Es war bereits dunkel auf den Strassen und das einzige Licht, welches ich sah, war das der Strassenlaternen. Dank ihnen nahm ich die grosse Konzerthalle vor mir wahr. In meiner Hand die drei Tickets. Für diese hatte ich mein ganzes Geld hergegeben und konnte von einem unglaublichen Glück sprechen, diese überhaupt zu besitzen, zumal das Konzert nach vier Minuten ausverkauft war. Um mich herum waren viele Menschen. Ich würde sagen, es waren fast schon tausende. Neben mir standen meine Eltern. Wir warteten nun schon eine ganze Weile, und ich konnte kein Ende sehen, so aufgeregt war ich. Als das grosse Tor vor dem Gebäude in einem trägen Tempo aufging, bewegten sich alle darauf zu. Eine unglaubliche Menge an Leuten kam zusammen. Es folgte eine Sicherheitskontrolle und alle wurden nach dem Ticket gefragt, abgetastet und anschliessend hereingelassen.
Als ich mit meinen Eltern die Sicherheitskontrolle hinter mir hatte, kam ein langer dunkler Gang. Ich konnte nur noch schlecht geradeaus gehen, so viele Leute waren um mich herum und es wurden immer mehr. Alle waren passend angezogen. Genau so wie man eine Rockband begrüssen sollte, die nach etlichen Jahren wieder auf die Bühne trat und das vielleicht zum letzten Mal in der Geschichte der Menschheit. Es war unbeschreiblich. Schwarze enge Hosen, Cowboystiefel, Lederjacken, Unmengen an Schmuck, welcher am Handgelenk, an den Ohren und am Hals getragen wurde. Aber das wichtigste und niemals zu vergessene, waren die Teufelshörner, welche auf einem Haarreifen befestigt waren und in einem saftigen rot leuchteten. Da es im Gang immer dunkler wurde, sah man irgendwann nur noch diese Hörner auf den Köpfen der Menschen, welche in mir den Anschein erweckten, als kämen sie direkt aus der Hölle. Es gab aber auch etliche Fans, welche eine typische Schuluniform trugen. So wie man sie wohl als kleiner Junge in den früheren Zeiten getragen hatte. Auf den Gitarristen bezogen, passte sie natürlich phänomenal hierher. Mir fiel neben dem Styling auch das Alter der Leute auf. Ich war definitiv eine der Jüngsten. Aber gut. Wer hört mit achtzehn Jahren Musik, welche von 1973 stammt? Die Leute, welche auf der Bühne spielen sollten, konnten meine Grossväter sein, doch sie waren es nicht – leider.
Immer mehr Leute drängten sich hinein und ich hielt mich an meiner Mutter und meinem Vater fest, damit ich sie nicht verlor. Mein ganzer Körper kribbelte und war eine einzige Bombe, welche jeden Moment hochgehen könnte. Schritt für Schritt liefen wir immer weiter, als mich plötzlich eine stickige Hitze umhüllte. Ich sah auf und was ich sah war einfach nur unglaublich. Ich blickte auf ein prall gefülltes Stadion, riesige Bildschirme an der Wand und eine durchleuchtete Bühne. Die Scheinwerfer prallten auf den Bühnenboden, dass es schier in meinen Augen blendete. Es war noch keiner auf der Bühne zu sehen, doch jeder wusste, wer kommen würde. Ich blickte schnell auf mein Ticket. Die Sitznummer merkte ich mir und zog meine Eltern an den Armen. Als wir unseren Platz einnahmen, war das Stadion so voll, dass es immer heisser wurde. Ich musste meine Jacke ausziehen, um nicht zu erhitzen. Wir sassen mit einem perfekten Blick, auf unseren Plastikstühlen und schauten gebannt nach vorne.
Als immer weniger Leute hineinkamen, wurde der Raum stockdunkel. Ich konnte nichts mehr sehen ausser die bedrohlich, roten Teufelshörner. Alle jubelten und auf einmal ging ein Scheinwerfer an, welcher direkt auf die Bühne leuchtete und da waren sie! Brian Johnson, Cliff Williams, Phil Rudd und natürlich die Gründer der Band Malcom und Angus Young. Mein Körper pumpte eine Unmenge an Blut hoch und mir schossen Tränen in die Augen. Ich konnte sie nicht zurückhalten. Die Menge flippte aus und als der erste Song angespielt wurde, dessen Name kein anderer war als Highway to hell, war niemand mehr zu bremsen. Alle standen auf und die Band gab alles. Die Scheinwerfer schienen, das Licht schoss in meine Augen und die Musik war so laut, dass beinahe mein Trommelfell explodiert wäre. Die Band spielte ein Lied nach dem anderen. Ich heulte immer mehr und sang immer lauter. Meine Nerven gingen mit einer positiven Energie mit mir durch. Lieder wie You shook me all night long, Back in Black, T.N.T, Hells Bells oder Shoot to Thrill gab es bis jetzt nur auf meinen CDs oder auf den Platten meines Vaters. Aber nirgends klang es besser als hier. Meine Seele nahm die Stimme, das Schlagzeug und die Gitarrenklänge ganz bedacht war. Ich genoss jede Sekunde. Es fühlte sich an, als würde sich mein Körper langsam in Luft auflösen, dass dies wirklich der Fall war, nahm ich nicht wahr. Ich war zu glücklich in diesem Moment.
Plötzlich wurde es heller im Raum. Immer heller. So hell, dass ich mir meine Hand vor die Augen halten musste. Ich hielt es irgendwann nicht mehr aus und es bereitete mir höllische Schmerzen. «Es tut weh!» schrie ich, doch es war zu spät. Ich hatte panische Angst und plötzlich schlug ein eiserner Blitz in meine Augen. Danach wurde es dunkel. Ich befand mich nirgends mehr. Die Musik war verstummt und die Leute, die Bühne und meine Eltern waren weg. Ich machte langsam meine Augen auf und lag schweissgebadet in meinem Bett. Mein Herz pochte so stark, dass es beinahe aus mir heraussprang. Verdutzt was passiert war, richtete ich mich auf und schaute direkt auf meine Zimmertür. Dort sah ich ein grosses Poster mit den Bandmitgliedern von ACDC, welche mir entgegenlachten.