Meine Gedanken schweifen zu dem Buch, welches ich gerade eben fertiggelesen habe. Das Reich der Sieben Höfe. Dieses Buch ist einer der besten Buchreihen die ich jemals…. «Hey Nora» Ich zucke zusammen. Die schrille stimme von Patricia, unser Schulzicke, reisst mich aus meinen Träumereien. Innerlich seufze ich auf und wappne mich. Sie stellt sich vor mich und ihre Clique umstellt mich, den Spind im Rücken. Na großartig. «Hey Noralein. Schreibst du immer noch an deiner kleinen Geschichte?» Ich senke den Kopf und sage nichts. Für Patricia ist dies eine Antwort genug. Sie lacht auf. «Ernsthaft? Glaubst du wirklich, dass du es so weit schaffst? Du bist so erbärmlich. Mit einem Buch kannst du nichts erreichen» pfeffert sie. Ich halte den Blick immer noch gesenkt. Zum einen, weil es mir peinlich ist. Und zum anderen um meine Tränen zu verbergen. Ich will Patricia nicht das Vergnügen geben, mich so zu sehen. Die Clique lacht. Meine Tränen laufen mir nur so über die Wangen und da ich sie nicht mehr zurückhalten kann, schlüpfe ich durch eine Lücke und beginne zu rennen. Ich sehe nicht, wohin ich renne. Deshalb sehe ich den massiven Körper nicht, in den ich Sekunden später hineinrenne. Der Körper ist wie aus Stein. Ich stolpere. Bevor ich nach hinten auf den kalten, Steinboden knalle, fangen mich zwei starke Hände auf. Diese Hände stellen mich auf meine zitternden Füsse und halten mich noch einen Moment fest. «Alles in Ordnung?» ertönt eine raue und tiefe Stimme. Ich stehe noch unter Schock, weshalb ich nur nicke. «Sicher?» «ja» gebe ich mit krächzender Stimme zurück. Eine von den Händen löst sich von meiner Taille und hebt vorsichtig mein Kinn an. Ich kann nur den Umriss der Person erkennen, da meine Augen vor lauter Tränen ganz nass sind. Starke Hände und eine tiefe, raue Stimme. Die Person vor mir ist männlich. Ich löse mich aus den Händen und wische mit meiner Jacke über meine Augen und… Oh. Mein. Gott. Es ist Blaze! Ausgerechnet er! Blaze ist der beliebteste Junge aus der ganzen Schule und alle Mädchen umstellen ihn jeden Tag. «Es t-tut mir so, so leid. I-ich wollte das nicht» bringe ich stotternd hervor und werde rot. Blaze lächelt leicht und sagt, dass es kein Problem sei. Ich will gerade etwas sagen, als ich das Geräusch von klackernden High Heels auf dem Boden hören und verstumme. «Hey mein Schatz wie… Argh. Was macht die den hier?» fragt sie Blaze verachtet. Ich höre seine Antwort nicht mehr, denn ich habe beschlossen, zu fliehen. Ich meinte zu hören, wie jemand hinter mir etwas nachruft. Blaze? Ich ignoriere ihn und renne.
Irgendwann werde ich langsamer und verfalle ins Schritttempo. Meine Gedanken wirbeln nur so in meinen Kopf herum und das so schnell, dass ich befürchte, dass mein Kopf explodiert. Zu viel geht mir durch den Kopf. Der präsenteste Gedanke, ist der Vorfall von vorhin. Ich laufe an einer Bank vorbei und will mich gerade hinsetzen, als ich ein älteres Ehepaar bemerke. «Oh tut mir leid» sage ich etwas beschämt. «Alles gut meine Liebe. Setz dich doch zu uns» gibt die Frau mit einem Lächeln zurück. Ich nicke dankbar und lasse mich auf die Bank sinken. Eine Zeit lang beobachte ich die Menschen und Tiere, die vorbeilaufen. Alle sehen so glücklich und erfüllt aus. Warum kann ich das nicht auch sein? Hat Patricia vielleicht recht? Bin ich tatsächlich so erbärmlich, dass ich denke, ein Buch zu schreiben und veröffentlichen? Vielleicht ist es besser, wenn ich aufhöre. Für mich und für die anderen. «Miss? Alles in Ordnung?» Die Stimme des Mannes neben mir reist mich aus dem Gedankenstrudel. «Wollen sie eines?» zuerst verstehe ich nicht, was sie meint. Dann sehe ich, dass sie mir ein Taschentuch hinhält. Und dann bemerke ich, dass mir Tränen über das Gesicht laufen. Dankend nehme ich das Tuch entgegen und tupfe mir das Gesicht trocken. «Wollen sie darüber sprechen?» fragt der ältere Herr. Ich bin in Versuchung das Angebot abzulehnen, entscheide mich jedoch, dass es mir doch guttun könnte. «Sind sie sicher? Ich will sie nicht mit meinen Problemen belasten» frage ich dennoch zur Sicherheit. Sie nicken beide. Zuerst bin ich zögerlich. Aber irgendwann sprudelt alles aus mir heraus. Und mit jedem Wort wird es mir leichter ums Herz. Die beiden hören mir aufmerksam zu und als ich geendet habe, steht die Frau auf und setzt sich auf die andere Seite von mir und nimmt meine Hand in ihre. «Als ich jünger war, etwa in deinem Alter, ging es mir genauso. Ich hatte ein grosses Ziel, das ich unbedingt erreichen wollte. Die anderen haben sich über mich lustig gemacht und mich gemobbt. Ich bin jeden Tag weinend nach Hause gekommen. Eines Tages hat mich meine Grossmutter in die Arme geschlossen und gesagt: Mut ist der Zauber, der die Träume Wirklichkeit werden lässt. Diese Weisheit hat mir zu denken gegeben und mir auch die Augen geöffnet. Von diesem Zeitpunkt an, habe ich mir jeden morgen eingeredet, dass mir die Meinung anderer egal sein kann. Solange ich an mich glaube, reicht es aus. Und das musst du auch machen. Scheiss auf die anderen und glaube an dich mein Kind. Je härter du für ein Ziel arbeitest, desto grossartiger wirst du dich fühlen, wenn du es erreichst!» Damit drückt sie noch einmal meine Hand, steht auf, und sie und ihr Mann laufen Hand in Hand davon.
Prolog:
«Und nun freue ich mich, die diesjährige Best Autorin des Buches: do it for you zu verkünden. Wir freuen uns, dich willkommen zu heissen: Nora Scott!» Die Menge klatscht und schreit begeistert, als ich zum Moderator hingehe und meinen gewonnenen Preis entgegennehme. «Danke euch viel mal. Ohne euch würde ich nicht hier stehen». «Mein grösster Dank gilt jedoch einem älteren Paar, welches mir die Augen vor sechs Jahren geöffnet hat. Sie haben mir eine Weisheit auf den Weg gegeben, welche ich nie vergessen werde. Sie haben an mich geglaubt. Ich tue es jetzt auch. Glaubt an euch und an eure Träume, denn ihr könnt alles schaffen».
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