«Mum, ich glaube ich bekomme Fieber», rief ich meiner Mutter zu. Keine halbe Stunde später war es wieder soweit. Ich merkte, wie meine Stirn langsam heisser wurde und ich leicht zu frösteln begann. Nun schrie ich panisch: «Mum, ich habe Fieber!» Daraufhin eilte meine Mutter zu mir und drückte mir den Algiforsirup in die Hand. Ich nahm die passende Menge und schluckte den leckeren Sirup hinunter. Ich hoffte, dass es nicht wieder in einem Fieberkrampf ausarten würde und ich nur normales Fieber hätte. Das wäre dann schon mein zehnter Fieberkrampf in meinem Leben. Meinen ersten hatte ich als Baby mit vier Monaten. Seit ein paar Monaten war ich elf Jahre alt und eigentlich schon lange herausgewachsen aus dem Alter, in welchem man noch mit Fieberkrämpfen zu kämpfen hat. Ich bekam sie jedoch immer noch. Meinen letzten hatte ich im Frühling, vor zwei Jahren, gehabt.
Irgendwann begann das Medikament zu wirken und ich konnte mich entspannen. Langsam driftete ich ab in einen ruhigen Schlaf. Dieser wurde jedoch nach dreieinhalb Stunden unterbrochen als ich aufwachte und mir ganz heiss war. Komischerweise begann ich gleichzeitig auch zu frösteln. Die Kombination aus heiss und kalt war richtig unangenehm. Leider durfte ich noch nicht wieder Schmerzmittel nehmen und so fing ich an zu zittern. Ich sprach in schwachem Flüsterton zu meiner Mutter: «Jetzt habe ich wohl Jubiläum. Ich habe meinen zehnten Fieberkrampf.» Meine Mutter, die auf meiner Bettkante sass, hielt mir einen kalten Waschlappen vor die Stirn. Auch das half nicht wirklich, meine Temperatur zu regulieren, und so bat sie mich, mich in die Badewanne zu legen. Im Badezimmer erwartete mich schon eine volle Badewanne, in die ich mich sofort legte. «Dass du noch so fit bist, um solche Kommentare zu machen», schmunzelte sie. Ich lächelte sie matt an und genoss das warme Wasser, obwohl mein Körper immer noch nicht aufgehört hatte zu zittern.
«Louise, wach bleiben!» schrie meine Mutter mich an. Ich aber achtete gar nicht mehr auf ihre Schreie und sank immer tiefer ins Wasser. Irgendwann war ich wohl bewusstlos geworden. Mittlerweile war auch schon die Rega eingetroffen, welche meine Mutter vom Festnetzanschluss unseres Ferienhauses angerufen hatte. Ich wachte wieder leicht aus der Dunkelheit auf, als meine Mutter beruhigend auf mich einredete: «Es wird alles wieder gut, mein Mäuschen. Du schaffst das!» Ich merkte noch, wie ich auf eine Trage gehoben wurde und sank dann wieder in die Dunkelheit hinab.
Ich bekam nicht mit, dass die Ärzte mir schon während des Flugs ein krampflösendes Mittel gaben. Dies half auch nicht und ich zitterte weiter. Nach 15 Minuten Flugzeit kamen wir am Kantonsspital in Chur an und ich wurde vom Flugplatz direkt in ein Zimmer geschoben. Dort bekam ich weitere Infusionen und Nadeln in meine Haut gestochen. Auch Blut und Urin wurde mir abgenommen, um es zu testen. Während diesen Prozeduren hörte der Schüttelfrost nie auf und mir ging es von Minute zu Minute schlechter. Nach ein paar Minuten, in denen ich mit klappernden Zähnen und schüttelndem Körper auf dem Krankenhausbett lag, driftete ich wieder in die Bewusstlosigkeit. Meine Mutter, die die ganze Zeit über in meinem Zimmer auf mich aufgepasst hatte, sah zu mir und versuchte mich wieder wach zu machen.
Auf dem EKG sah man nun auch, wie meine Herzfrequenzen immer weniger wurden. Nun schaute meine Mutter mich erschrocken an und drückte sofort den Notrufknopf für die Krankenschwestern. Als diese zu zweit nach einigen Sekunden ankamen, hörte man von dem EKG-Gerät nur noch ein Piepen. Ich hatte es nicht geschafft.
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