"Der Schatten" – Eine Geschichte von Lena Keller - Young Circle

«Der Schatten» – Eine Geschichte von Lena Keller

Member Stories 2024

«Der Schatten» – Eine Geschichte von Lena Keller

Als eine Frau aus dem Supermarkt nach Hause kommt, wird sie plötzlich wegen Mordes an einem Mann festgenommen, obwohl sie sich in der Stadt aufhielt. Im Verlauf der Ermittlungen wird ihre Zwillingsschwester verdächtigt, die dunkle Wahrheit über die beiden Schwestern und deren eifersüchtige Rivalität ans Licht bringt und eine unerwartete Wendung in der Geschichte offenbart.

Ihr Telefon klingelte. „Hallo?“ fragte sie. „Hey Schatz, könntest du bitte noch Reis mitbringen, wenn du schon am Einkaufen bist? Es ist keiner mehr da,“ sagte ihr Ehemann. Sie lief aus der Straße in Richtung Supermarkt. „Natürlich, wir sehen uns später, okay?“ Sie legte auf. Im Supermarkt häufte sie alles in den Einkaufskorb, was sie fürs Abendessen brauchen würde: Karotten, Kartoffeln, Spaghetti, Kräuter. Plötzlich spürte sie etwas Kühles an ihrem Arm herablaufen. Sie erstarrte. Sie sah nach unten. Angeekelt blickte sie auf ihren Arm. Eine Packung Tomatensaft war ausgelaufen. Sie bezahlte ihre Lebensmittel und ging nach Hause.

Zuhause angekommen, bereitete sie das Essen vor. Die Tür ging auf und ihr Ehemann kam herein. „Hallo Schatz, ich habe dir Blumen mitgebracht.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Mir? Oh, danke. Ich stelle sie gleich in eine Vase.“ Sie lächelte in das schöne, ebenmäßige Gesicht ihres Mannes und küsste ihn. „Das Essen ist fertig. Ich stelle nur kurz die Blumen ein, und dann können wir essen. Es gibt dein Lieblingsgericht.“ Die braunen Augen ihres Mannes leuchteten auf.

Eine Weile später saßen die beiden am Esstisch. Plötzlich klingelte es an der Tür. „Ich gehe schon, Schatz, Du kannst sitzen bkleiben.“ sagte er und stand auf. Im Flur erklangen tiefe Stimmen. „Hey Schatz, es ist die Polizei. Sie wollen etwas von dir.“ Sie stand geschockt auf und rannte in den Flur. „Von mir?“ „Mrs., Sie sind wegen Mordes angeklagt. Wir müssen Sie leider festnehmen.“ Ihr klappte der Mund auf. „Aber ich habe das nicht getan!“ „Wir müssen Sie leider trotzdem mitnehmen.“

„Mrs. Sie sind wegen Mordes angeklagt. Eine Passantin behauptet, sie habe Sie heute um vier Uhr nachmittags in einer Straße gesehen, in der Sie einen Mann brutal erstochen haben,“ erklärte der Officer zum wiederholten Mal. „Aber das kann nicht sein. Ich war heute zwar um diese Zeit in der Stadt, aber ich war im Supermarkt, um für das Abendessen einzukaufen. Ich habe sogar noch den Beleg, ich war um 16:15 an der Kasse im Supermarkt. Wie könnte ich denn so schnell den Ort wechseln?“ Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie dies mit zittriger Stimme erklärte. Sie legte den Beleg auf den Tisch. „Mmmh, das ist in der Tat nicht ganz logisch. Waren Sie zu Fuß unterwegs?“ Der Officer runzelte die Stirn. Sie nickte zittrig.

„Schatz?“ Ihr Ehemann sah sie von der Seite an. Er saß schon seit Stunden neben ihr und verteidigte sie mit aller Kraft. „Vielleicht,“ begann er. Sie schüttelte heftig ihren Kopf. „Nein, sie war es nicht, das würde sie nie tun,“ schluchzte sie auf. „Was meinen Sie?“ fragte der Officer. Sie biss auf ihre Lippe und schaute ihren Mann böse an. „Ich habe eine Zwillingsschwester. Wir sind eineiig. Sie war schon immer ein bisschen eifersüchtig auf mich und sehr temperamentvoll. Aber sie war es nicht. Wir sind trotz allem noch Schwestern,“ brachte sie stockend hervor. „Hatten Sie und Ihre Schwester in letzter Zeit mal Streit?“ „Nei…“ Sie brach ab und schaute zur Seite. Ihr Ehemann begann zu sprechen. „Ich war mal mit ihrer Schwester zusammen, aber ich habe mit ihr Schluss gemacht, weil wir immer Streit hatten. Sie ist nie über mich hinweggekommen, und dass ich dann ihre Schwester geheiratet habe, hat es nicht besser gemacht.“ Der Officer dachte eine Weile nach. „Ich werde Ihre Schwester überprüfen.“

Zwei Stunden später wurde ihre Schwester in Handschellen hereingebracht. „Sie hat versucht zu flüchten,“ meldete der Officer. Sie ging geschockt auf ihre Schwester zu. „Warum?“ fragte sie erstickt. Ihre Schwester sah sie nur schweigend an. Der Officer brachte eine Dame mittleren Alters ins Zimmer. „Das ist Frau Smith. Sie hat einige Details des Mörders gesehen.“ Frau Smith begann zu sprechen. „Ich habe auf jeden Fall gesehen, dass der Täter lange schwarze Haare und blaue Augen hatte.“ Sie zählte noch weitere Merkmale auf, aber die trafen auf beide Schwestern zu. „Haben Sie sonst noch etwas gesehen?“ Sie überlegte noch eine Weile. „Ich habe auf der Hand des Mörders ein Muttermal gesehen.“ „Zeigen Sie Ihre Hände!“ forderte der Officer die Schwestern auf. Sie zeigte ihre Hände. Keine Muttermale waren auf den Händen zu sehen. Ihre Schwester versteckte ihre Hände. Der Officer musste sie ihr vom Körper wegziehen. Darauf war ganz klar ein großes Muttermal zu sehen. Dann ging alles plötzlich ganz schnell. Ihre Schwester wurde weggebracht. Sie brach in Tränen aus. Ihr Ehemann nahm sie in den Arm, ein kleines Lächeln auf den Lippen.

Ein paar Tage später war die Gerichtsverhandlung abgeschlossen und ihre Schwester im Gefängnis. Sie lag nur noch im Bett und weinte. Sie fühlte sich so betrogen von ihrer Schwester. Nach einer Woche hatte sie sich so weit gefasst, dass sie wieder arbeiten, gehen konnte. „Bye Schatz, pass auf dich auf,“ rief ihr Ehemann ihr nach. Sie lächelte und winkte. Auf dem Weg zur Arbeit zog sie ihr Handy hervor. „Ja, natürlich hat das mit dem falschen Muttermal funktioniert. Zu blöd für sie, wenn wir einen Unterschied haben. Jaja, ich werde das nächste Mal aufpassen.“ Sie legte auf und schlüpfte hinter einem Mann in ein Bürogebäude. Sie tippte dem Mann auf die Schulter. Eine Minute später sank der Mann tot an der Wand hinab.

Sie verließ das Gebäude, zog ihr Handy hervor. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sprach. „Auftrag erledigt.“

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