"Der Schatz der Meere" – eine Geschichte von Amanda Vieceli - Young Circle

«Der Schatz der Meere» – eine Geschichte von Amanda Vieceli

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«Der Schatz der Meere» – eine Geschichte von Amanda Vieceli

Nachdem wir für meinen Geschmack eindeutig viel zu weit gelaufen sind, sehen wir endlich durch einige Bäume und andere Pflanzen hindurch das Meer. Vor lauter Glück gepackt, renne ich los als plötzlich ein Speer an meinem Kopf vorbei zischt…

Der Schatz der Meere

Voller Angst lehne ich mich an die felsige Steinwand. Mein Herz rast und ich ergreife Damiens Hand. Wir sind unseren Verfolgern gerade eben noch so entkommen. Den Schatz der Meere zu stehlen, war nicht einfach und auch nicht ungefährlich. Doch nun von einer Armee verfolgt zu werden, dass ist noch nervenaufreibender. Die Inselbewohner haben uns mit Speeren bewaffnet bis an eine Klippe getrieben, von der wir dann in ein, zum Glück, tiefes Gewässer springen konnten. Triefnass stehen wir nun in einer Höhle. Nur eine felsige Wand trennt uns von unseren Verfolgern.

Damien schaut mich aus seinen strahlend blauen Augen fragend an. Ich zucke nur mit den Schultern, denn auch ich weiss nicht, was als nächstes zu tun ist. Ich linse noch einmal durch den Spalt und spüre plötzlich etwas kaltes Scharfes an meinem Hals. Als ich nach unten blicke, stockt mir der Atem. Dort wo die Klinge meinen Hals berührt, bildet sich langsam ein dicker Tropfen Blut. Damien vor mir hat die Hände erhoben. Er gibt mir ein Zeichen mich nicht zu bewegen und kurz darauf geht der Inselbewohner auch schon wegen einem von Damien durchgeführten Tritt zu Boden. Ich falle Damien erleichtert in die Arme. Doch das Gefühl von Sicherheit hält nicht lange an, denn die anderen Beiden sind nun auch auf uns aufmerksam geworden. «Grace», raunt Damien mir zu. «Ja?», antworte ich. «Du nimmst den linken ich den rechten okay.» Ich nicke, streiche mir eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht und renne zeitgleich mit Damien los. Bei meinem Absprung stosse ich mich von der Höhlenwand ab. Mein Gegner zückt seinen Speer, den ich ihm jedoch glücklicherweise gerade noch so aus der Hand schlagen kann. Ich nehme den Speer vom Boden auf und ramme ihm das stumpfe Ende in den Bauch. Nummer zwei liegt am Boden. Nicht lange nach mir, geht auch Damiens Widersacher auf den Boden. Die Beiden werden nicht lange liegen bleiben. Wir rennen aus der Höhle und finden uns mitten in einem Dschungel wieder.

«Und was jetzt?», frage ich Damien. Er überlegt kurz, ehe er antwortet. «Die anderen holen uns mit dem Schiff ab, das bedeutet wir müssen irgendwie wieder an den Rand der Insel kommen.

Ich lache verzweifelt auf. «Ich schlage vor wir laufen einfach los. Das ist eine Insel, es könnte also nicht allzu schwer sein zum Meer zu finden.»

Nachdem wir für meinen Geschmack eindeutig viel zu weit gelaufen sind, sehen wir endlich durch einige Bäume und andere Pflanzen hindurch das Meer. Vor lauter Glück gepackt, renne ich los als plötzlich ein Speer an meinem Kopf vorbei zischt. Hinter uns ist ein ganzes Dutzend von Inselbewohnern. Sie rufen sich gegenseitig etwas in einer mir fremden Sprache zu. Nun nimmt auch Damien seine Beine in die Hand. Wir laufen beide Wortwörtlich um unser Leben. Als ich den Sand unter meinen Füssen spüre, beschleunige ich mein Tempo noch einmal. Damien rennt nur einige Schritte vor mir. Ich sehe noch, wie ein Pfeil an mir vorbeizischt. Gerade als ich einen Warnruf von mir geben will, sehe ich, wie der Pfeil sein Bein durchbohrt und Damien gequält aufschreit. Er bricht zusammen. Vor ihm bleibe ich stehen. Ich schaue ihn entsetzt an. Die Inselbewohner kommen immer näher. Ich überlege, was nun das Beste wäre. «Geh Grace, bitte», wimmert Damien. «Nein! Keine Chance.», antworte ich nur. Es läuft viel Blut aus der Wunde. Ich reisse mir den Schal herunter, den ich dann hastig um sein Bein binde, während weitere Pfeile und Speere auf uns niedersausen. In der letzten Sekunde schaffe ich es, Damien und mich ins Wasser zu bringen.

Von dem grossen Schiff aus, auf dem unsere Crew schon wartet, haben sie die Geschehnisse bereits beobachtet. Mit einem schnellen Motorboot fahren sie uns entgegen. Mit aller Kraft versuche ich sowohl mich als auch meinen besten Freund, der langsam wegdämmert, über Wasser zu halten. Endlich hat das Boot uns erreicht. Ich stosse erst Damien hoch ehe auch ich mich heraufhieven kann. Mit letztem Blick auf die Insel, an deren Strand immer noch dutzende Inselbewohner stehen, fahren wir Richtung Sicherheit davon. Doch auch wenn wir jetzt von der Insel weg sind, ist Damien noch lange nicht ganz über den Berg. Aus der Wunde an seinem Bein fliesst wie verrückt Blut und auch der Pfeil steckt immer noch darin.

Endlich auf dem Schiff angekommen, wird er sofort in das Behandlungszimmer gebracht. Die riesige Yacht ist der Hauptsitz unseres Geheimdienstes und hat solch eines zum Glück an Bord.

Die nächsten Stunden denke ich an nichts anderes als an Damien, der gerade in ein Krankenhaus an Land gebracht wurde und dort zum Glück im OP ist. Sein Zustand ist schlecht und ich bange um das Leben meines Freundes. An die vergangenen Geschehnisse oder meine eigene Erschöpfung, verschwende ich keinen Gedanken. Endlich kommen die erlösenden Worte. Er hat es geschafft.

Sobald er aus der Narkose erwacht ist, geh ich zu ihm. Wir schliessen uns in die Arme und er lächelt. «Damien wir haben es tatsächlich geschafft! Wir haben den Schatz der Meere gefunden.», sage ich nun überglücklich. Nun grinst auch Damien bis über beide Ohren.

Das Glück in seiner Stimme ist kaum zu überhören als er sagt: «Ja wir haben es geschafft.»

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