"Der gefallene Held - Zwischen Treue und Verrat" – Eine Geschichte von Yari Kägi - Young Circle

«Der gefallene Held – Zwischen Treue und Verrat» – Eine Geschichte von Yari Kägi

Member Stories 2024

«Der gefallene Held – Zwischen Treue und Verrat» – Eine Geschichte von Yari Kägi

In der tiefsten Nacht wandert ein mächtiger Dämon, einst als Held Raven bekannt, über die Leichen der Menschen, die er getötet hat. Er wird von Lysander und Yseldra, ehemaligen Weggefährten, konfrontiert, die nun mit heiligem Schwert und Magie gegen ihn kämpfen. Im erbitterten Kampf offenbart Raven seine Motivation und seine ewige Einsamkeit, die ihn zu diesem Weg getrieben haben.

Es war tiefste Nacht. In der ferne hörte man das Klagelied der Wölfe, sie betrauerten die toten Seelen, die hier Heute ihr Ende gefunden hatten. Die Hundeartigen Feinschnüffler hatten schon immer ein Gespür dafür gehabt ruhelosen Seelen zu helfen. Sie waren immerhin die Geheimen Torhüter zur Welt nach dem Tod. – Langsam schritt ich über die Reihen tausender toter Menschen. Magier, Ritter, alle hatten sie sich versammelt. Hatten versucht das unvermeidliche zu vermeiden. Vergeblich. Denn jetzt waren sie alle tot. Getötet durch meine Hand. Es schmerzte, obwohl ich nicht verletzt war. Vermutlich der letzte Überrest meiner Menschlichkeit.

Wie viele Jahre war es nun schon her? Es fühlte sich an wie eine unendlich lange Ewigkeit. In dieser Welt, der normalen Welt waren vermutlich nur etwa 10 Jahre vergangen, für mich war es aber wortwörtlich eine Unendlichkeit gewesen.

Erinnerungen an die Zeit in der ich Raven, der Held der Menschen genannt wurde überkamen mich wieder. Erinnerungen an die Zeit in der ich die Nummer 1 im Kampf gegen den Dämonenkönig war und nicht sein Oberster General.

Ein Lichtspeer sauste an mir vorbei und riss mich so aus meinen Gedanken. Die Fünf schwarzen schattenhaften Klauen, die sich an dem Ort befanden, an dem ich einst Menschliche Finger besessen hatte, schlossen sich um den zweiten Speer, der auf mich zuflog. Alles an meinem Körper waren pure Schatten, dennoch war er Physisch. Gehüllt in eine Robe aus ebenfalls Schatten. Die Pure Finsternis.

«Ein Hohedämon? Hier?», die Stimme, die sprach, hätte ich überall erkannt. Das war Lysander. Wer da allerdings aus den Büschen trat war nicht mehr der verängstigte 6-jährige Junge um den ich mich damals, immer gekümmert hatte. Er war mittlerweile 20 Jahre alt. In seiner Hand glühte das gleissende Licht des heiligen Schwertes Elsivara. Des Schwertes, dass ich selbst damals geführt hatte. – Noch Sekunden bevor man das Mana überhaupt spüren konnte, wich ich aus, denn 2 Augenblicke später ging die Stelle, an der ich mich vorher befunden hatte in die Luft. Die Wucht überraschte mich aber dennoch.

Aus dem Wald trat nun auch Yseldra. Ihr silberblondes Haar glühte im Licht des Vollmondes, das Linke Auge wie immer so blau wie das Eis selbst und im rechten band sich das Grün der Wildnis zusammen. In meinem Inneren zog sich alles zusammen. Gefühle, von denen ich dachte, sie seien längst erloschen entfachten von neuem. Meine Dämonenherzen beschleunigten zum ersten Mal seit Äonen ihren Puls und ein Lachen entfuhr meiner trockenen Kehle. «So sehen wir uns also wieder.»

Die Stille, die nach diesen 5 einfachen Worten herrschte, war so gross, dass die Welt selbst einfach stehen zu bleiben schien. «Raven?!», keuchte Yseldra erstickt. «Aber wie?! Was…» «Ist das nicht offensichtlich?», fragte ich und auf mein Kommando verformte sich die Dunkelheit zu einer riesigen Menge an Speeren die auf die beiden Niederregneten. Ich wollte Liz nicht töten, aber ich musste. Mein König wollte diese Welt, ich würde sie ihm beschaffen. Ich hatte ihm die Treue geschworen. Im Gegenzug würde ich das eine erhalten das ich schon immer gewollt hatte. Das eine das mir in meinem ganzen Leben jeden einzelnen Tag verwehrt geblieben war. Yseldras liebe. Egal wie oft oder was ich auch versucht hatte. Sie hatte immer nur Augen für Andere gehabt. Es war selbstsüchtig. Es war mir egal.

Während unseres Kampfes wurden mir schnell Drei Dinge Klar. Erstens: Das heilige Schwert und Liz arbeiteten viel besser zusammen, harmonierten besser, waren stärker als ich es damit je hätte sein können. Zweitens: Yseldra war um ein Vielfaches stärker als sie es damals gewesen war. Und Drittens: sie machten nicht ernst, denn würden sie es tun, dann würde ich mit grosser Wahrscheinlichkeit unterliegen.

Mein Blut geriet in Wallung, das war grossartig. Ich zog die Gesamte macht die ich als Dämon erhalten und mir über die unzähligen Äonen in denen ich im Dämonenreich eingesperrt gewesen war erarbeitet hatte zusammen. Während Liz und ich unsere Klingen kreuzten, immer schneller und schneller wurden, befeuerte Yseldra mich mit so vielen Zaubern, dass mir beinahe hören und sehen verging. Es war mir egal, ich konnte sie immerhin alle mit einer einfachen Barriere abwehren. Eines jedoch war klar, mein Mana würde vor ihrem zur Neige gehen.

«Wieso? Wieso bist du ein Dämon? Du warst derjenige der am aller härtesten gekämpft hat, um die Dämonen endlich zu vernichten. Du hast deinen Körper verbrannt, um eine Barriere zu erzeugen, der die Dämonen für 10 Jahre im Dämonenreich gefangen halten würde. Du hast dein Schwert weitergereicht, in der Hoffnung, dass jemand auftauchen würde, der deine Arbeit vollenden könnte. ALSO WARUM?!» Sie klang verzweifelt. Reue machte sich in mir breit, gleichzeitig aber auch eine unbändige Wut auf die Welt: «Warum!? Ist die Frage ernst gemeint? Hast du ernsthaft geglaubt ich hätte nie gehört, wie sich die Leute hinter meinem Rücken über mich lustig gemacht haben? Denkst du echt ich hätte nicht mitbekommen, wie mich alle nur benutzt haben? Damals war es mir egal, weil du da warst, aber als ich erkannte, dass ich dich niemals haben könnte… Dennoch habe ich weiter gemacht. Aber in den Äonen in denen meine Seele innerhalb des Dämonenreiches war, eingeschlossen, allein. Ich habe jede Sekunde bereut, mir ist alles egal. Ich bin ein Egoistisches Schwein. Alles, was ich will, bist du. Also hat der Dämonenkönig mir ein Angebot gemacht: Wenn ich ihm diese Welt zu Füssen lege, sobald das Siegel bricht, wenn ich das schaffen sollte, dann würde er dafür sorgen, dass ich dich endlich bekommen kann.»

Die Erinnerung an meine Jahrtausende der Einsamkeit, die für alle Leute in dieser Welt nur eine oder einige Wenige Sekunden gewesen waren: Der Frust, die Wut, die Trauer daran zerfrassen mich. Zu spät bemerkte ich meine Unaufmerksamkeit. Und im nächsten Augenblick fühlte ich meinen Körper nicht mehr. Liz hatte mich geköpft. Das letzte, was ich sah, war Yseldra. So wunderschön wie eh und jeh. Aber mehr noch: So unerreichbar wie nie zu vor.

Reiche jetzt deine eigene Geschichte ein oder lies weitere Member Stories:

Bewertung