"Hallo, ich bin ein Mörder" - eine Geschichte von Vivienne Häberli - Young Circle

«Hallo, ich bin ein Mörder» – eine Geschichte von Vivienne Häberli

Member Stories 2020

«Hallo, ich bin ein Mörder» – eine Geschichte von Vivienne Häberli

Ich war kurz vor dem Zusammenbruch. Meine Füsse gehorchten mir kaum noch. Sie stiessen gegen jede einzelne Treppenstufe, während ich versuchte so schnell wie möglich nach oben in mein Zimmer zu kommen.

Die Panik drohte mich zu überwältigen. Tränen rannen mir ununterbrochen über mein Gesicht, meine Haare waren zerzaust. Jeder Schritt schmerzte und ich bekam kaum noch Luft. Auf der zweitletzten Stufe stürzte ich, doch ich konnte mich noch knapp an dem Geländer festhalten. Ich sprang nach oben und hoffte, dass ich mir nicht den Knöchel verstauche. Ich hatte Glück. Ich stürzte voller Angst auf meine Zimmertür zu und drückte die Türklinke nach unten. Doch nichts geschah. Ich eilte schnell zur benachbarten Tür, kaum noch in der Lage, mich auf den Beinen zu halten und drückte die Klinke nach unten. Diese ging auch nicht auf. Ich sank auf die Knie und liess einen lauten Schrei der Verzweiflung heraus. Das war ein Fehler. Der Mann, der mich verfolgte erschien wie aus dem nichts auf der letzten Treppenstufe und blickte mich zornig an. Ich hatte keine Wahl mehr. Pure Angst überrollte meinen Körper. Ich fing laut an zu schreien, vergrub mein Gesicht in den Händen und zog die Beine dicht an meinen Körper, um mich irgendwie zu schützen. Die Angst packte mich, Verzweiflung breitete sich unaufhaltsam aus. Ich dachte an all das, was ich nicht mehr machen könnte, an all die Träume, die sich niemals erfüllen würden. Ich würde niemals die Polizeischule abschliessen können, niemals eine Familie gründen, niemals mich um einen eigenen Hund kümmern können. Dass alles gab es für mich nicht mehr. In meinen Gedanken schickte ich noch schnell ein Stossgebet zum Himmel und machte mich bereit. Das War`s, dachte ich, Jetzt ist mein Leben vorbei. Tränen rannen mir ununterbrochen über mein Gesicht. Meine Panik verwandelte sich in blankes Entsetzen. Ich konnte nicht mehr schreien, nicht atmen. Nur noch weinen. «Vanessa!» rief eine Stimme. langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite. Der Mann stand bewegungslos vor mir, kein Muskel rührte sich. Dann verschwand das ganze Bild. Es fühlte sich an, als werde ich in die Tiefe gerissen. Und dann wachte ich auf.

Noch 3 Tage bis zu meinem 18. Geburtstag.

«Vanessa, du kommst noch zu spät.» sagte meine Mum, während sie das Licht in meinem Zimmer anmachte. Die Sonne strahlte bereits durch mein Fenster hindurch und liess mein Zimmer erleuchten. Ich setzte mich aufrecht hin und legte meine langen dunklen Haare nach hinten. Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass alles nur ein Traum war. In meinen Gedanken realisierte ich gar nicht, dass meine Mutter mich anstarrte. «Geht es dir gut?» fragte sie mich jetzt doch ein wenig besorgt, «Du siehst so blass aus. Hast du Fieber?» Sie legte ihre Hand auf meine Stirn. Das Gefühl der Sicherheit kehrte endlich wieder zurück. Doch ich war verwundert über mich selbst. Sollte ich mich nicht immer sicher fühlen? Miss Stone setzte sich neben mich und lächelte mich an. «Deine Stirn ist in Ordnung. Fühlst du dich fit?» ich zwang mich zu einem Lächeln und nickte nur. «Gut. Dann zieh dich jetzt am besten schnell an. Ich fahre dich kurz zur Schule» Miss Stone verliess mein Zimmer und ich stand auf und ging ins Bad. Ich bürstete meine Haare, wusch mein Gesicht und ging auf die Toilette. Als ich mich im Spiegel betrachtete, hatte ich das Gefühl, als würde mich eine fremde Person anblicken. Ich bewegte den Kopf und das Mädchen mit den langen dunklen Haaren, dem schmalen Gesicht und dem zerknitterten Pyjama tat es mir nach. «Das wird schon», sagte ich mir selbst, «Heute wird ein toller Tag». Als meine Mum nach mir rief eilte ich in mein Zimmer, zog mir eine Jeans und ein blaues T-Shirt an, schnappte meine Tasche mit den Schulbüchern und rannte nach unten in die Küche. Ein herrlich süsser Duft von leckeren Waffeln verbreitete sich im ganzen Haus. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Mein Lieblingsfrühstück. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich fast schon am Verhungern war. Ausserdem musste ich mich irgendwie beruhigen. Schnell schnappte ich mir eine Waffel und ass sie gierig auf. Meine Mutter schüttelte nur lachend den Kopf. «Verschluck dich bloss nicht. Du musst an deinem ersten Schultag im neuen Schuljahr wohlauf sein.» Ich schluckte schnell hinunter und sagte: «Ich pass schon auf.» Ich nahm eine Tasse und füllte sie auf mit Pfefferminztee, den meine Mutter gekocht hat. Der Tee dampfte noch leicht, also wartete ich noch einen Moment und nahm dann vorsichtig einen Schluck. Auch wenn es Sommer war trank ich immer Tee zum Morgen. Ich blickte nach draussen und dachte an alles was in den letzten paar Monaten passiert war. Meine Mutter bemerkte mein nachdenkliches Gesicht. Sie griff zu meiner Hand und sagte leise: «Heute beginnt für dich ein neues Leben. Der Umzug war stressig, ich weiss. Aber es ist das beste, wenn wir nie mehr nach Wales zurück gehen. Ich weiss es ist schwer, aber am besten ist es, wenn du Sam einfach vergisst. Er ist…eh nicht mehr hier.» Ich dachte an all das, was im letzten Jahr passiert ist. Man merkt es mir nicht an aber im Innern bin ich sehr verletzlich und manchmal da wünsche ich, dass ich ihn niemals kennengelernt hätte. Sam! Für mich ist es das schlimmste Wort, was es auf dieser Welt gibt. Er hat mir mein Leben zur Hölle gemacht, Er hat mich kaputt gemacht! Sam war mein Exfreund. Ich lernte ihn damals in meiner alten Schule in London kennen. wir wurden sehr schnell gute Freunde und eines Tages da erzählt er mir, dass er mich liebt. Und ich muss ehrlich sein ich liebte ihn auch. Er war anders als die anderen. Einfühlsam, nett, witzig. Genauso wie ich es von Jungs mochte. Doch er hatte eine so schlimme Seite in sich. Er begann mich schlecht zu behandeln, Verabredungen zu verpassen und mich zu schlagen. Ich versuchte mit ihm zu reden, aber das konnte man vergleichen als würde man versuchen mit einer Wand zu reden. Ich beendete unsere Beziehung und dachte, ich wäre ihn los. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Sam hatte psychische Probleme. Er war sehr aggressiv und unberechenbar. Eines Abends brach er bei uns ein. Ich war alleine und hatte keine Ahnung, zu was er fähig war. Wäre mein Dad nicht nach Hause gekommen, wäre ich nicht mehr auf dieser Welt. Mein Dad ist Polizist und hatte gerade Dienstschluss. Sam hatte mich in die Ecke gedrängt und bedrohte mich mit einem Küchenmesser. Mein Dad verhaftete ihn sofort. An das, was danach war, konnte ich mich nicht mehr erinnern. Ich schien wohl ohnmächtig geworden zu sein. Ich wachte im Krankenhaus auf, meine Mum weinte und ich spürte einen stechenden Schmerz in meinem rechten Oberarm. Ich war zwei Tage weggetreten. Sam hatte mich mit dem Messer am Arm verletzt. Zwei Tage später hat man ihn gefunden. Mir wurde gesagt, dass er sich selbst das Leben genommen hatte. Und das alles hinterließ Narben. Doch auch wenn die körperlichen Narben sehr gut verheilt sind und man sie kaum noch sieht, hat es trotzdem Spuren hinterlassen. Seelische Spuren. Ich habe immer noch Albträume, bin depressiv und will nicht mehr am Abend alleine sein. Alle drei Wochen gehe ich zu einem Therapeuten und es hilf mir tatsächlich. Ich versuche einfach mein Leben positiv zu sehen. Meinen ersten Tag in der neuen Schule werde ich mir nicht nehmen lassen. Und außerdem ist in einer Woche mein 18. Geburtstag. Ich lächelte und zog meine Schuhe an. Draußen wartete bereits meine Mum am Wagen. Eigentlich würde ich mit dem Fahrrad gehen, aber da ich spät dran war, fuhr sie mich zur Schule.

„Viel Spaß mein Liebling“ Miss Stone umarmte mich und ich lief schnell ins Klassenzimmer, während Miss Stone zur Arbeit fuhr. Der Unterricht hatte offenbar schon angefangen. Ich klopfte an der Tür zu meinem Klassenzimmer im zweiten Stock und eine Frau mit einer großen Brille öffnete die Tür. „So so, du bist als Vanessa Stone.“ Ein peinliches Lächeln huschte über mein Gesicht. „Ich hoffe es wird nicht zur Gewohnheit. Komm rein.“ Ich trat ins Klassenzimmer und blickte in die neugierigen, gelangweilten und interessierten Gesichter meiner neuen Klassenkammeraden. Ein Junge aus der dritten Sitzreihe zwinkerte mir zu. Das irritierte mich irgendwie und ich wollte den Blick abwenden, doch irgendwas war an diesem Jungen merkwürdig. Ich sah ihn mir genauer an. Das konnte nicht sein! Das kantige Gesicht, die schwarzen Haare, den selbe Blick. Sam! „Liebe Schüler, dass ist Vanessa Stone. Sie ist vor Kurzen nach Wales gekommen.“ Ich hörte gar nicht mehr zu, ich konnte gar nicht mehr atmen, nichts bewegen. Das konnte nicht sein. Es konnte nicht Sam sein! „Vanessa am besten setzt du dich neben Alex. Der Platz ist noch frei. Ich bin übrigens Miss Delves.“ Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, welchen Jungen sie meinte. Es war der Jungen der Aussah wie Sam! Der Junge, der mir zugezwinkert hat. „Ist alles in Ordnung Vanessa?“ fragte mich Miss Delves. Ich merkte gar nicht, dass ich stumm und mit leeren Augen auf den Boden starte. Ich nickte nur und ging langsam auf den Jungen der Alex hieß zu. Ein paar Schüler sagten mir hallo. „Hey“, sagte Alex. Ich blickte ihn an. Irgendetwas war anders an ihm. Er sah aus wie Sam aber seine Haare waren anders und die Gesichtszüge sahen auch anders aus. Ich versuchte mich zu beruhigen. Es war nicht Sam. Aber irgendwie sah er ihm ähnlich. Entwickle ich etwa schon Paraneuer? „Du bist also neu was? Freut mich dich kennen zu lernen“ sagte Alex mit einem peinlichen Lächeln und reichte mir die Hand. „Freut mich auch“ ich schüttelte seine Hand zögernd und wir konzentrierten uns auf den Unterricht. Die Zeit verflog wie im Flug und um ehrlich zu sein vermied ich an diesen Tag die Gespräche und das Kennenlernen mit meinen neuen Klassenkammeraden. Als es 16:00 Uhr war und der Unterricht endlich fertig war, eilte ich nach draußen und wollte nach Hause gehen, als plötzlich Alex auf mich zu kam. „Hey warte“, rief er, „Ich habe dich in der Mittagspause gesucht, aber du warst wie vom Erdboden verschluckt. Wollen wir Nummer austauschen?“ Ich sah ihn mit einem gezwungenen Lächeln an. Ich wollte ihm nicht gleich meine Nummer geben, also sagte ich einfach: „Tut mir leid, aber ich muss ganz schnell nach Hause. Bis morgen“ Alex blickte mich verdutzt an und sagte: „Ok. Also dann. Bis Morgen.“ Er lächelte mir kurz hinterher, joggte los und ich trat den Weg nach Hause an, als mich plötzlich ein Junge von hinten packte und wir beide fast zu Boden vielen. Ein  kurzer Schrei entrinn mir, doch dann bemerkte ich, wer der Junge war. „Der Countdown läuft bereits, Van! Noch drei Tage, dann bist du endlich 18!“ Ich fing laut an zu lachen. „Hey Dennis“, sagte ich fröhlich. Dennis war ein sehr guter Freund von mir, wir kannten uns schon seit dem Kindergarten. Auf einmal vergaß ich Alex und ich fühlt mich einfach nur glücklich. „Sorry ich habe nicht viel Zeit. Ich hoffe du hast Samstagabend noch nichts vor. Wir vermissen dich wirklich.“ „Ich vermisse euch auch“, sagte ich mit einem Seufzer. „Aber ich freue mich schon sehr auf Samstag.“ „Cool. Also dann, ich muss los. Du weißt ja, der Bus ans andere Ende der Stadt fährt nur einmal pro Stunde. Bis Samstag“ Dennis umarmte mich nochmal und ging. Ich war traurig, dass er schon ging. Bei ihm fühlte ich mich sicher. Ich ging über die Straße und lief zügig nach Hause. Die Haustür war verschlossen, wie immer. Meine Mum schien noch nicht zuhause zu sein. Ich nahm meinen Hausschlüssel und schloss sie auf. In Gedanken versunken bemerkte ich gar nicht, dass mein Dad in der Küche stand und aus dem Fenster starte. Ich bemerkte ihn erst als er seine Kaffeetasse abstellte. Ich zuckte zusammen, sagte aber erleichtert: „Hey Dad, alles klar?“ Mein Dad reagierte nicht. „Dad?“ fragte ich nochmal. Er sah mich plötzlich an. „Hey, Süße!“ rief er auf einmal, „Schön dich zu sehen.“ Ich sah ihn misstrauisch an. Er sah irgendwie nicht gut aus. „Alles klar?“, fragt ich nochmal. Er nickt schnell, sagte, dass alles klar war und ging nach oben. Ich schaute ihm verwundert hinterher und bemerkte gar nicht, dass mein Handy vibriert hat. Ich sah auf das Display. Eine neue Nachricht. Ich entsperrte mein Handy und blickte fassungslos auf den Bildschirm. In großen Buchstaben las ich den Satz „Hallo, ich bin ein Mörder“. Die Nummer war unterdrückt. Ich betrachtete das Display und mir wurde ganz schlecht. Das konnte nicht echt sein. Das musste ein Scherz sein! Ich blickte mich um, wütend auf mich selbst, dass ich wirklich dachte, dass das ernst gemeint ist. Ich öffnete den Chat mit meinen Freuden und schrieb eine Nachricht

Ok Leute, wirklich witzig. Bitte hört auf mich mit solchen bescheuerten Nachrichten zu verarschen, das ist nicht witzig.

Ich steckte mein Handy in meine Tasche und versuchte diesen Scherz einfach zu vergessen. Schließlich habe ich noch Hausaufgaben zu machen. Dann kam mir ein Gedanke. Was ist, wenn diese Nachricht echt ist? Ich hielt in meiner Bewegung innen und überlegte. Dann schüttelte ich den Kopf und ging in mein Zimmer. Es ist nicht echt, sagte ich mir. Nicht echt.

Noch zwei Tage bis zu meinem 18. Geburtstag.

Ich schnappte mein Fahrrad und wollte gerade nach Hause fahren als jemand meinen Namen rief. Es war Alex. Ich musste wirklich verrückt sein zu denken, es wäre Sam. Er sah ihm zwar ähnlich, aber er war viel netter als der Sam, den ich kannte. „Hey“, rief er, „Du sahst gestern so aus, als wäre dir schlecht.“ „Es tut mir leid“, platzte es aus mir heraus, „Ich wollte nicht so unhöflich sein. Du hast mich nur an einen alten…Bekannten erinnert.“ „Kein Problem. Darf ich dich vielleicht jetzt um deine Nummer fragen?“ Ich lächelte und holte mein Handy aus meiner Tasche. Ich sagte ihm meine Nummer und er tippte sie schnelle ein. „Cool. Also Vanessa. Erzählst du auch mal was über dich? Wer war eigentlich der Junge von Gestern?“ Ich war verwundert, dass er mich nach Dennis fragte aber ich antwortet: „Er ist mein bester Freund. Wir kennen uns seitdem wir klein sind. Er heißt übrigens Dennis.“ Alex blickte kurz bedrückt auf den Boden sagte dann aber: „Dennis also? Dann bist du schon vergeben? Na dann, bis morgen.“ Alex ging bevor ich noch etwas erwidern konnte. Was war das? Mochte er mich etwa? Verwirrt stieg ich auf mein Fahrrad und radelte nach Hause. Es wurde bereits dunkel, als ich zu Haus ankam. Mein Handy vibrierte. Es waren meine Freunde. Sie hatten alle auf meine Nachricht geantwortet

„Van, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst“, schrieb Dennis

„Könntest du auch mal sagen um was es geht?“ schrieb Emma

„Also, was auch immer du meinst, ich war`s nicht“ schrieb Mike

„Vanessa, was meinst du?“ schrieb Stella.

Ich schüttelte den Kopf und auf einmal sah ich, wie mir jemand schrieb. Es war die Anonyme Nummer. „Du wagst es mich zu ignorieren?“ schrieb diese Nummer. Mein Herz raste. Ein Foto wurde gesendet. Auf dem Foto war ich, wie ich neben meinem Fahrrad stand und auf mein Handy starrte. Ich blickte mich hektisch um. Irgendwo musste jemand sein. Aber da war niemand. Nur Häuser und Autos. Die Sonne war bereits verschwunden. Ich blickte wieder auf das Display. Eine Nachricht war erschienen. Es stand nur ein Wort da. „Countdown“. Es reichte mir. Ich rannte zur Haustür, riss sie auf und stürmte in mein Zimmer. Meine Mutter ließ vor Schreck ihren Teller fallen. Er zersplitterte in hunderte von Teilen, doch ich rannte die Treppe weiter nach oben und schloss die Tür. Ich schaltete das Licht an und atmete schnell. Das konnte nicht sein. Ich hatte das Gefühl durchzudrehen. Mir standen Tränen in den Augen. So schnell ich konnte, löschte ich die Nachrichten und entfernt die Nummer. Das war`s. Dachte ich. Was auch immer es war, es ist vorbei. Ich erschrak, als es an der Tür klopfte. ich schnappte meinen Hockeyschläger, der neben meinem Bett stand und wich von der Tür zurück. Sie öffnete sich. Es war mein Dad. „Alles in Ordnung?“ fragte er besorgt. Ich ließ den Stock fallen und umarmte ihn, wobei ich mir schnell die Tränen wegwischte. Ich war erleichtert. Ich löste mich von ihm und er blickte mich besorgt an. Ich nickte nur und sagte: „Es ist alles gut. Ich brauch einfach ein wenig Zeit für mich. Könntest du bitte gehen?“ „Alles klar Vanessa. Wir wären unten, wenn du etwas brauchst.“ Mein Dad schloss langsam die Tür und ich legt mich auf mein Bett. Ich muss verrückt sein, sagte ich mir selbst. Das ist nie passiert. Mein Handy vibrierte, doch ich rührte mich nicht. Ich hatte einfach keine Kraft mehr und schlief einfach ein.

Noch einen Tag bis zu meinem 18. Geburtstag.

„Hallo, ich bin ein Mörder“ Ich schrie auf, als ich die Nachricht las. Sie wurde gestern losgeschickt. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ich schleuderte mein Handy auf den Boden und zog mir die Bettdecke noch weiter über den Kopf. Ich hörte Miss Stone die Treppen nach oben rennen. Ich wollte nicht mit ihr reden. Meine Mum klopfte an meine Tür und öffnete sie. „Geht es dir gut, Vanessa?“ fragte sie besorgt. ich wusste nicht was ich sagen soll. „Was ist denn mit deinem Handy? Ist es runtergefallen?“, fragte sie. „Irgendwie schon“, sagte ich leise, „Mum ich fühle mich echt nicht so gut. Kann ich heute Morgen noch zu Hause bleiben?“ Miss Stone sah mich besorgt an und legte ihre Hand auf meine Schulter. „Du siehst wirklich nicht sehr gut aus. Ich würde es auch besser finden, wenn du am Morgen noch zuhause bleibst. Schließlich willst du ja morgen fit sein.“ Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, was dann aber sofort wieder verschwand. „Ich koche dir noch schnell einen Tee. Ich muss dann zur Arbeit. Dad ist auch weg. Ich werde noch kurz deine Lehrerin informieren.“ Miss Stone zögerte, „kommst du wirklich alleine zurecht?“ Ich musste überlegen. Einerseits wollte ich nicht alleine sein, andererseits wollte ich meine Mum nicht beunruhigen. „Ich komm schon klar. Danke Mum.“ Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und verließ mein Zimmer. Ich wartete noch einen Moment, dann nahm ich mein Handy vom Boden auf. Vielleicht habe ich das nur gedacht, dass da diese Nachricht stand. Ich betrachtete das Display. Das konnte einfach nicht wahr sein! Auf einmal kamen weitere Nachrichten.

Das war nicht sehr nett.

Dein Handy könnte kaputt gehen

Tick Tack

Freust du dich auch schon auf deinen Geburtstag?

Eine lange Pause entstand. Mir stockte der Atem. Dann kam die nächste Nachricht. Mein Herz setzte für einen Moment aus.

Falls du ihn noch erleben kannst.

Ich konnte kaum noch atmen. Tränen rannen mir über mein Gesicht. Als ich hörte, dass meine Mum weg war, schrie ich auf. Ich versteckte mich unter meiner Bettdecke und wartet einfach. Nach einer Weile ging ich nach unten in die Küche. Mein Tee war bereits kalt, aber ich trank ihn trotzdem. Ich betrachtete die große Uhr, die über unserem Sofa hing. Kurz nach elf. War ich so lange in meinem Zimmer? Auf einmal klingelte die Tür. Mein Herz begann sofort zu rasen. Ich ließ beinahe meine Tasse fallen. Schnell schaute ich durch das kleine Fenster über der Haustür. Es war Alex. Nicht Sam. Erleichtert, dass er es war wollte ich aufschließen, doch meine Hand blieb über dem Türgriff schweben. Mein Handy vibrierte. Ich drehte mich mit zitternden Knien um und griff nach meinem Handy. Es zog mich magisch an, ich konnte nichts dagegen tun. Es war die Anonyme Nummer. Nur mit großer Mühe unterdrückte ich einen Schrei. Ich nahm nicht ab und auf einmal war das Klingeln vorbei. Ich hörte eine Stimme von draußen. Es war Alex. „Hey Vanessa. Was ist los mit dir? Bist du in Ordnung? Melde dich verdammt nochmal“, rief er schon fast. Er hämmerte einmal gegen die Tür und ging dann. Hätte ich mich nicht an dem Esstisch abstützen können, wäre ich jetzt zu Boden gefallen. Alex! Sam! Konnte es sein, dass diese beiden, Alex und Sam, die gleiche Person waren? Bei dem Gedanken wurde mir schwindlig. Nein, sagte ich mir. Das kann nicht sein. Und wenn doch? Ich überlegte lange und kam dann zu einem Entschluss. Heute Abend werde ich zu Dennis fahren und mit ihm darüber sprechen. Ich muss es jemandem erzählen, der nicht Mum oder Dad ist. Damit würde ich sie grundlos beunruhigen. Ich schaltete mein Handy aus und ging in mein Zimmer. Wenn meine Mum wieder da ist, werde ich zu Dennis fahren. Hoffentlich finden wir gemeinsam eine Lösung.

Noch zwei Stunden und 30 Minuten bis zu meinem 18. Geburtstag

Vielleicht war es doch ein Fehler um diese Uhrzeit, 21:30 Uhr, ans andere Ende der Stadt mit einem der letzten Busse zu fahren nur um mit einem Freund etwas zu besprechen was einfach nicht glaubhaft ist. Genau das dachte ich mir, als ich den Bus verließ und in der Dunkelheit den schwach beleuchteten Weg antrat, der zu dem etwas abseits liegenden Einfamilienhaus von Dennis führte. Ein überraschender Nebel legte sich über die Straßen. Bis jetzt hatte ich noch keine Neue Nachrichten erhalten. Das war gut. Ich blieb kurz stehen und überlegte, ob ich wirklich zu Dennis gehen sollte, als ich im Augenwinkel einen Mann sah der langsam auf mich zukam. Sofort ging ich weiter. Ganz ruhig, dachte ich. Das ist nur ein Mann. Ein Mann der ein Handy in der Hand hält. In dem Moment vibrierte mein Handy erneut. Ich entsperrte es und las die Nachricht fast schon zu laut vor. „Ich sehe dich.“ Es reichte mir. Ich rannte los, so schnell ich konnte. Doch da war etwas, hinter mir. Ich hörte Schritte. Eine Stimme rief meinen Namen. Es war Alex. Einen kurzen Blick über meine Schulter genügte. Er hielt einen länglichen, schmalen Gegenstand in der Hand. Ein Messer, schoss es mir durch den Kopf. Ich rannte um mein Leben, direkt auf Dennis Haus zu. „Hilfe!“, schrie ich, „Dennis, bitte!“ Ich hämmerte so stark gegen die Tür und auf einmal schwang sie auf. Ich viel direkt in Dennis Arme und wir kippten beide um. Schnell sprang ich wieder auf, schloss die Tür und rannte an Dennis vorbei, direkt ins Wohnzimmer. Ich presste mich an die Wand und keuchte schwer. Dennis richtete sich auf und blickte mich erschrocken an. „Was ist denn los?“, fragte er besorgt. „Er will mich umbringen“, flüsterte ich kaum hörbar. Dennis kam auf mich. Er legte seine Hand auf meine Schulter und ich stürzte mich sofort in seine Arme, begann laut zu schluchzen und atmete schnell. Dennis umarmte mich. „Wer will dich umbringen?“ fragte er nach einer Weile. Ich wischte mir die Tränen weg und sagte nur ein Wort „Alex“. Er sah mich an, schockiert und besorgt zugleich. Dann klopfte es an der Tür. Nein, es klopfte nicht nur. Jemand schlug regelrecht auf die Tür ein. Ich wich vor Angst zurück. „Das ist er“, meine flüsternde Stimme erstickte fast. Dennis zeigte mit dem Kopf nach oben. „Ich werde ihn los. Keine Sorge“, sagte er. So leise ich konnte, stieg ich die Treppen nach oben und setzte mich auf die oberste Stufe, während ich versuchte, so leise wie möglich zu atmen. Die Tür öffnete sich. Ich hörte die Jungs reden. „Hey hast du Vanessa gesehen? Sie sah vorhin so erschrocken aus.“ „Verschwinde von hier. Sofort!“ Der aggressive Tonfall von Dennis erschreckte mich. Ich weiß, es war ein Fehler, aber ich stieg langsam ein paar Stufen hinunter, um das Gespräch besser zu hören. „Alter, ich will doch nur wissen ob es ihr gut geht“ „Ach ja? Das hatte Sam damals auch behauptet“, kam es von Dennis. Ich war verwirrt. „Hör mal. Ich weiß, was Sam damals getan hat. Ich wollte ja nicht, dass das alles passiert.“ Alex Stimme klang traurig und fast von beschämend. „Ich wollte nicht, dass mein Bruder das tut. Ich verstehe es ja selbst nicht.“ „Ganz genau.“ Sagte Dennis scharf, „Du verstehst es nicht. Und das ist auch besser so. Der Countdown läuft bereits. Es war ein Fehler von Van hier her zu kommen. Und von dir auch“ Ich war schockiert. Alex war der Bruder von Sam? Und was meinte Dennis damit? Ich stieg noch weiter hinunter. Nun konnte ich alles sehen. Und ich sah, wie Dennis zum Esstisch ging. Sein Blick lag auf einem langen Küchenmesser mit scharfer Spitze. Alex hob den Kopf und trat näher. Alles, was er in den Händen hielt, war eine lange silberne Taschenlampe. „Wo ist Vanessa?“ sagte Alex. Seine Stimme klang wütend. „Was hast du mit ihr gemacht?“ Dennis lehnte sich lässig an den Tisch. „Gar nichts.“, sagte er trocken. „Countdown“ entfuhr es mir. Ich presste mir sofort die Hand auf den Mund, doch es war zu spät. Alex drehte sich zur Treppe und sah mich an. „Vanessa!“, rief Alex. Dann brach er mit einem schmerzerfüllten Schrei zusammen. In seinem Rücken steckte ein langes Küchenmesser. Ich schrie laut auf. Dennis lehnt immer noch gegen den Tisch und blickte mich mit einem teuflischen Lächeln an. „Hallo, ich bin ein Mörder“, sagte er lachend. Ich stand einfach nur da, zu geschockt, um zu schreien, weg zu rennen oder gar zu atmen. „Sam hat es mir nicht so leicht gemacht. Aber auch er musste daran glauben. Er war übrigens wirklich psychisch gestört.“ Sagte Dennis gelassen. Er zog das Messer aus Alex Rücken und betrachtete es. Blut floss aus der Wunden und es bildete sich eine große Lache. Ich wollte den Blick abwenden, aber ich war einfach zu schockiert, um überhaupt irgendetwas zu tun. „Aber warum?“, brach es auf einmal aus mir heraus. „Warum? Ich dachte wir sind Freunde“ Dennis sah mich plötzlich wütend an: „Ach wirklich? Das dachte ich auch!“ schrie er, „Aber du hattest ja immer nur Augen für andere Typen! Deine Aufmerksamkeit lag immer nur bei anderen, nie bei mir.“ „Das ist doch meine Entscheidung, nicht deine! Alex hat dir nichts getan“, schrie ich ihn an. Schnell schlug ich mir die Hand vor den Mund. Das war ein Fehler. Dennis umschloss das Messer noch fester mit seiner Hand. „Du willst also zu Alex? Bitte sehr.“ Er kam langsam auf mich zu. Plötzlich sprang er nach vorne und rammte das Messer knapp vor meinen Füssen in die Treppe. „Nein!“, schrie ich und sprang nach oben. Die Gedanken rasten durch meinen Kopf. Ich konnte kaum atmen. Das konnte nur ein böser Traum sein. Ich rannte nach oben, Stufe für Stufe. Auf der letzten Stufe stürzte ich. Ein stechender Schmerz schoss auf einmal durch mein linkes Bein. Ich sah nach unten. Blut. Helles, warmes Blut! Ich wurde fast ohnmächtig. Dennis blickte mich teuflisch an. Dieser Junge war wahnsinnig. Ich stützte mich auf meine Hände und kroch zur nächsten Tür. Ich drückte die Türklinken nach unten und sie ging auf. Es war das Zimmer von Dennis. Schnell schloss ich die Tür und stützte mich an seinem Schreibtisch ab. Dennis schlug mit dem Messer auf die Tür ein. Ich schluchze laut, schrie, er soll mich in Ruhe lassen. Doch er hörte nicht auf. Ich erblickte einen Basseballschläger und griff danach. Dann sprang die Tür auf. Ich schrie erneut auf. Blind holte ich mit dem Schläger aus und schlug auf Dennis ein. Ein Knacken ertönte. Gefolgt von einem Aufschrei. Ich sah geschockt, wie Dennis zu Boden ging, sich aber gleich wieder versuchte aufzurichten. Das war meine Chance. Ich wollte mich nicht Kampflos ergeben. Das Messer lag neben Dennis, ich griff danach so schnell ich konnte. Das Gesicht on Dennis war Blut überströmt und da wusste ich, wohin ich getroffen habe. Er griff ebenfalls nach dem Messer und wir rangen darum. Er ließ das Messer los und packte mit beiden Händen meine Kehle „Ein kurzer Stich ist viel zu gnädig für dich“, sagte er mit einem teuflischen Lachen. Auf einmal wurde ich wütend. Ich durfte nicht aufgeben. Ich bekam das Messer zu fassen, doch mir wurde schwarz vor Augen. Ich konnte kaum noch Atmen. Nein, sagte ich mir. Nein, nein, nein! Mit einem letzten Versuch schlug ich mit dem Messer um mich. Und ich hatte Glück. Dennis stöhnte laut auf und sein griff lockerte sich. Ich richtete mich auf und stach lauten schreiend mit dem Messer auf ihn ein. Ich machte einfach weiter. Ich hörte auf. Tränen rannen mir übers Gesicht. Ich wollte einfach nur weg, aber ich bewegte mich nicht. Dennis Körper lag regungslos und blutend vor mir. Ich konnte nicht schreien, hatte keine Schuldgefühle, hatte keine Kraft mehr. Seltsam, dachte ich. Ich habe einen Menschen getötet. Ich betrachtete das Messer mit der blutenden Spitze. Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich gut. Dieses Gefühl war einmalig. Mein Blick viel auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht. Ich war schon so lange hier. Eine Tür öffnete sich. „Hallo!“, rief eine Männerstimme. „Hier ist die Polizei. Ist hier jemand?“ stille „Du meine Güte, Leute, ruft sofort einen Krankenwagen. Wir haben hier einen Verletzten.“ Wieder still. „Nein. Der Junge ist tot.“ Das war mein Dad. Warum war er hier? Polizisten, dachte ich, natürlich. Ich sah nochmal auf die Uhr in Dennis Zimmer. Halb eins.  Ich betrachtete das Messer. Warum nicht? Ich konnte es tun. Und irgendwie wollte ich es tun. Sam. Er hätte das auch getan, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Ich ging auf die Treppen, dann stieg ich langsam die Stufen hinunter. Die Klinge des Messers blitzte gefährlich im Licht der Taschenlampe von meinem Dad auf. Als er mich sah, blickte er mich schockiert an. Ich blickte ihn direkt in die Augen und flüsterte mit leerem Gesichtsausdruck :„Happy Birthday to me“

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