"Eine Nacht, die man nicht mehr vergisst" - eine Geschichte von Natascha Gwerder - Young Circle

«Eine Nacht, die man nicht mehr vergisst» – eine Geschichte von Natascha Gwerder

Member Stories 2020

«Eine Nacht, die man nicht mehr vergisst» – eine Geschichte von Natascha Gwerder

Die Zahl 23:13 leuchtet in einer gelben Schrift auf meinem Wecker. Meine Mutter kam vor einer Stunde zu mir und sagte ich solle gefälligst schlafen, sonst bin ich Morgen wieder zu müde um mich in der Schule zu konzentrieren.

Bitte, als ob mein Schlaf etwas daran ändern würde. Musik hilft auch nichts, da will ich immer mittanzen oder singen, im Nachhinein wäre ich noch hibbeliger wie jetzt. Einen Krimi zu hören, ist jetzt auch nicht die beste Idee, weil ich meistens immer mitfiebere wer jetzt der Täter ist und mein Gehirn meint, es müsse Sherlock Holmes 2.0 spielen, doch es ist besser, wie meine Gedanken irgendwo zu haben. Wer weiss, wenn ich mich so anstränge den Täter zu finden, werde ich sicher müde.

00:26, der Krimi ist zu Ende, der Mörder gefasst und ich bin immer noch hellwach.

Ich zuckte zusammen, als unsere Haustür unten zu schlug. Schwere Schritte kamen die Treppe hoch ein lautes Klopfen ertönte an meiner Tür. Ein kalter Schauer überzog meinen ganzen Körper und ich versuchte ruhig zu atmen. Vermutlich war es mein Vater, der nach einer Kneipentour am Sonntagabend nur mal wieder sturzbesoffen war. Nichts passierte. Weder weitere Schritte noch ein zweites Klopfen waren zu hören. Ist mein Vater etwa umgekippt? Aber das hätte ich ja gehört. Ich zählte langsam im Kopf die Sekunden die vergingen. Nach etwa drei Minuten waren da wieder diese schlurfenden Schritte, diesmal gingen sie aber Richtung Schlafzimmer meiner Eltern. Ich hörte wie jemand an der alten Holztür rüttelte, doch kein quietschendes öffnen. Natürlich nicht, meine Mutter schliesst immer ab, sie hast es meinen nach Alkohol riechenden Vater neben sich liegen zu haben, da kriegt sie immer Kopfschmerzen. Wieder passierte einige Sekunden nichts. Dann ein lautes Klopfen, lauter wie an meiner Tür. Eine gefühlte Ewigkeit polterte es und ich hatte schon Angst das mir gleich der Putz von der Decke rieselt. Danach war wieder alles still.

00:47, ich wartete und wartete ob noch etwas passierte. Nach einiger Zeit stand meine Mutter endlich auf um zu schauen wer so fest an ihre Tür hämmerte. Nur ganz sachte hörte ich ihre Füsse auf den Boden aufsetzten. Vermutlich ging sie genau so davon aus, dass es mein Vater war, wie ich auch. Ein Herzzerreissender Schrei erklang. Sofort sprang ich aus dem Bett und rannte hinaus. Mein einziger Gedanke galt noch meiner Mutter, was war passiert, hat sie sich verletzt oder ist doch ein fremder in unserem Haus. Ich sprintete zu meiner Tür, aber sie ist verschlossen wie immer. Ich rüttelte an dem Schlüssel und drehte ihn nach links und rechts. Das vermaledeite Ding steckte mal wieder fest und ich bekam die Tür nicht auf. Ich zerrte und drückte wo es ging, aber diese Holztür wollte sich keinen Zentimeter bewegen. Also holte ich meinen Baseballschläger heraus und schlug auf die Tür ein. Zum Glück wohnten wir in einem sehr alten Haus, sonst wäre diese Tür nicht in tausend Splitter zerbrochen. Auf dem Flur sah ich meine Mutter, ihr Nachthemd war besudelt mit Blut und Tränen. Sie sass vor einem reglosen Körper und mir blieb der Atem stehen. Mein Vater lag da, in seinem eigenen Blut das aus seinem Bauch floss. Sein Holzfällerhemd war getränkt in der roten Flüssigkeit. Ich rannte zu meiner Mutter und kniete neben sie. Unter schwerem Schluchzen hörte ich sie immer wieder flüstern, dass er nicht mehr atme und sie keinen Puls fühle. Ich riss das Hemd auf und sah genau drei Einschusslöcher bei meinem Vater in der Brust. Meine Welt verschwamm vor meinen Augen und mir wurde schlecht. Wer konnte das meinem Vater bloss angetan haben, weshalb hatte diese Person das getan?

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