"Alles Schwarz" – eine Geschichte von Larissa Läderach - Young Circle

«Alles Schwarz» – eine Geschichte von Larissa Läderach

Member Stories 2022

«Alles Schwarz» – eine Geschichte von Larissa Läderach

Trotz gefesselten Armen und Beinen, schaffe ich es aufzustehen. Ich hüpfe im Raum umher um einen Ausgang zu finden. Abgesehen von der Tür gibt es jedoch keinen.
Einige Zeit später erklingen Sirenen. Ich schreie und hüpfe so laut ich kann. Leider werden die Sirenen schon wieder leiser und leiser…

Ich wache auf, aber alles ist schwarz. Es dauert einige Minuten, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Ich befinde mich in einem kleinen Raum. Der Raum ist leer. Er hat keine Fenster und keine Möbel. Nur eine Tür und naja, mich.
Ich bin gerade am Überlegen, was passiert ist, als plötzlich die Tür aufgeht. Der Kontakt mit dem Licht lässt mich für einige Sekunden erblinden. Vor mir steht ein großer, breitgebauter Mann Mitte Fünfzig. Gerade als ich meinen Mund öffne, um zu fragen wo ich bin, klebt er mir den Mund zu. Ich schreie, doch es ist nutzlos. Der Mann tritt hinaus und somit bin ich wieder allein. Allein, in einem kleinen Raum, mitten im nirgendwo.
Ich kann nicht einschätzen wie lange ich schon hier bin. Und vor allem weiß ich nicht warum. Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, aber etwas weiß ich noch. Ich war mit meinen Freundinnen im Club feiern und ging auf die Toilette. Auf einmal wurde mir schwarz vor Augen. Ich weiß nicht ob ich zu meinen Freundinnen zurückgekehrt war, oder ob es auf der Toilette passierte. Wahrscheinlich hat es aber etwas mit meinem Vater zu tun. Er ist Boss der Mafia und hat deshalb nicht gerade viele Freunde.
Nun versuche ich mich aufzurappeln. Trotz gefesselten Armen und Beinen, schaffe ich es aufzustehen. Ich hüpfe im Raum umher um einen Ausgang zu finden. Abgesehen von der Tür gibt es jedoch keinen.
Einige Zeit später erklingen Sirenen. Ich schreie und hüpfe so laut ich kann. Leider werden die Sirenen schon wieder leiser und leiser. Mich haben sie nicht gehört. Es scheint mir unmöglich von hier zu entkommen.
Zu meiner Überraschung geht die Tür schwungvoll auf. Freddie, wie ich den Mann nenne, stürmt wütend herein. Ohne ein Wort zu sagen schlägt er mich zu Boden. Ich muss das Bewusstsein verloren haben, denn als ich aufwache ist er verschwunden. Ich sehe mich um und sehe Blut. Neben mir und auf mir, überall ist Blut. Mein Blut. Gott sei Dank weiß ich nicht mehr was geschehen ist, nachdem ich bewusstlos wurde. Ich kann es mir aber denken. Die Schmerzen der Wunden sind schon fast weg. Ich bin dankbar habe ich es nicht gespürt, als sie entstanden sind. Während ich so da liege, denke ich an vieles. Ich denke an meinen Bruder. Der Bruder, der mich immer beleidigt, aber in der Schule jeden Jungen verprügelt, der es wagt meinen Namen in den Mund zunehmen. Ich denke an meinen Vater. An denjenigen, der mir die Welt schenken würde. Und ich denke an meine Mutter. Meine geliebte Mutter, die vor drei Jahren bei einem Autounfall starb.
Nach meinen Berechnungen sind seit dem Zwischenfall schon zwei Tage vergangen. Meine Wunden sind schon einigermaßen verheilt. Wenn ich aber mein Gesicht verziehe, tun sie noch immer höllisch weh. Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, dass mich hier irgendwann jemand findet. Wie ich meinen Vater kenne, hat er längst einen Suchtrupp, der Größe einer Armee, auf die Suche nach mir geschickt. Wenn ich an einem findbaren Ort wäre, hätten sie mich deshalb schon gefunden.

Es sind nun schon drei Wochen vergangen und ich muss sagen, dass ich mich sehr gut an die Dunkelheit gewöhnt habe. Das Essen schmeckt ekelhaft. Trotzdem esse ich es, da es meine einzige Überlebenschance ist. Jede paar Tage wird mir eine neue Wunde zugesetzt. Entweder tut es schrecklich weh, oder fast gar nicht.
Sagen wir es so: Ich habe mich an mein neues Leben gewöhnt und mich damit abgefunden. Ich weiß sowieso, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt. Irgendwann wird mich Freddie zu Tode prügeln. Bis dahin schwöre ich mir aber, durchzuhalten.  
Eines Tages wache ich auf und höre immer näherkommende Sirenen. Ich mache mir nicht zu große Hoffnungen aber auf einmal werden die Sirenen nicht mehr lauter, aber auch nicht leiser. Ich höre Rufe und weiß, die Rettung ist gekommen. Trotz des schwarzen Klebebands auf meinem Mund schreie ich so laut ich kann. Als ich meine Stimme schon fast verliere, springt die Tür auf. Mehrere Polizisten stürmen herein und lösen mich von den Fesseln. Sobald ich aus dem Keller raus bin, falle ich meinem Vater und meinem Bruder in die Arme.
Das Haus ist umzingelt von Anzugträgern und Polizisten. Gerade als ich fragen will, was geschehen war, kommen mehrere Männer mit schwarzen Anzügen aus dem Gebäude. Sie haben den Mann bei sich, der mich die letzten Wochen gefangen hielt. Als ich ihn sehe, kann ich meinen Augen nicht trauen. Es handelt sich um meinen ehemaligen Nachbarn und Kollegen meiner toten Mutter. Es stellt sich heraus, dass er all dies aus Eifersucht getan hat. Seit der Schulzeit war er nämlich in meine Mutter verliebt. Sie hat sich jedoch für meinen Vater entschieden und ihn aus ihrem Leben gestoßen. Seither hat er einen Hass auf meinen Vater und kann ihn nicht leiden. Diese tat war nun seine Rache. Da er meine Mutter nicht haben konnte, wollte er meinem Vater nun die Tochter nehmen.
Auf dem Weg nach Hause erzähle ich meinem Vater die ganze Geschichte. Er schwört mir, dass er dem Mann nach seiner Entlassung das Leben nehmen wird.
Zuhause angekommen, gehe ich erstmal duschen. Seit drei Wochen habe ich nicht mehr geduscht. Ich hole mein Handy heraus und drehe die Musik auf. Ich ziehe mich aus und stelle mich unter die Dusche. Es fühlt sich gut an wieder zu Hause zu sein. An dem Ort, an dem ich mich sicher fühle und keine Angst haben muss. Als ich aus der Dusche steigen will, rutsche ich aus und falle.
Ich wache auf, aber alles ist schwarz.

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