Ich erzähle euch eine Geschichte von einem Mädchen. Sie war einfach unglaublich. Ich war eine ihrer besten Freundinnen und ich durfte viele Jahre mit ihr verbringen. Sie hiess Bianca und jeder soll sich ein Beispiel an ihr nehmen. Aber von Anfang an. Bianca Sonder lebte mit ihrer Familie in einem alten Haus. Sie hatte zwei Geschwister Tim und Xenia. Eines Tages traf die Familie ein Schicksalsschlag. Der Vater starb und die Familie zerbrach. Bianca ging es überhaupt nicht gut. Sie hatte Verlustängste und eine geringe Selbstliebe. Sie zweifelte immer an sich selbst. Die Mutter hatte eine Depression und liess die Geschwister wochenlang alleine. Sie hatte vergessen dass sie nicht nur ihren Mann verloren hatte sondern Bianca, Tim und Xenia auch ihren geliebten Vater. Noch dazu war Bianca ein aussergewöhnliches Mädchen. Sie weinte Blut. Niemand konnte dies erklären. Jeder Arzt und jede Studie versagte. Doch es war nicht gewöhnliches Blut. Die Tropfen waren glühend heiss und Bianca kam oft mit schrammen im Gesicht zu mir. Doch seit ihr Vater gestorben war, weinte sie nicht mehr. Sie konnte nicht mehr. Sie hatte keine Emotionen mehr. Doch dann kam da Rick, mein Cousin. Bianca verliebte sich in ihn. Doch er war dort noch ein Bad Boy und verletzte Bianca oft und behandelte sie schrecklich. Doch tief in Ricks Herz war er ein Guter und Liebevoller und liebte Bianca insgeheim genauso. Irgendwann gestand er es ihr und sie kamen zusammen. Sie waren ein wundervolles Paar. Jeder beneidete sie. Rick half Bianca ihre Emotionen zu verarbeiten und brachte ihre Selbstliebe wieder zurück. Er unterstützte sie und stand immer zu ihr. Mir sagte er immer dass er sich fragte wieso er sie immer so schlecht behandelt hatte. Es war nicht einfach. Bianca brach oft zusammen und wollte nicht mehr. Sie hatte es satt anders zu sein und verlor beinahe ihren Lebenswillen. Ich und Rick versuchten alles und wir schafften es Biancas Lebenswillen zurück zu gewinnen und wir hatten zwei Jahre eine super Freundschaft. Es war einfach alles perfekt. Ich, mein damaliger Freund, Bianca und Rick. Wir waren unzertrennlich. Bianca fand in Ricks Vater einen neuen Vater der sie liebte wie ihr eigenes Kind. Mit der Zeit war Bianca eine ganz andere Person. Sie war schön, selbstbewusst und einfach beneidenswert. Sie sagte dann immer sie sei einer der glücklichsten Menschen hier und sie war für jeden einzelnen Tag dankbar und war immer positiv und optimistisch. Ich weiss wenn man das jetzt so liest hört es sich sehr schön an. Das war es auch aber wie es so ist traf uns leider wieder ein Schicksalsschlag. Rick hatte mit nur 17 Jahren einen heftigen Schlaganfall und lag tagelang im Koma. Es stand schlecht um ihn. Doch Bianca und er kämpften. Sie gaben nicht auf während alle Ärzte ihnen bestätigen dass Rick sterben würde. Doch das interessierte Bianca nicht. Sie ging jeden Tag, ich betone, JEDEN Tag nach der Schule ins Krankenhaus und erzählte Rick von ihrem Tag und las ihm Geschichten vor und motivierte Rick jeden Tag aufs Neue. Ich war stolz auf sie denn sie war so tapfer. Mir sagte sie immer: „Das bin ich ihm schuldig! Und ich sage dir ich kämpfe bis zur letzten Minute das garantiere ich dir! Ich lasse ihn sicherlich nicht so schnell davonkommen wie damals mein Vater!“ und schaute mich mit ihrem todernsten Blick an. Sie beschwerte sich nie. Zumindest bei mir oder Rick nicht. Sie wollte stark sein doch ich merkte manchmal wie es auch ihr nah ging und manchmal ihre starke Fassade abbröckelte. Wenn ich das jetzt so erzähle hört es sich eigentlich traurig an. Klar ist es auch irgendwie. Doch ich erzähle die Erinnerungen gerne und blicke mit einem Lächeln zurück.
Eines Abends spürte Bianca, so erzählte sie es mir, einen unglaublichen Drang zu Rick zu gehen. Sie schlich sich aus dem Haus, obwohl ich sie überreden wollte hier zu bleiben. Im Spital ging sie zu Rick. Er lag im Bett und atmete schwer. Sie nahm seine Hand in ihre und sprach mit ihm. Sie bedankte sich für alles was er für sie getan hatte und versprach ihm nie wieder an ihr zu zweifeln.
Rick starb in dieser Nacht und Bianca hielt seine Hand immer noch. Dann konnte sie nicht mehr. Aus ihren Augen kullerten Tränen und fielen auf ihre Hand die Ricks fest hielt. Und was soll ich sagen?
Auf ihrer Hand waren nasse, salzige Tränen.