Moskau 4:30 Supermarkt
Ich steckte meine Hände in die Taschen meines Hoodies. Obwohl das Wetter hier ziemlich rau ist, war ich ohne Jake unterwegs. Doch ich spürte durch das Adrenalin nichts. Meine hohen Stiefel liessen den frisch gefallen Schnee unter meinen Füssen knirschen. Nur nichts anmerken lassen. Mein Weg führte mich zum nahegelegenen Supermarkt und danach in mein Zimmer. Die Wärme schlug mir entgegen, als ich in den Supermarkt trat und liess meine Brille beschlagen. Ich ignorierte meine Mitmenschen, schnappte mir einen Korb und lief direkt zu den Hygieneartikeln. Schnell landeten Verband, Pflaster, eine Box Tücher, ein Schokoladenriegel und eine Flasche Wodka in dem Korb. Ich legte es aufs Band. Die Zeit drängte. Ich musste hier weg. Mein Blick wanderte prüfend über meine Schulter. Niemand hier, ausser einer alten Babuschka. Was machte die um diese Uhrzeit hier?
» двадцать один рубль «
, brummte der Verkäufer und ich legte die verlangten 21 Rubel auf den Tresen. Schnell packte ich alles zusammen und ging. Es hatte wieder angefangen zu schneien. So würden wenigstens meine Spuren verwischt werden. Es war nicht viel los und die paar Betrunkenen machten mir nichts aus. Ich fuhr mir mit der Hand über die Lippe. Sie hatte aufgehört zu bluten. Wenn ich dann die Wunde genäht hatte, musste ich sofort weiter. Die Jungs wollten den USB-Stick sicher wieder zurückhaben. Das heruntergekommene Hotel lag still und verlassen da. In der Empfangshalle sass niemand. Gut so. Zielsicher ging ich im Schnellschritt die Treppe hoch. Der Gang war mit einem roten, verdreckten Teppich ausgelegt. An den zerkratzten Türen, an denen die Farbe abblätterte, fehlten hier und da Messingziffern und auch die Zimmer waren nicht sonderlich ansehnlich. Ich schloss meine Tür auf und trat in den schlecht isolierten Raum. Die Blümchen Tapete fehlte an verschiedenen Stellen und gab damit die dunkelgrün gestrichene Wand dahinter frei. Ein Tisch, der von einem Buch gestützte wurde, stand mittig und rechts davon ein klappriges Bett. Doch mein eigentliches Ziel war die Tür weiter hinten im Raum. Ich verschloss die Tür und stellte meine Sachen auf den Klodeckel. Das Bad bestand nur aus Toilette, Waschbecken und Spiegel. Mit einer Bewegung zog ich mein Hoodie über den Kopf. Um meinen
Bauch hatte ich mit einem zerrissenen Shirt einen Verband gebastelt. Ich nahm ihn ab und begutachtete den Schnitt. Dieser Bastard hatte mich tatsächlich getroffen. Ich griff nach der Taschentuchbox und dem Wodka. Denn der Schnitt blutete noch leicht. Mit einer Hand öffnete ich die Flasche und kippte ein wenig auf zwei der Tücher. Es brannte, als ich den Schnitt desinfizierte. Doch es musste sein. Ich war es schon fast gewohnt. Der Schmerz war schon nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Ich legte die Flasche an meine Lippen und trank. Der Alkohol tat gut und wirkte ein bisschen betäubend. Ich griff in mein Necessaire, nahm Nadel und Faden heraus. Mit den Zähnen zertrennte ich den Faden an der gewünschten Stelle. Schnell war die Nadel desinfiziert und der Faden eingefädelt. Ich atmete durch und deckte die Nadel in meine Haut. Ich schrie nicht. Ich tat nicht der gleichen. Nur zwei Tränen lösten sich aus meinen Augen. Die Wunde war schnell genäht. Ich wischte das Blut weg und legte danach den Verband an. Mit einem Pflaster befestigte ich ihn. Ich nahm meinen Hoodie und zog ihn einfach wieder an. Ab jetzt ging es nur noch darum so schnell wie möglichwegzukommen.Ichwarverletztundsomit imNachteil.DieSachen, die ich nicht für meine Wunde gebraucht habe, wanderten in meinen Kulturbeutel und weiter in meine gepackte Sporttasche. Ich schulterte diese und verliess das Hotel.
Moskau 5:40 Flughafen
Ich war ohne Durchsuchung durchgekommen. Jeder ist bestechlich. In einem Flughafen Shop holte ich mir etwas Richtiges zu Essen. Den Riegel hatte ich noch im Taxi auf dem Weg hier her gegessen. Mein Blutzucker war im Keller. In der Wartehalle zog ich meinen Laptop hervor. Meine Tasche war zum Glück Handgepäck. Missmutig zog ich meinen Laptop aus meiner Tasche und steckte den USB-Stick ein. Schnell waren die Daten übertragen und das Geld auf meinem Konto. Zügig sah ich meine weiteren Aufträge durch. Mein Weg würde mich erst nach Polen und dann weiter nach Minsk führen. Mein Flug wurde aufgerufen und ich musste gehen. Auf zu einem neuen Auftrag.
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