Seit genau 62 Tagen, 23 Stunden, 28 Minuten und 10 Sekunden wartete ich auf seine Nachricht. Echt jetzt, ich habe schon fast nicht mehr daran geglaubt. Er hatte es mir versprochen. Er hat geschworen, dass er mir schreiben würde. Und dann … endlich! Am 65. Tag, in der 4. Stunde, in der 20. Minute und in der 10. Sekunde, kam sie. Es war der 16. September, früh am Morgen. Sein Name auf meinem Handy-Display. Mein Herz raste, meine Hände zitterten. Sollte ich es wirklich öffnen?
Er schrieb, dass er keine Zeit hatte, aber mich jetzt unbedingt sehen wollte. Ich habe nicht lange gewartet, hab mich schnell fertig gemacht und bin zur Tramstation gelaufen. Mein Kopf war voll und ich habe nichts verstanden. Wie sollte ich ihn begrüßen? Beim Vornamen, so nah und doch irgendwie fremd? Oder doch lieber mit dem Nachnamen, so wie früher? Und was mache ich, wenn ich vor ihm stehe? Umarmen oder nur die Hand geben?
Als ich ankam, sah ich ihn sofort. Da saß er, ganz hinten in der Ecke. Die goldblonden Haare jetzt kurz geschnitten, früher waren sie schulterlang gewesen, und diese blauen Augen, die mich immer schon verrückt gemacht haben. Dasselbe T-Shirt, das er ständig trägt. Und dann dieses Lächeln. Dieses verdammte Lächeln, das mein Herz immer noch schneller schlagen lässt.
Ich setzte mich zu ihm. Erst mal kein Wort. Keiner von uns beiden wusste, was er sagen sollte. Dann fragte er leise, wie es mir geht. Da sind die Tränen nur so rausgeschossen. Ich konnte nicht anders. All die Sehnsucht, das Vermissen, alles kam hoch. Ich wusste selbst nicht mal, dass es so schlimm war. Und in dem Moment, als ich in seine Augen sah, wusste ich: er hat genauso gefühlt. Wir brauchten uns. Ab diesem Moment wollte ich ihm gehören und er mir.
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