"Die tödliche Unterschrift" - eine Geschichte von Lena Venuti - Young Circle

«Die tödliche Unterschrift» – eine Geschichte von Lena Venuti

Member Stories 2020

«Die tödliche Unterschrift» – eine Geschichte von Lena Venuti

Die Uhr schlug viermal. Das Zeichen für Mrs. und Mr. Darwin ihr tägliches Teatime zu geniessen.

Wie gewohnt brachte die Köchin ihnen die frisch zubereiteten Scones. Genau elf, sechs mit Rosinen für Mr. Darwin und fünf ohne Rosinen für Mrs. Darwin. Kurz darauf folgte der Yorkshire Schwarztee sowie die Sandwiches und die clotted cream neben der Erdbeermarmelade. Mrs. und Mr. Darwin waren reich, sehr reich. Mrs. Darwin war die geliebte Nichte von Sherlock Holmes. Als er vor 16 Jahren verstarb, übergab er sein ganzes Erbe der Nichte, welche seit elf Jahren mit Mr. Darwin verheiratet ist. Sie lebten im  ländlichen Teil Oxfords und hatten ein altes Haus. In ihrem grossen Anwesen halten sie Pferde und Hunde, wie die meisten Engländer. Mr. Und Mrs. Darwin waren dafür bekannt grosszügig, nett und grossherzig zu sein. Sie wollten für alle immer nur das Beste. Doch da klingelte der Telefonapparat. Der Diener ging ran und reichte das Gerät an Mr. Darwin. » Guten Tag, Mr. Darwin am Apparat. » startete der Mann das Gespräch, «Was gibt es denn so wichtiges um diese Uhrzeit? » fragte Mr. Darwin. »Hier ist Mr. Cruch Overhood, ich arbeite für die Bank und sie haben erstaunlicherweise, ausserordentlich hohe Schulden. Seit sie in diesem Haus wohnen, haben sie nie Ihre Steuern bezahlt.» teilte Mr. Cruch Overhood mit. Mr. Darwin war sprachlos. Er wollte gar nicht wissen wie hoch die Schulden sind. Denn eines wusste er: Mit all dem Geld was sie für ihr Haus, ihrer Köchin und den Tieren sowie den übrigen Angestellten ausgaben, konnten sie sich diese Menge an Geld nicht leisten. «Hallo, Mr. Darwin, sind sie noch hier, hören sie mich?» fragte Mr. Cruch. «Ja natürlich, wenn ich fragen darf, wie viel schulden wir denn?» fragte Mr. Darwin. Man hörte in seiner Stimme Angst. «Eine Million Pound, auf den Punkt.» Es herrschte Stille. Mr. Darwin legte einfach auf. Beunruhigt fragte Mrs. Darwin was los sei. Doch Mr. Darwin brachte kein Wort heraus. Mrs. Darwin wurde wütend und schrie ihn an. «Komm schon, sag es!» Da erschrak Mrs. Darwin selbst. Beide waren kreidenbleich. Noch eine Weile herrschte beunruhigende Stille. «Wir haben unsere Steuern fürs Haus nicht bezahlt. Es schulden eine Million Pounds.» sagte Mr. Darwin mit gesenktem Kopf, man sah wie ihm die Tränen liefen. Mrs. Darwin wurde wütend: «Das alles nur, weil du die Dokumente nicht durchgelesen und einfach unterschrieben hast.» Sie stand auf und lief davon.

Mr. Darwin verstand nicht, weshalb sie ihm die Schuld gab, sie waren zusammen das Haus besichtigen. Mrs. und Mr. Darwin stritten sich ewig weiter. Sie meinten, es damals ja nicht böse, als sie die Papiere, ohne viele zu überlegen einfach unterschrieben, beide wollten das Haus so schnell wie möglich in Besitz kriegen. Mrs. Darwin und Mr. Darwin stritten zum ersten Mal. Es war für beide ein komisches Gefühl. «Wie konntest du nur so dumm sein?» sagte Mrs. Darwin. «Du konntest die Papiere genauso unterschrieben haben. Hättest du alles gelesen?» fragte Mr. Darwin. Mrs. Darwin antwortete nicht. Sie ging die hölzerne Treppe hinunter. Es knarzte unheimlich. Langsam schlenderte sie durch den Flur mit den Skulpturen. Sie war sehr wütend und überlegte, was sie machen könnte. Ohne nachzudenken, was für Ursachen das haben könnte, nahm sie Gift aus dem kleinen Medizinschrank. Es war ein sehr grelles grün. Sie schenkte Wein in zwei Gläser und gab in das eine zwei Tropfen Gift. Gedanken oder Bedenken hatte sie keine. Weshalb Mrs. Darwin das tat, wusste sie selbst nicht. Es fühlte sich nur richtig an. Die Wut welche sie auf Mr. Darwin hatte war einfach zu gross.

Zur gleichen Zeit, suchte Mr. Darwin nach den Dokumenten. Er wollte sie durchlesen und schauen wer es unterschrieben hat. Er suchte und suchte, doch vergebens. Das ganze Arbeitszimmer war auf dem Kopf. Doch die Papiere fand er nicht. Es ist auch immerhin schon elf Jahre her. Niedergeschlagen liess sich Mr. Darwin auf den mächtigen, dunkeln, lederbraunen Sessel fallen. Es gab Abendessen. Mrs. und Mr. Darwin sassen sich gegenüber. Ohne zu sprechen assen und tranken sie. Ohne zu sprechen gingen sie ins Bett und ohne Mr. Darwin wachte Mrs. Darwin am nächsten Morgen wieder auf. Sie dachte darüber nach, was sie gemacht hatte und war sprachlos. Sie hatte ihren eigenen Mann getötet. Tränen flossen über ihr Gesicht. Keine zwei Minuten später, klingelte es an der Tür. Der Diener öffnete und Mr. Cruch Overhood war da. Mrs. Darwin kam und nahm die Papiere, welche Mr. Cruch mitgebracht hatte entgegen. Es waren die Dokumente um welche sie sich gestritten hatten. Sie blätterte um, und da war sie, die Unterschrift von Mrs. Darwin.

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