"Das besondere Mädchen" – eine Geschichte von Lara Sutter - Young Circle

«Das besondere Mädchen» – eine Geschichte von Lara Sutter

Member Stories 2023

«Das besondere Mädchen» – eine Geschichte von Lara Sutter

Ein scheinbar gewöhnlicher Montagmorgen nimmt eine unerwartete Wendung, als das Mädchen auf ein mysteriöses Haus im Wald und einen rätselhaften alten Mann trifft. Ihre Neugierde und eine unaufgeklärte Geschichte über ein besonderes Mädchen, das ein ähnliches Schicksal teilt, öffnen ihr die Tür zu einer Welt voller Rätsel und Lebensweisheiten, die sie nicht mehr loslassen werden.

Es war ein normaler Montagmorgen. Ich ging wie immer denselben Weg zur Schule. Ich kam an einem kleinen Wäldchen vorbei an dem ich schon als Kind gespielt habe. Und dann war da dieser Fluss, der im Sonnenaufgang rot-orange glitzerte. Doch an diesem Tag war etwas seltsam. Mitten in diesem schönen Wäldchen stand plötzlich ein Haus. Das Haus sah alt und völlig heruntergekommen aus. Und trotzdem hatte es etwas, was mich faszinierte. Plötzlich stand da ein Mann, der mir zuwinkte. Ich winkte nervös zurück. Als ich weiter gehen wollte, kam er auch schon auf mich zu. Er sah alt aus und als er näher kam, sah ich, das er ziemlich klein war. «Guten Tag meine Liebe, was führt dich den hier in den Wald?» «Nichts», antwortete ich schnell. Er lachte. «Du musst nicht schüchtern sein, ich beisse nicht.» Mit einem Wink machte er aufmerksam, das ich ihm folgen sollte. Ich zögerte erst, dann aber folgte ich ihm.

Als wir innen in seinem Haus waren staunte ich nicht schlecht. Es war ein Haus mit wunderschönen Bildern, die Sonnenuntergänge zeigten. «Und was macht so ein Mädchen wie du hier im Wald?» Während ich ihm etwas von mir erzählte, goss er Tee auf. «So einem Mädchen wie dir bin ich schonmal begegnet.» «Wirklich?» Ich wunderte mich, weil es keinen zweiten Menschen gab, der genauso tollpatschig, schüchtern und peinlich sein kann wie ich. «Sind sie sicher?» «Ja», sagte er. «Nur Sie war die Person, die mich zum Lachen brachte und mich pflegte.» «Und was ist aus ihr geworden?», fragte ich neugierig. Er erzählte mir vieles über sie, aber nichts, was meiner Frage entsprach. Als ich auf die Uhr sah, bemerkte ich, das es Zeit für die Schule war. Ich wollte mich verabschieden, aber mir liess die Frage keine Ruhe. Trotzdem machte ich auf dem Absatz kehrt und eilte zur Schule. Nachdem ich in der Schule ankam, hatte der Unterricht seit 20 Minuten begonnen. Ich schlich mich leise ins Zimmer rein aber der Lehrer hatte mich bemerkt. «Sie sind zu spät junges Fräulein.» «Ja, tut mir leid, es kommt nicht wieder vor.» Als der Unterricht vorbei war, fragte meine beste Freundin mich, warum ich so spät war. Während ich ihr erzählte, warum ich so spät sei, kam mir wieder diese Frage in den Sinn. Mich würde es richtig interessieren, was mit diesem einen Mädchen passiert ist. 

Der Unterricht ging schnell zu ende, deshalb wollte ich schnell nach Hause. Der Grund ist, das mich sonst immer ein paar Jungs und Mädels mich abfangen und mit allem möglichen aufziehen. Zum Beispiel finden sie immer einen Weg mich lächerlich vor allen zu machen. Ich hoffte wenigstens dieses Mal zu entkommen, aber da täuschte ich mich. Sie warteten angespannt vor dem Einkaufszentrum. Als sie mich schon von weitem sahen, lachten sie. «Hey Leute, schaut wer da kommt. Die alte Frau, die zu spät zum Unterricht kam.» Alle lachten mit. «Ich bin sonst nie zu spät im Gegensatz zu euch.» Doch das war eine schlechte Idee zu antworten. «Du bist ein niemand und gehörst nicht hierher. Deshalb wirst du ein niemand bleiben, verstanden? Und jetzt zisch ab, bevor du noch rumheulst.» Alle lachten mit. Ich dagegen machte mich davon in den kleinen Wald und heulte mir an meinem Lieblingsplatz die Augen aus. Hierher verzog ich mich immer, wenn sie mich aufzogen.

«Hey, warum weinst du denn?» In der Zeit als ich heulte, bemerkte ich nicht, das dieser alte Mann neben mir stand. «Ich bin einfach nur traurig über die schlechte Note», antwortete ich ihm. Er grinste und nahm mich mit ihn sein Haus. Als er den Tee aufsetzte, sagte er: «Das war schon immer einer ihrer Lieblingsplätze, wenn sie sich nicht wohl fühlte.» Ich fragte ihn zum zweiten Mal, was mit dem besonderen Mädchen passiert sei. Doch er wich immer aus. Werde ich es je erfahren, ich glaube nicht. Ich erzählte ihm, was wirklich passiert ist. Daraufhin verschwand er auch schon als ich kaum fertig gesprochen hatte. «Hallo, wo gehen sie denn jetzt hin?» Ich versuchte ihn noch einzuholen, verlor ihn aber aus den Augen. Ich fragte mich, warum er so schnell weg ging. Ich doch gar nichts falsches gesagt, oder? Mir kamen Zweifel auf ihn hier jetzt allein zu lassen. Was ist, wenn ihm etwas passiert ist? Ich wollte ihn rufen, aber ich wusste nicht einmal sein Name. Ich ging das Haus von unten nach oben durch.

Schlussendlich fand ich ihn in einem Zimmer, das mädchenhaft gestaltet war. «Ah, hier sind Sie Mister.» Ich überlegte, wie er heissen könnte, doch er übernahm das Wort. «Ich habe viele Namen, aber das besondere Mädchen nannte mich immer der grimmige alte Mann und später benannte sie mich als ihr Meister Su. Was mir persönlich ehr gefiel.» «Also sind Sie ein Meister?», fragte ich angespannt. «Naja, eher war ich ein schlechter Meister.» «Wieso das denn?», fragte ich. «Weil», er unterbrach. «Kommen Sie schon. Sagen Sie es mir, Sie können mir vertrauen.» Ich schaute ihn mit Augen an, denen er nicht widerstehen konnte. «Du hast recht, also gut, du hast genau dasselbe Temperament wie sie. Sie gab auch nicht so schnell auf. Ich fand sie genau wie dich vor, während sie eines Tages auf ihrem Schulweg mein Haus genauso so vorfand, wie du es jetzt auffändest. Ich wusste sofort, dass sie ein besonderes Mädchen war, genau wie du. Sie hatte aber viel Mühe mit ihrem Leben. Sie wurde oft geärgert und zog sich an den gleichen Platz zurück wie du und da sagte ich ihr nur eines. Sie sollte mir versprechen, dass sie keine Angst zu versagen haben müsste und dass das wahre Geschenk, das sie je bekommen hatte, das Leben selbst war. Aber sie hielt ihr versprechen nicht. Sie nahm sich genau heute vor ein paar Jahren das wertvollste Geschenk, das sie hatte.» Er wandte sich mir zu und sagte mir dasselbe. Nur das ich das Versprechen hielt und er hatte recht damit, dass das wahre Geschenk das Leben selbst ist.

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