnen zu sagen, was ich weiss.

Auch heute ist der Abend gespenstisch ruhig. Die meisten Tiere sind damals schon früh in die Berge geflüchtet, als der Wald krank geworden ist. Deswegen ist es jetzt so ruhig. Wie jeden Abend wollen Mara und Luna Pilze sammeln. Dafür schnappen sie sich zwei Strohkörbe und laufen durch den Stamm ihres Baumes nach unten. Dort angekommen erwartete sie eine Überraschung: fremde Gestalten mit Kapuzen und silbernen Dolchen. Gerade zerren sie Lara, die Mutter, die im Nachbarsbaum wohnt, nach draussen. Sie ist bekannt dafür, alles zu wissen, also die Mutter der Geheimnisses von Sinya Arda und des kleinen Jimmi, der oben steht und stumm weinend nach unten schaut. Am liebsten hätte ich (Nura) Mara und Luna angeschrien sie sollen wegrennen. Dadurch würde ich mich aber verraten und Mara und Luna wüssten, dass ich da bin. Als Notlösung schmiss ich ihnen einen Stein vor die Füsse. Da endlich haben sie die Beine in die Hand genommen und sind in den Wald gelaufen, der neben ihnen anfängt. Hinter ihnen brüllt jemand: „HALT, STEHEN BLEIBEN!”. Flink kletterten sie den bemoosten Stamm von einem Hark hoch (ein Hark ist ein Baum, den es nur in Sinya Arda gibt, bekannt für die lila Früchte, die er im Winter bekommt). Sie rennen von Ast zu Ast. Ich bin ihnen hinterhergelaufen, habe versucht ihre Spuren zu verwischen, während sie blind vor Angst durch den Wald gerannt sind.

 „Ah!“, schrie Luna. Ihre schwarz-silbernen Haare haben sich im Geäst verheddert. Schnell kommt Mara zu ihr zurück. Als sie gerade versuchen will, Lunas Haare zu entwirren, fliegt ein Pfeil vorbei. Schnell weicht Mara aus. Die Unbekannten scheinen sie schon eingeholt zu haben. Mara versucht, sich zu beeilen, aber Lunas Haare verhedderten sich nur noch mehr. „Geh, lauf“, sagt Luna, „ich komme nach.“ Von Birke zu Buche zu Tanne zu Espe und wieder von vorne, so rennt Mara eine Weile. Ich folge ihr, bis ich sie ungesehen betäuben kann.

Auf einmal spürte Mara einen stechenden Schmerz in ihrem Nacken. Als sie sich umdrehte, sah sie ein Mädchen. Ihre langen Haare glichen Lunas und ihre Augen waren stechend grün. Das war das Letzte, was Mara sah, bevor sie in einen Albtraum glitt, einer schlimmer als der Letzte.

Danach bin ich zurück zu Luna, die vergeblich versucht hat, ihre Haare zu entwirren. Sie hat dann beschlossen, sie abzuschneiden. Es ist pures Glück, dass sie bis jetzt nur Kratzer abbekommen hat. Ihr Glück hat sie wohl anscheinend schon wieder verlassen, denn ich muss sie mit Magie fesseln, bevor sie etwas noch Dümmeres machen kann (wie wegrennen und sich den Pfeilen ausliefern). Also hebe ich meine Hände und lasse ihre Haare härter werden und härter, härter als Stahl. Luna versucht wegzukommen, aber meine Magie hält sie an den Stamm gefesselt. Sie kann nicht weg!

Angst kroch ihren Rücken hinab. Luna spürte sie überall, noch mehr, als ein Pfeil direkt auf sie zuflog. Kurz bevor er sich in ihre Brust bohren konnte, schlängelten sich ihre Haare wie Schlangen um sie, verpackten sie, bis sie nichts mehr sehen konnte, nichts fühlen konnte und in ein tiefes Nichts glitt.

Mara und Luna wissen beide nicht, wie lang sie bewegungsunfähig waren, nur dass, als sie aufwachen, beide an einem anderen Ort sind. Mara ist nicht mehr im Wald, Luna ist nicht mehr an den Baum gefesselt und beide liegen sie nun nebeneinander, Hand in Hand, in einem dunklen Raum. Erhellt wird der Raum durch einen Kamin. Die Wände sind aus Stein und es gibt keine Fenster. Die Tür ersetzt ein Stahlgitter. Es sieht aus wie in einem Gefängnis, aber irgendwie auch nicht. Langsam richten sie sich auf. Als sie sich genauer umschauen sehen sie an der Wand ein Mädchen lehnen. Sie sagt: “Ich bringe euch jetzt zu einer Arena, wenn ihr überlebt, seid ihr unsere Gäste, wenn nicht, dann…”

Nura wusste nicht, ob Mara und Luna es schaffen würden, aber sie würde ihnen ganz sicher helfen.

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