Die Nacht war düster, der Nebel lag tief und die Straßenlampen gaben ein schwaches Licht von sich. Der Gestank von Fisch am Hafen ging dem Mann durch die Nase. Einige Möwen gaben einzelne Laute von sich, doch sonst war es eher ruhig. Er schlenderte durch die Straßen. Ihm war nicht nach Spaß zu mute. Er war knapp bei Kasse und hatte keinen festen Job. Manchmal konnte er sich etwas Geld durch kleine Nebenjobs einholen, aber das wars dann auch schon. Seine Besorgnis stieg von Tag zu Tag. Er wollte einen freien Kopf bekommen. Immer wieder hörte er diese Stimmen in seinem Kopf, die ihn verunsicherten. ‚Du bist ein Verlierer!‘, ‚Aus dir ist nichts geworden!‘. Er zog weiter durch die Straßen, hörte das Rauschen der Wellen und sah einzelne Streuner. Der Mann ging auf einen von ihnen zu. Vorsichtig streichelte er den Hund und fragte sich, wann er zuletzt einen Hund gestreichelt hatte. Für wenige Sekunden vergaß er seine Sorgen und fühlte sich gut. Neben dem Hund lag ein Haufen Abfall, darunter einige Zettel, die meisten waren dunkel verfärbt, doch ein Zettel stach ihm ins Auge. Er war nicht verfärbt und sah fast aus wie neu. Er war perfekt, fast schon zu perfekt. Es war ein Los. Zuerst dachte er es wäre ein gewöhnliches Los, das jemand weggeworfen hatte, weil er eine Niete vermutete. Er nahm das Los in die Hand. Als er es genauer betrachtete bemerkte er, dass das Los bis auf eine einzige Ziffer aufgerubbelt war. Das Los hatte 3 Ziffern Blöcke, 2 davon waren die aufgerubbelten 7. Der Mann nahm ein kleines Metallstück vom Boden auf. Er spürte die Nervosität, die in ihm hochkroch und schloss seine Augen für einen Moment. Er atmete dreimal tief durch und legte die letzte Zahl mit dem Metallstück frei. Währenddessen ging ihm ein Schaudern durch den Körper. Er fing an zu schwitzen und zu zittern vor Angst, es war nicht die Art von Angst, die man verspürt, wenn man sich fürchtet, es war die Angst zu verlieren. Das war seine Chance sein Leben komplett zu verändern und die wollte er auch nutzen. Er konnte nun nicht mehr warten, er rubbelte noch weiter, bis die Zahl vollständig zum Vorschein kam. Es war wieder die 7. Der Mann konnte es kaum fassen, er hatte den Jackpot geknackt. 7 Millionen betrug die Gewinnsumme. Er jauchzte vor Glück, legte das Los zu Boden und sprang auf. Dann zog er sein T-Shirt aus, rannte die Hafentreppe hinunter und sprang ins Wasser, der Streuner folgte ihm. Er hörte die Stimmen in seinem Kopf nicht mehr, und spürte nur noch ein Gefühl von Glück und Freude. Der Mann verbrachte noch eine Weile im Meer, bis er mit einer durchnässten Hose aus dem Wasser stieg. Er lief die Hafentreppe hinauf. Das Los lag immer noch unter seinem T-Shirt. Frierend zog er sein T-Shirt an und steckte das Los ein. Der Streuner legte sich wieder zur Ruhe, doch der Mann wollte ihn nicht einfach zurücklassen. Er sah das der Hund ein Halsband hatte, jedoch ohne Namen oder Adresse also nahm er ein herumliegendes Seil und band es dem Hund an. Langsam ging die Sonne wieder auf. Der Mann setzte sich auf eine der Hafentreppenstufen mit dem Hund an der Leine. Er betrachtete den Sonnenaufgang, streichelte den Hund und fragte sich: , Bin ich wirklich ein Verlierer?‘
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