Es war einmal ein König, dieser hatte eine Tochter. Die Prinzessin wollte liebend gerne Königin werden. Der Vater glaubte jedoch nicht, dass eine Frau ein Königreich regieren könne und wollte lieber, dass ihr männlicher Cousin König wurde. Somit sassen die beiden gemeinsam am Esstisch, als die Prinzessin den Vater auf dieses Problem ansprach: «Vater, warum darf ich nicht Königin werden?» «Frauen können nicht regieren, sie sind zu dumm», erklärte der König. «Aber ich weiss, dass ich eine gute Königin sein würde. Bitte, gib mir eine Chance», bat die Prinzessin. Da wurde der Vater wütend. «Frauen können nicht regieren. Wenn du wirklich Königin sein willst, dann musst du es mir beweisen», sagte er. «Wie kann ich es dir beweisen?», erkundigte sich die Prinzessin. «Du musst die gestohlene Krone deines Ururgrossvaters finden. Falls du es schaffst, wirst du Königin, sonst wirst du für immer aus meinem Schloss verbannt», erklärte der König. «Aber Vater, die Krone wurde von bösen Kobolden gestohlen», sagte die Prinzessin besorgt, Kobolde waren gefährlich. «Dies ist deine einzige Chance, Königin zu werden», erwiderte der König. «Ich werde es tun», entschloss sich die Prinzessin. Da wurde sie plötzlich von zwei Wachen ergriffen und nach draussen getragen. «Ich will dich erst wieder sehen, wenn du die Krone gefunden und zu mir zurückgebracht hast», sagte der Vater, bevor sich das Eingangstor des Schlosses knallend schloss. Die Prinzessin schritt entschlossen durch die Stadt und hielt erst an, als sie vor dem Laden des Schmiedes stand. Sie klopfte an und trat ein. «Schmied, ich brauche eines deiner besten Schwerter», erklärte sie. Der Schmied beäugte sie kritisch. «Meine besten Schwerter sind teuer, hast du viele Goldmünzen dabei?», fragte er sie. «Momentan habe ich kein Geld, wenn ich jedoch Königin bin, werde ich dich reich entlohnen», versprach sie. Der Schmied glaubte ihr und gab ihr sein bestes Schwert. Die nun bewaffnete Prinzessin verliess den Laden. Die Prinzessin wusste, wo sich das Gebiet der Kobolde befand, da das Königreich schon öfters mit den Kobolden Krieg geführt hatte. Also marschierte die Prinzessin in den dunklen Wald hinein. Jedoch dauerte es nicht lange, bis sich die Prinzessin verirrt hatte. Sie setzte sich auf den Boden und weinte. Sie hörte erst auf zu weinen, als sie ein leichtes Gewicht auf ihrer Schulter fühlte. «Was ist passiert?», fragte ein sanftes Stimmchen. Die Prinzessin drehte ihren Kopf um und sah einen wunderschönen Schmetterling. «Ich muss eine Krone von den Kobolden zurückstehlen, sonst kann ich nie wieder nach Hause zurückkehren», erklärte die Prinzessin. Der Schmetterling sah sie mitfühlend an. «Ich kann dir helfen», schlug der Schmetterling vor. «Wie kannst du mir helfen?», fragte sie. «Ich weiss, wo das Gebiet der Kobolde ist. Ich kann dich dorthin bringen», erklärte der Schmetterling. «Das wäre super», sagte die Prinzessin und lächelte den Schmetterling an. Die Reise dauerte mehrere Stunden und beide waren erleichtert, als sie endlich das Gebiet der Kobolde erreichten. «Von hier aus musst du allein weitergehen. Ich bin zu schwach, ich kann dir nicht mehr helfen», sagte der Schmetterling. Die Prinzessin dankte dem Tierchen herzlich und lief in das Gebiet der Kobolde hinein. Es dauerte nicht lange, bis eine raue Stimme hinter der Prinzessin erklang: «Was macht so eine schöne Frau wie du hier?» Die Prinzessin drehte sich um und erblickte einen hässlichen Kobold. «Das geht dich nichts an», fauchte die Prinzessin. «Ich denke schon, dass es mich etwas angeht. Schliesslich bist du hier in meinem Gebiet», knurrte der Kobold. «Ihr habt etwas von mir gestohlen, ich will es zurückhaben», erklärte die Prinzessin. Der Kobold lachte, dann sagte er: «Wenn wir Kobolde etwas stehlen, dann geben wir es nicht wieder zurück. Sonst wäre schliesslich der ganze Aufwand für nichts gewesen.» «Ihr werdet mir die Krone zurückgeben, sonst werdet ihr es bereuen», drohte die Prinzessin. «Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas bereuen werde», der Kobold fing wieder an zu lachen. Sein Lachen verstummte jedoch als die Prinzessin ihr Schwert in seinen Bauch rammte. Sie wandte sich von dem toten Kobold ab und lief tiefer in das Gebiet hinein. Jegliche Kobolde, welche sich ihr in den Weg stellen wollten, erfuhren das gleiche Schicksal wie der erste Kobold. Da entdeckte sie endlich die Krone. Ein Kobold trug sie, während er auf einem dreckigen Thron sass. «Du gibst mir sofort diese Krone», befahl sie und zeigte mit ihrem Schwert auf ihn. «Du bist also diejenige, die meine Soldaten umgebracht hat», sagte der Kobold. Er sprang von dem Thron herunter und trat näher an sie heran. «Um ehrlich zu sein, habe ich mehr erwartet als ein kleines Mädchen. Meine Soldaten müssen wirklich schwach sein», überlegte der Kobold laut und er kratzte sich am Kopf. «Gib mir die Krone», wiederholte die Prinzessin. Der Kobold schüttelte den Kopf, da zögerte die Prinzessin keine Sekunde und sie erstach den Kobold. Die Prinzessin nahm die Krone und setzte sie sich auf den Kopf. Sie drehte sich um und verliess das Gebiet der Kobolde. Niemand versuchte sie aufzuhalten, alle verbliebenen Kobolde hatten zu viel Angst. Sie lief zurück in die Stadt. Die Bewohner beobachteten sie alle bewundernd, während sie geradewegs zu dem Schloss lief. Die Tore öffneten sich vor ihr und sie trat ein. «Vater, ich bin zurück», rief die Prinzessin laut. Als der Vater die Krone auf ihrem Kopf sah, verbeugte er sich tief vor ihr. «Es tut mir leid, meine Tochter, ich habe dich unterschätzt», entschuldigte sich der Vater. Schon am nächsten Tag wurde die Prinzessin zur Königin gekrönt. Während ihrer Krönung entdeckte sie den Schmied in der Menge und fragte ihn, ob er an ihrer Seite regieren möchte. Der Schmied sagte zu. Fortan regierten die beiden Seite an Seite. Das Dorf lebte glücklicher als zuvor, da sie nicht mehr von den Kobolden angegriffen wurden. Und wenn die Königin mit ihrem Geliebten im Schlossgarten sass, konnte sie zwischendurch auch einen Schmetterling durch die Blumen flattern sehen.
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