"Die geheimnisvolle Kellnerin" – Eine Geschichte von Fiona Schweizer - Young Circle

«Die geheimnisvolle Kellnerin» – Eine Geschichte von Fiona Schweizer

Member Stories 2024

«Die geheimnisvolle Kellnerin» – Eine Geschichte von Fiona Schweizer

An einem stürmischen Tag sucht die Protagonistin Zuflucht in der Stadtbibliothek, wo sie sich mit einem Buch und einer warmen Schokolade entspannen möchte. Doch als sie plötzlich das Bewusstsein verliert und in einem dunklen Keller erwacht, wird sie von mysteriösen Kellnerinnen umgeben, die ein gefährliches Geheimnis verbergen.

«Der Regen prasselt immer fester auf den schon genässten Boden. Mein Blick ist gesenkt, meine Hände wärme ich in meinen Jackentaschen auf. Die farbigen Herbstblätter wirbelt es in dem festen Wind hin und her. Ich beschleunige mein Schritttempo und nehme doppelt so grosse Schritte. Ich verliere das Zeitgefühl. Vielleicht laufe ich erst 5 Minuten, vielleicht aber auch schon 30 Minuten. Ich lausche dem Geräusch von Regen.

Das grelle Licht brennt fast in den Augen, während ich die schwere Türe zur Stadtbibliothek öffne. Die warme, bekannte Luft schlängelt sich zu mir und ein Gefühl von Wohligkeit breitet sich in mir aus. Ich höre, wie die Türe langsam ins Schloss fällt und ich mich an einen freien Tisch setze. Die Jacke hänge ich über den Stuhl. Wie immer, bestelle ich eine warme Schokolade. Ich ziehe ein Buch aus meiner Tasche und lege es auf dem kleinen, runden Tisch bereit. Ich liebe es, an einem kalten, stürmischen Tag, gemütlich in der Bibliothek zu sitzen und mich nur auf etwas konzentrieren zu müssen. Mein Buch. Aber heute gelingt es mir nicht annähernd, mich auf mein Buch zu konzentrieren. Immer wieder lese ich Zeilen mehrmals, verstehe trotz allem den Sinn nicht. Die Wörter ergeben alle keinen Sinn in meinem Kopf. Genervt schliesse ich das Buch mit einem lauten Knall.  Ich lehne mich zurück in den Stuhl. Ich möchte an etwas anderes denken, jedoch gelingt es mir nicht. Immer wieder kehre ich zu diesem ungewöhnlichen Gedanken zurück. Mein Blick schweift über den 1.Stock und plötzlich fällt es mir auf. Weit und breit sehe ich keine Person, ausser die eine Kellnerin. Ich runzle die Stirn und nehme mir vor, die Kellnerin zu fragen, wo denn alle sind, da sonst immer Stimmen zu hören sind. Ich trinke einen Schluck von meinem Kakao und stehe auf. Ich begebe mich schnurstracks in Richtung Ess-Trinkausgabe. Ich komme aber nicht weit, da mir plötzlich schwarz vor Augen wird. Ich versuche das Gleichgewicht zu halten, keine Chance. Ich kippe um und falle mit meinem ganzen Gewicht auf den Boden.

Ich höre eine Stimme, nein es sind sogar mehrere. Ich will die Augen öffnen, habe aber keine Kraft dazu. Ich blinzle mehrmals, irgendwann sehe ich die Umrisse einer Lampe. Langsam drehe ich meinen Kopf, nehme das Stimmengewirr wahr, dass sich im Raum abspielt. Ich spüre viele Blicke auf mir ruhen. Langsam setze ich mich auf, was schwierig ist, da ich an meinen Händen, so wie an meinen Füssen gefesselt bin. Ich richte mich auf, mein Rücken lehnt an der Wand. Langsam brennen sich die Erinnerungen wieder ein. Die Kellnerin mit dem kleinen, schwarzen Tattoo am Handgelenk. Die leere Bibliothek.

«Wo bin ich? Was mache ich hier? Wer seid ihr?», schiessen die Fragen nur so aus mir heraus. Mein Blick schweift über den Raum mit dem gedämmten Licht. «Du bist im Keller der Bibliothek. Die Kellnerin gab dir irgendwas in dein Getränk oder dein Essen was nicht gut ist und uns wurde auch irgendwas reingemischt.» Die Frau seufzte und ihr Blick ruhte am Boden.

«Aber wieso gab sie das uns?», frage ich.

In dem Moment sehe ich zwei weitere Kellnerinnen, die auch eine Schürze anhaben.

«Wir wissen es nicht, aber wir hatten alle drei Nachmittagsschicht, aber als wir kamen, presste Abbie uns ein Tuch an den Mund. Sofort waren wir weg.»

Auf einmal schiesst die Türe auf, die Kellnerin platzt mit wutverrzertem Gesicht rein, packte sich die eine Kellnerin und schrie sie an. «Was fällt dir ein? Hast du etwa mehrere Handys? Oder warum steht auf einmal die Polizei vor der Türe, und fragt, wo du bist? Spinnst du eigentlich?»

Die Kellnerin läuft rot vor Hass an.»

Ich klappe das Buch zu, lege es vor mir auf den Tisch und nehme den letzten Schluck von meinem Kaffee, stehe auf und stelle mein Tablet auf den Tresen.  Ich packe das Buch in meinen Rucksack und mache mich auf den Weg. Ich suche kurz meine Jacke am Kleiderständer, da sehe ich sie. Die Hand mit dem schwarzen Tattoo am Handgelenk, genauso wie sie im Buch beschrieben wurde.

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