Ich stehe vor dem Spiegel im Badezimmer und betrachte mich selbst. Meinen Körper. Mein Gesicht. Wieso bin ich so hässlich? Tränen schleiern meinen Wangen hinunter und verschwimmen meine Sicht. Ich schaue auf meinem Körper hinab, welches das Trauern nicht gerade besser macht. Ich habe wenig Freunde und bin sehr unglücklich mit meinem Leben. Ständig sind dünne Frauen, mit perfekt geschnittenen Gesichtszüge auf social media zu sehen. Wie sie lachen und Spass in ihrem Leben haben. Wieso kann ich nicht so sein? Wieso kann ich nicht so perfekt sein? Langsam ziehe ich meinen zu gross geschnittenen Pulli an. Ich verstecke meine Unperfektheit. Hülle sie in einem Stück Stoff ein, wie eine Raupe in ihr gemütliches Kokon. Erst dann fühle ich mich wieder einigermassen wohl und sicher. Als mein Körper komplett eingehüllt ist, nehme ich mein Rucksack und verlasse mein Haus. Ich bereite mich auf dem Weg zur Schule, auf einem neuen normalen Schulltag vor. Wieder dieselben Stunden, Lehrpersonen und Menschen um mich. Ich ertrage den Alltag nicht. Mir fehlt etwas. Immer. Jedesmal versuche ich diese Unzufriedenheit in etwas anderem zu entdecken. Sei es, weil ich vielleicht gerade das neuste Handy möchte, oder vielleicht doch, wegen den unpassenden Freunden? Ich hoffe nur darauf, dass die Verzweiflung, welche sich jeden Tag in mir bereit macht und wächst, endlich verschwindet. Ich möchte zufrieden leben. Ich stecke meine Hände, in meinen Hosentaschen, da sie in der Kälte des Wintermorgens, zu frieren drohen. Dann höre ich ein Lachen. Ein sehr fröhliches und kindliches. Es hört sich fast so, wie das Lächeln meines früheren ich an. Ich hebe meinen Kopf, welches bisher auf der weissen Strasse vor mir gesenkt war, und beobachte meine Umgebung. Die Wege vor und hinter mir kann ich, wegen des Nebels nicht mehr sehen. Neben mir aber, ist ein grosser Spielplatz zu sehen. Von dieser Richtung kam auch das Lächeln, welches geradeeben in meinen Ohren ertönt war. Ich beobachte den Park genauer und entdecke ein kleines Mädchen, welches gerade auf einer Schaukel sitzt und breit lächelt. Sie sieht mein früheres Ich unglaublich ähnlich aus. Ich gehe auf dem Mädchen zu. Als sie mich entdeckt, winkt sie mir zu. ,,Ich habe dich erwartet’’, sie schaut mir während des Satzes tief in die Augen. ,,d..du hast mich erwartet?’’, stottere ich. ,, Ja!’’.
Das Mädchen machte mir mit einer Geste deutlich, auf der Schaukel neben ihrer Platz zu nehmen. ,,Wer bist du?’’, frage ich sie verwirrt. ,, Ich? Ich bin du.’’, sie lacht, als hätte ich ihr gerade eben die dümmste Frage der Welt gestellt. ,, Aber das kann doch gar nicht sein.’’, ungläubig starre ich das Mädchen an. ,, Natürlich kann das sein. Alles ist möglich!’’, wieder lacht die jüngere Version von mir. ,, Und wieso hast du mich erwartet?’’, ich beginne selber ein wenig herumzuschaukeln. ,, Ich habe dich nicht herbestellt. Dein Unterbewusstsein hat das getan. Sieht ganz danach aus, als bräuchtest du etwas von mir.’’. Ich? Wieso sollte ich etwas von meinem jüngeren ich brauchen? ,, Ich weiss nicht..’’, setzte ich an, doch ehe ich mein Satz auch beenden kann, begreife ich, wieso ich mich mit dem Mädchen befand. Meine Kindheit, war die glücklichste Zeit, für mich. ,, Kannst du mir lernen ein glückliches Leben zu führen?’’ , ich schaue sie an. Sie erwidert meinen Blick. ,, lernen? Das kannst du nicht lernen. Ich führe ein glückliches Leben, weil ich mit mir und meinem Umfeld zufrieden bin. Glück ist nicht etwas, was man durch hartes streben erreicht. Glück ist etwas, was man durchs zufrieden sein, erreicht. Bevor du ein glückliches Leben führst, musst du dich und deine Umgebung akzeptieren. Erst dann, bist du auf dem richtigen Weg.’’, sie lächelt nochmals. Diesmal tue ich es ihr gleich. Dann schweigen wir eine Weile lang und schwingen zufrieden in die Luft.
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