Es war einmal in einem Land, das in keinem unserer Geschichtsbücher verzeichnet ist, einem Ort jenseits der Wolken und fernab unserer Vorstellungskraft, bekannt als Arathoria. Arathoria war ein Land voller Magie, Geheimnisse und Wesen, wie man sie nur in den kühnsten Träumen findet. Dort lebten Drachen, die mit den Winden tanzten, Elfen mit Augen wie glitzernde Sterne und sprechende Bäume, die sich an uralte Zeiten erinnerten, als die Welt noch jung war.
Inmitten dieses Landes, versteckt in den Tälern des Nimmerdunkelwaldes, lag das Dorf Eldarion. Das Dorf war von hohen, knorrigen Bäumen umgeben, deren Blätter in allen Farben des Regenbogens schimmerten, als wären sie aus purem Glas. Die Bewohner von Eldarion waren friedliche Leute; sie lebten im Einklang mit der Natur und hielten die uralten Gesetze der Magie in Ehren.
Doch eines Tages, an einem Morgen, der wie jeder andere begann, kam Unruhe über das Dorf. Ein seltsamer Nebel stieg aus dem Wald empor, dick und von einer unheimlichen Schwärze, die selbst die Strahlen der Sonne zu verschlucken schien. Niemand konnte sagen, woher er kam oder was er bedeutete, doch die Ältesten wussten, dass dies ein böses Omen war. Sie erzählten von einer Prophezeiung, die seit Generationen von den Dorfältesten überliefert wurde: „Wenn der Nebel der Vergessenheit steigt und das Licht verschlingt, wird das Herz Arathorias für immer schweigen.“
In Eldarion lebte ein junger Mann namens Lyrian. Er war weder besonders groß noch kräftig, aber er besaß ein waches Gemüt und ein Herz, das für Abenteuer schlug. Sein Haar war wie Herbstlaub, wild und feurig, und seine grünen Augen blitzten stets neugierig. Anders als die anderen Dorfbewohner war Lyrian von dem Nebel nicht eingeschüchtert, sondern zutiefst fasziniert. Er hatte Geschichten über die Gefahren des Waldes gehört, über das Dunkle Reich, das tief im Inneren des Nimmerdunkelwaldes lag, ein Reich, das seit Jahrhunderten kein Sterblicher mehr betreten hatte.
„Ich muss es herausfinden“, sagte Lyrian eines Abends zu seiner besten Freundin, der Elfenheilerin Alira. Sie war eine weise und sanfte Seele, die das Wissen über Kräuter und Heilmagie besaß. „Ich muss wissen, was diesen Nebel verursacht.“
„Bist du verrückt, Lyrian?“ entgegnete Alira und schüttelte ihren Kopf. „Der Nebel ist ein Zeichen des Bösen. Kein Sterblicher, der je versucht hat, in den Nebel zu gehen, ist je zurückgekehrt.“
Doch Lyrian ließ sich nicht beirren. „Wenn niemand es wagt, die Wahrheit zu suchen, dann werden wir alle im Dunkeln bleiben, und der Nebel wird uns verschlingen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, den Nebel zu vertreiben und das Land zu retten.“
Nach einigem Zögern stimmte Alira zu, ihn zu begleiten. Sie wusste, dass Lyrian sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen würde und dass sie ihn besser begleiten sollte, als ihn allein in Gefahr gehen zu lassen.
Am nächsten Morgen brachen sie auf, mit nur wenigen Vorräten und der Entschlossenheit in ihren Herzen. Der Weg durch den Nimmerdunkelwald war beschwerlich; das dichte Unterholz war unbarmherzig und die Schatten, die die Bäume warfen, schienen zu flüstern und sich zu bewegen, als hätten sie ein eigenes Leben. Je tiefer sie in den Wald eindrangen, desto dichter wurde der Nebel, und eine bedrückende Stille legte sich über die Welt.
Schließlich erreichten sie eine Lichtung, auf der der Nebel wie ein dicker Schleier hing. In der Mitte der Lichtung stand ein uralter Baum, größer als alle anderen, mit einem Stamm so breit wie ein Haus und Zweigen, die den Himmel berührten. Seine Rinde war schwarz wie Ebenholz, und in seinem Stamm war ein großes, gähnendes Loch. Als sie sich näherten, bemerkten sie, dass aus diesem Loch eine seltsame, tiefrote Glut zu leuchten schien.
„Das ist das Herz des Waldes“, flüsterte Alira. „Der Legenden nach ist dieser Baum das Zentrum der Magie in Arathoria. Wenn das Herz stirbt, stirbt der Wald.“
„Wir müssen es retten“, sagte Lyrian entschlossen. „Aber wie?“
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da erhob sich eine Gestalt aus dem Nebel. Es war ein altes Wesen, mit einer Haut wie Rinde und Augen, die wie brennende Kohlen glühten. „Ich bin Nargul, der Hüter des Dunklen Reiches“, sagte das Wesen mit einer Stimme, die wie das Knarren von altem Holz klang. „Dieses Herz ist verflucht, und nur das Opfer eines reinen Herzens kann es retten.“
Lyrian trat vor. „Wenn es mein Leben kostet, um das Herz Arathorias zu retten, dann soll es so sein.“
Doch bevor Nargul antworten konnte, trat Alira nach vorne. „Nein, Lyrian. Es gibt einen anderen Weg“, sagte sie und hob ihre Hände. Aus ihrer Handfläche begann ein helles, reines Licht zu leuchten, so stark, dass der Nebel um sie herum zu flimmern begann. „Die Kraft der Heilung, das Licht der Hoffnung, kann den Fluch brechen. Aber es braucht Mut und Vertrauen.“
Nargul nickte. „So sei es. Du hast den Weg des Lichts gewählt.“ Und mit diesen Worten löste sich die Gestalt in den Nebel auf.
Lyrian und Alira legten ihre Hände an den Stamm des Baumes, und Aliras Licht strömte hinein. Es war ein Moment von tiefer Stille, und dann – ein lautes Krachen. Der Nebel begann zu verschwinden, und das Glühen des Baumes erstrahlte in einem goldenen Licht, das sich über die Lichtung und den ganzen Wald ausbreitete.
Die Vögel begannen wieder zu singen, und die Sonne brach durch die Wolken. Der Fluch war gebrochen, und das Herz Arathorias lebte wieder. Lyrian und Alira standen da, die Hände immer noch auf dem warmen Holz des Baumes, und lächelten.
„Du hattest recht“, sagte Lyrian leise. „Manchmal braucht es mehr als nur Mut. Es braucht Hoffnung.“
Und so kehrten sie als Helden nach Eldarion zurück, wo sie fortan nicht nur als mutige Abenteurer, sondern auch als Hüter des Herzens von Arathoria bekannt waren. Das Land blühte auf, und die Geschichte von Lyrian und Alira wurde von Generation zu Generation weitergegeben, als Erinnerung daran, dass selbst in den dunkelsten Zeiten ein Licht der Hoffnung niemals erlöschen darf.
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