Amber stand in einer riesigen Schlange, die zur Abholungsstation des Gepäcks führte und wartete drauf, endlich ihren Koffer abzuholen, ins Taxi zu steigen und endlich nach Hause zu fahren. Sie war so erschöpft, dass ihre Augenlieder immer wieder zufielen. Die Schlange verkürzte sich nach und nach. Zum Glück, denn sie hatte genug vom Warten. Endlich erschien ihr rosafarbener Koffer auf dem Band. Sie eilte hin, um ihn nicht zu verpassen. Den Koffer in einer Hand, ihre Handtasche und das Handy in der anderen, lief sie aus dem Flughafen raus und stellte ihre Sachen neben sich ab, um ein Taxi zu rufen. Als sie dabei war, eine Nummer in ihr Handy zu tippen, fing es an zu regnen. Zuerst nur leicht, dann immer mehr, bis es in Strömen regnete. Ihr Bildschirm und alle anderen Sachen wurden durchnässt. «Großartig! Besser kann dieser Tag ja gar nicht werden!», sagte sie wütend, aber leise vor sich hin. Sie wischte die Tropfen auf ihrem Bildschirm mit ihrem Ärmel weg und versuchte erneut die Taxirufnummer einzutippen.
Etwa 10 Minuten später, hielt das gelbe Taxi vor ihren Füssen und sie stieg ein. «Chicago bitte», teilte sie dem Fahrer mit. Eigentlich war sie so müde, dass sie fast während der Fahrt einschlief, zumindest bis zu einem Moment. Im Radio spielte ein Lied, was Amber sofort erkannte. Leider kannte sie es zu gut. Der unbekannte Fahrer fing an, mitzusingen. Er konnte das ganze Lied auswendig, genauso wie Amber. Sie fing an, nachzudenken. «Das kann gar nicht sein mach dich nicht verrückt Amber, es gibt nun mal Leute, die dieselben Lieder kennen wie du.» sagte sie leise zu sich selbst.
Sie kamen in Chicago an. Amber bezahlte, stieg aus dem Auto aus und nahm ihre Sachen aus dem Kofferraum. Sie musste noch etwa 10 Minuten zu ihrer herzhaften Wohnung laufen, die sie, während dem Sprachaufenthalt sehr vermisst hatte. Zuhause angekommen, ging sie unter die Dusche. Nach ihrer Abendroutine fiel sie hundemüde in ihr Bett. Immer wieder schlich sich das Lied in ihre Gedanken, welches sie auf der Fahrt gehört hatte. Doch schon bald schlief sie ein.
Am nächsten Morgen klingelte ihr Wecker. Ja es war Samstag und somit Wochenende, sie musste aber trotzdem früh aufstehen, weil sie sehr viel zutun hatte. Sie räumte auf, putze ihre verstaubte Wohnung und beschloss eine kleine Pause zu machen. Sie ging los, um sich einen Eiskaffee im Supermarkt von nebenan zu kaufen. Als sie in den Laden reinlief, rempelte sie ein älterer Mann um, so dass sie fast hinfiel. «Pass doch auf wo du hinläufst», schrie Amber ihm nach. Er drehte sich um und Amber war wie in Schockstarre. Sie konnte ihren eigenen Augen nicht trauen, wem sie da eigentlich gegenüberstand. Sie kannte ihn, sehr gut sogar. Es war der Fahrer aus dem Taxi von gestern. Der, der das Lied mitgesungen hat, welches Amber und er immer zusammen gehört hatten. Die Narbe an seiner linken Wange, die er seit Ambers Kindheit hatte, sie erfuhr aber nie, woher sie stammte. Sie setzte alle Puzzleteile in ihrem Kopf zusammen. Als sie verstand um wen es sich handelte, schnürte sich ihre Kehle zusammen und sie verfiel in Panik. Sie stürzte und stürzte in das dunkle Loch, aus dem sie sich so lange rausgekämpft hatte. Der unbekannte und doch so bekannte Mann stand immer noch vor ihr und starrte sie an.
«Du! Aber wie nur? Wie bist du aus dem Knast entkommen und…» Amber verstummte. Sie gab auf. Dieser Mann war verantwortlich dafür, dass ihre Traumata sie bis heute noch verfolgen. Er war für jede Träne verantwortlich, die Amber in ihrer ganzen Kindheit vergossen hatte. Er war der Grund, wieso sie auf der Strasse landete und obdachlos wurde in ihren Jugendjahren. Er hätte ihr Held sein sollen und der erste Mann, der ihr beibringt, was wahre Liebe ist. Aber nein, es kam Anders. Der Mann der ihr gegenüber stand war ihr Vater.
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